Serie 60 Minuten Im Ehrenamt Deutsche Sprache fürs tägliche Leben

Wermelskirchen · Guido Freyermuth gehört zum Team der Sprachhelfer, das Flüchtlingen kostenlosen Unterricht im Evangelischen Gemeindezentrum anbietet. Vor allem Frauen nutzen das Angebot, denn es gibt dort auch eine Kinderbetreuung.

Im Evangelischen Gemeindezentrum herrscht Hochbetrieb. Viele Mütter mit ihren kleinen Kindern hängen ihre Jacken auf und kramen die Sprachbücher hervor. Guido Freyermuth hat seine Materialien im Unterrichtsraum bereits vorbereitet. Die Tafel ist sauber gewischt, seine eigenen Bücher liegen bereit. Freundlich begrüßt er die Teilnehmer, die nach und nach eintreffen. Viele deutsche Worte kennen sie noch nicht. Aber "Guten Tag" oder "Wie geht es dir?" bekommen die Frauen schon gut hin.

Jeden Tag bieten Ehrenamtliche im Evangelischen Gemeindezentrum Sprachunterricht für Flüchtlinge an. Auch Menschen, die aus anderen Gründen neu in Deutschland und in Wermelskirchen angekommen sind und Probleme mit der deutschen Sprache haben, sind willkommen. Zum Team der Sprachhelfer gehört auch Guido Freyermuth. Er hat eine der Gruppen am Dienstagvormittag übernommen, an den anderen Tagen sind andere Freiwillige im Einsatz.

Als sich die Tür hinter dem letzten Teilnehmer schließt, beginnt er mit ersten, einfachen Worten. Die Teilnehmer benennen Gegenstände. Später werden sie lernen, wie sie ihre Adresse, die Straße und Hausnummer benennen. Sie bilden einfache Sätze. "Wer hierher kommt, der steht oft ganz am Anfang mit der deutschen Sprache", sagt Freyermuth. Die Teilnehmer kommen freiwillig, es gibt kein Zertifikat, keine Punkte. "Diese Menschen zeigen die Bereitschaft, sich mit der neuen Lebenssituation aktiv auseinanderzusetzen", befindet er. Das verdiene Anerkennung und Unterstützung. Während die Männer häufig die Möglichkeit haben, an der Volkshochschule die geforderten Sprachkurse zu belegen, bleiben Frauen wegen der Kinderbetreuung oft auf der Strecke. Weil zum Sprachhelfer-Team aber auch eine Kinderbetreuung gehört, kommen die Frauen gerne ins Gemeindezentrum.

Dort lernen sie dann die deutsche Sprache für den Hausgebrauch. "Es ist wichtig, aus dem Alltag heraus zu denken", sagt Freyermuth. Weil einige Schüler schon mehr Deutschkenntnisse mitbringen, teilen die Ehrenamtlichen die Gruppe auf. Guido Freyermuth kümmert sich meistens um jene Schüler, denen die deutsche Sprache noch schwerfällt. "Wir machen kleine Schritte", sagt er. Das muss man vorher wissen, um nicht frustriert zu sein. Es gehe nicht um Erfolgserlebnisse, sondern um die ersten Schritte der Integration.

Unterstützung beim Unterricht bekommen die Ehrenamtlichen durch Bücher und Hefte, die auch eine gewisse Struktur vorgeben. Vorkenntnisse brauchen sie aber nicht, nur Freude an Sprache. "Jeder Ehrenamtliche macht das auf seine Weise", sagt der 54-Jährige. Und aus seinen eigenen Gründen. Er selbst habe sich vorgestellt, wie es sei, nach Syrien zu kommen, die Sprache nicht zu kennen und sich einfinden zu müssen. "Kein Weg geht an der Kommunikation vorbei", ist er sicher. Und deswegen habe er nicht gezögert, als er den Aufruf der Initiative "Willkommen in Wermelskirchen" gelesen habe, sich als Sprachhelfer zu melden. Die Hürden seien entsprechend niedrig gewesen, er selbst habe den Rahmen seines Engagements bestimmen können und schnell Freude an der Arbeit mit der Sprache gefunden.

Inzwischen trifft Guido Freyermuth beim Einkaufen zuweilen alte Schüler: "Und wenn wir uns dann unterhalten, dann staune ich und weiß, dass sich der Einsatz lohnt."

(RP)
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