Serie Mein Arbeitsplatz Ein Forstwirt steht im Walde

Wermelskirchen · David Hopff wollte nie in einem Büro sitzen. Er wählte den Wald. Dort trifft er im Moment vor allem den Borkenkäfer.

 Hauptsache draußen: David Hopff ist gelernter Forstwirt und liebt seinen Beruf.

Hauptsache draußen: David Hopff ist gelernter Forstwirt und liebt seinen Beruf.

Foto: Theresa Demski

Der erste kühle Herbstwind fegt über die Wiese. Die inzwischen kahlen, braunen Fichten bewegen sich leise und haben dem Wetter nicht mehr viel entgegenzusetzen. „Der Borkenkäfer“, sagt David Hopff. Er zieht sich die Handschuhe an, schultert die Motorsäge und greift zum Seil.

Die ersten Schritte in den Wald führen ihn auf vertrautes Terrain. Dann deutet der 24-Jährige auf die Baumstämme. „Harz“, sagt er, „die Bäume versuchen, sich zu wehren.“ Allerdings habe ihnen der trockene Sommer zugesetzt. Und weil es nicht genug Wasser für die Fichten gab, sind sie dem Borkenkäfer nun schutzlos ausgeliefert. „Wir werden alle Fichten fällen müssen“, sagt Hopff und blickt sich dann in dem kleinen Privatwald um.

Für Forstwirte gibt es in diesen Monaten viel zu tun. Seit der Borkenkäfer vor anderthalb Jahren seines Siegeszug angetreten hat und die geschwächten Fichten reihenweise befallen und getötet hat, wird viel gefällt in der Region. Und obwohl das sein Handwerk ist, hofft David Hopff mit den Waldbesitzern und Kommunen, dass der nächste Frühling nicht so warm, der nächste Sommer nicht so trocken ist.

Jetzt legt der Forstwirt, der für den Forstbetrieb Renker arbeitet, die Säge auf den weichen Waldboden und sieht sich die Fichte genau an. „Baumansprache“ nennen das die Fachleute. „Wir überprüfen dann, wie der Baum gewachsen ist, ob er in eine Richtung hängt oder Besonderheiten mitbringt“, erklärt Hopff. Die meisten der Fichten sind hier gerade gewachsen. Allerdings grenzen sie die direkt an die Gärten der Anwohner. Und deswegen ist Vorsicht geboten: Während sich Betriebsleiter Jan Renker mit den Waldbesitzern und Anwohnern noch die kritischen Stellen am Waldrand ansieht, holt der junge Forstwirt schon das Werkzeug zusammen. Fällheber und Steigeisen, Keile und die eigene Ausrüstung. „Es ist wichtig, dass uns die Kleidung und die Schuhe gegen Schnitte der Motorsäge schützen kann“, sagt er und weist auf die Schnittschutzeinlagen hin. Als er den Helm aufsetzt, deutet er auf den Funkkopfhörer, der dort eingearbeitet ist. „Wir sind immer in Kontakt“, sagt er, „und nie alleine im Wald.“ Teamarbeit mache den Einsatz als Forstwirt aus – vor allem, wenn ein Baumkletterer in den Ästen arbeitet und ein Kollege am Boden. Jede Sekunde sei dann höchste Konzentration gefragt. „Und ein Blick für die Arbeit, die anfällt, ist wichtig“, sagt Hopff.

Er selbst sei genau dann in seinem Element. „Ich konnte mir nie vorstellen in einem Büro zu arbeiten“, sagt er, „ich wollte nach draußen.“ Und weil die Arbeit mit Holz in der Familie liege, sein Vater Tischler sei und er früh die Arbeit mit dem warmen Werkstoff geschätzt habe, sei er Forstwirt geworden. „Hier ist kein Tag wie der andere“, sagt er. Es gibt Wochen, in denen das Team des Forstbetriebs Renker in den öffentlichen Wäldern unterwegs ist, um die Holzernte zu übernehmen. Dann gibt es Zeiten, in denen sie Bäume in Privatgärten oder -wäldern abtragen, mit ihrer Kletterausrüstung den Bestand unter die Lupe nehmen. Und immer wieder kümmern sich die Fachleute aus Wermelskirchen auch um Pflegearbeiten. Aber eines steht fest: Der Einsatzort ist unter freiem Himmel.

Dort allerdings sind die Forstwirte auch dem Urteil von Wanderern und Spaziergängern ausgesetzt. „Manchmal müssen wir uns ganz schön harsche Kritik anhören, wenn wir fällen“, sagt Hopff. Die Menschen haben wenig Verständnis für die Motorsäge. Dann versuchen die Forstwirte ihre Arbeit zu erklären: Wer Wälder sich selbst überlasse, tue ihnen keinen Gefallen. „Wir fällen auch deswegen, um anderen Bäumen die Chance zu geben, weiterzuwachsen“, sagt er. Und oft seien Bäume eben von Schädlingen befallen. „Und wir dürfen auch nicht vergessen, dass Holz ein Werkstoff ist und verarbeitet wird“, sagt Hopff. Deshalb seien Wirtschaftswälder und auch die Einnahmen wichtig. „Deswegen stehen in diesen Wäldern auch Bäume ganz verschiedenen Alters“, erklärt der Forstwirt, „manche bleiben stehen, manche werden gefällt. Es ist ja nicht so, dass wir roden.“

Dann klappt er seinen Helm runter, wirft die Motorsäge an und bringt die erste kaputte Fichte zu Fall.

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