Große Dhünn-Talsperre versorgt eine große Region Trotz Dürre kein Trinkwassermangel

Wermelskirchen · Derzeit verbrauchen Bürger zwischen 19 und 20 Uhr fast so viel Wasser wie die Trinkwasseraufbereitungsanlage Schürholz stündlich produzieren kann – eine Hauptursache ist die abendliche Bewässerung von Gärten.

 Aufnahme von der Dhünn-Talsperre aus etwa 100 Metern Höhe. Der Wasserversorgungsverband Rhein-Wupper plant vorausschauend, damit die Reservoirs auch in Trockenzeiten stets gefüllt sind. 

Aufnahme von der Dhünn-Talsperre aus etwa 100 Metern Höhe. Der Wasserversorgungsverband Rhein-Wupper plant vorausschauend, damit die Reservoirs auch in Trockenzeiten stets gefüllt sind. 

Foto: Lukas Zecher

Dieser Tage herrschen höchste Durchschnittstemperaturen, Experten rechnen damit, dass es ein Rekord- oder Jahrhundertsommer wird. Entsprechend begehrt ist Wasser. Die Einen schätzen eine abkühlende Dusche, Andere trinken reichlich „Kraneberger“ aus dem Wasserhahn. In der Spitze registriert der Wasserversorgungsverband Rhein-Wupper (WVV) einen Bedarf an dem kühlen Nass aus dem öffentlichen Netz von 1250 bis 1400 Kubikmeter pro Stunde. Das ist annähernd so viel, wie der 1960 auf Initiative des damaligen Rhein-Wupper-Kreises gegründete Zweckverband in seiner Trinkwasseraufbereitungsanlage Schürholz zwischen Stumpf und Arnzhäuschen in Wermelskirchen-Dabringhausen produzieren kann – die Anlage bereitet stündlich zwischen 500 und maximal 2000 Kubikmeter Trinkwasser auf. Dabei werden Verbandsmitglieder, zu denen auch Wermelskirchen gehört, und Vertragspartner mit aufbereitetem Talsperren-Wasser versorgt, wie WVV-Geschäftsführer und Betriebsleiter Günter Wasserfuhr beschreibt.

80 Prozent des Trinkwassers stammen ursprünglich in Form von sogenanntem Rohwasser aus der Großen Dhünn-Talsperre. 20 Prozent stammen aus der Agger-Talsperre, werden dem WVV vom Aggerverband als bereits aufbereitetes Frischwasser geliefert und im Versorgungsnetz dem Trinkwasser beigemischt. „Wermelskirchen und die übrigen Abnehmer in unserem Versorgungsgebiet bekommen somit ausschließlich Wasser, das ursprünglich aus einer Talsperre stammt“, betont Wasserfuhr.

Der Geschäftsführer erläutert die trifftigen Gründe für die Kooperation mit dem Aggerverband, die sich physisch in einer 1978 gebauten Verbindungsleitung zwischen den beiden Verbänden niederschlägt: „Steigender Wasserbedarf in den 1970er Jahren und die Versorgungssicherheit waren der Hauptgrund.“ Somit nimmt der WVV jährlich rund 1,1 Millionen Kubikmeter vom Aggerverband ab – was vertraglich geregelt ist. „Somit ist die Verbindungsleitung ständig in Betrieb, zum Erhalt ist das notwendig. Außerdem müssen wir ein gewisses Kontingent abnehmen, denn der Aggerverband möchte natürlich nicht nur für den Notfall vorhalten, ohne tatsächlich abzusetzen“, sagt Günter Wasserfuhr. Damit zielt er darauf ab, dass der WVV bei Bedarf maximal neun Millionen Kubikmeter Trinkwasser pro Jahr vom Aggerverband abnehmen kann. „Diese Vereinbarung gewährleistet die Sicherheit der Versorgung.“ Im Klartext: Fällt die Anlage in Schürholz aufgrund eines technischen Defekts oder beispielsweise eines Terroranschlags aus, kann der Aggerverband den jährlichen Wasserbedarf des WVV von 8,1 Millionen Kubikmetern (2017) abdecken. Die Einrichtung ist aber nicht nur rund um die Uhr besetzt und mit Alarmanlagen versehen, sondern neuerdings auch vollständig mit Videokameras überwacht.

Angesichts des hohen Wasserbedarfs, der zur Zeit herrscht, und sich in den Spitzenstunden eines Tages mit der maximal möglichen Aufbereitungsmenge deckt, müsse der WVV schon genau planen. „Wir haben ja Reservoirs, die die Spitzen abfedern“, unterstreicht Wasserfuhr. So hält die Anlage in Schürholz alleine 4000 Kubikmeter Trinkwasser vor. Im Moment würden die Verbraucher täglich zwischen 19 und 20 Uhr so viel Wasser benötigen, wie „kaum aufzubereiten“ sei, deshalb würde entsprechend vorgesorgt. „Zu dieser Tageszeit steigt der Verbrauch so deutlich an, weil dann alle die liebgewonnen Pflanzen im heimischen Garten oder auf ‚Balkonien‘ gießen“, nennt Günter Wasserfuhr die naheliegende Ursache.

„Das Trinkwasser kommt mit einem Druck von rund vier bar aus der Leitung“, sagt Wasserfuhr: „Das benötigen wir zum Duschen oder damit beispielsweise ein Durchlauferhitzer anspringt.“ Der Geschäftsführer und Betriebsleiter steht seit über 30 Jahren im Dienst des Zweckverbandes WVV Rhein-Wupper, der die kommunalen Stadtwerke beliefert: „Wir haben als Wasserversorger selten Kontakt zum Endverbraucher, weil immer die kommunalen Lieferanten zwischengeschaltet sind.“

Aus der Sicht eines „Aufbereiters“ lobt Wasserfuhr das Wasser aus der Dhünn-Talsperre: „Die Wasserqualität ist schon roh hervorragend. Wir entnehmen meist aus den tieferen Schichten der Talsperre das Wasser, weil in der Regel gilt: Je tiefer, desto besser die Qualität.“ Und der WVV weiß: Je besser das Rohwasser, desto geringer und kostengünstiger der Aufwand der Aufbereitung. „Unsere Kosten sind kaum abhängig von der Abgabemenge, da die Infrastruktur stets identisch ist. Lediglich der Energie- und Chemikalienaufwand erhöht sich, wenn die Menge des benötigten Wasser ansteigt“, sagt Wasserfuhr. So gibt es kaum Stellschrauben zur Kostensenkung.

Während diverse Filterschritte die ungelösten Partikel aus dem Rohwasser entfernen, säubert Ozon aus reinem Sauerstoff das Wasser von gelösten Stoffen. „Zur Desinfektion für den Weg durch das Leitungsnetz geben wir 0,06 Milligramm Chlor pro Liter hinzu“, sagt Wasserfuhr. Es sei eine äußerst geringe Menge an Chemiezusatz. Mindestens 0,05 Milligramm sind vom Gesetzgeber vorgeschrieben, die erlaubte Obergrenze liegt bei 0,3 Milligramm. „Unser Wasser ist gefiltert so gut, dass für Gesunde auch ohne Chlor keine Gefahr bestünde. Wir müssen jedoch die schwächsten Glieder in der Kette im Blick haben, wie alte oder immunschwache Menschen.“

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