Wermelskirchen Detektoren könnten die Biomüll-Probleme lösen

Wermelskirchen · Kommunen im Bergischen Land beklagen, dass immer mehr Stoffe im Biomüll landen, die nicht hineingehören. Detektoren könnten helfen.

Eine Kampagne, die kürzlich in Leichlingen begonnen hat und auch in Wermelskirchen bald vorangetrieben wird, soll endlich Besserung bringen: Biotonnen, die Müll enthalten, der dort nicht hineingehört, werden von Mitarbeitern des zuständigen Entsorgungsunternehmens neuerdings gezielt geprüft. Sind zu viele Stoffe darin, die nicht "bio" sind, lassen die Müllwerker sie stehen. Das Problem hat dann der Besitzer, der nachsortieren muss (BM berichtete).

Hintergrund dieser Aktion des Bergischen Abfallwirtschaftsverbands (BAV) ist, dass immer mehr Störstoffe im Biomüll landen. Das können Plastiktüten sein, aber auch Felgen oder Abflussrohre. Für Entsorger ist die sinkende Qualität von Biomüll ein Problem.

Der Kreis Euskirchen hat für das Problem aber schon lange eine effiziente Lösung gefunden. Seit fünf Jahren sind Müllfahrzeuge dort mit Störstoff-Detektoren unterwegs; in der Stadt Euskirchen selbst sogar seit zehn Jahren. Das Gerät ist an Sammelfahrzeugen angebracht und überprüft den Inhalt der Biotonnen, noch bevor er auf die Ladefläche geschüttet wird. Die Empfindlichkeit des Detektors ist einstellbar; es gibt die Stufen 0 und 1.

Hersteller ist die Firma Maier und Fabris aus Tübingen, die eigenen Angaben zufolge ein Patent auf die Detektoren besitzt. Die Geräte funktionieren mit einem Wirbelstrominduktionsverfahren. "Alles, was metallisch leitbar ist, wird gefunden", sagt ein Sprecher. Schlägt der Detektor aus, bleibt die Biomülltonne stehen.

Ihr Besitzer bekommt dann eine "Rote Karte". Er kann die Tonne nachsortieren und sie zwei Wochen später abholen lassen - oder sie gesondert entsorgen lassen, aber das kostet extra. "Wir kontrollieren nicht flächendeckend, sondern mal hier und mal da", sagt ein Sprecher des Kreises Euskirchen. "Wir hatten uns einen Effekt erhofft, er hat sich bestätigt. So gute Werte hat sonst keiner. Der Störstoffgehalt im angelieferten Biomüll beträgt im Jahresdurchschnitt 2,5 Gewichtsprozent." Die Akzeptanz der Bürger sei hoch. Mittlerweile wird weniger als ein Prozent der Tonnen nicht mitgenommen; kurz nach der Einführung waren es vier bis fünf Prozent. Ist der Anteil an Störstoffen im Müll zu groß, muss die Ladung nach Angaben des Kreises Euskirchen als Restmüll entsorgt werden. Das ist deutlich teurer für die Kommune. Landet der störstoffbelastete Müll in der Kompostierungsanlage, entsteht schlechter Kompost. Und der wird von vielen Kompostierungsanlagen an Landwirte und Garten-Landschaftsbauer weiterverkauft. Ist eine Plastiktüte im Kompost, landet sie schlimmstenfalls zerhäckselt auf Feldern - nicht so gut für die Umwelt. Und in den Vergärungsanlagen wird aus Kompost Biogas gemacht, aus dem Strom gewonnen werden soll. Ist Plastik im Biomüll, belastet das die Technik.

Plastik registrieren die Detektoren zwar nicht. Der Hersteller sagt aber: "In Tonnen, in denen Metall festgestellt wird, ist auch das meiste Plastik. Metall ist ein Indiz dafür, dass jemand nicht gut sortiert." Außerdem kommen metallische Stoffe und Plastik häufig kombiniert vor; so zum Beispiel bei Joghurtbechern.

Nach Angaben des Herstellers kostet ein Mülldetektor 55.000 Euro. Halten soll er 16 Jahre. Das mache am Tag Betriebskosten von 15,19 Euro. 150 Kommunen deutschlandweit nutzen die Detektoren laut Hersteller bislang.

(RP)
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