Wermelskirchen Der Wald ist viel mehr wert als sein Holz

Wermelskirchen · Forstwirt Stefan Springer berichtete in der Sitzung des Umweltausschusses über den Erholungs- und Naturschutz-Wert des heimischen Forsts.

 Der Preis für Nadelholz ist gefallen, weil durch Sturmschäden mehr Holz auf dem Markt ist. Aber der eigentliche Wert des Waldes liegt in seinen vielen positiven Effekten für Mensch und Umwelt. Teifel (Archiv)

Der Preis für Nadelholz ist gefallen, weil durch Sturmschäden mehr Holz auf dem Markt ist. Aber der eigentliche Wert des Waldes liegt in seinen vielen positiven Effekten für Mensch und Umwelt. Teifel (Archiv)

Foto: Teifel Udo

In Japan wird Menschen seit Jahren die Therapie des sogenannten Waldbadens angeboten. Sie halten sich zwischen den Sauerstoffspendern auf, werden ruhiger und leben wieder auf. Seit die Bücher von Peter Wohlleben über die Geheimnisse des Waldes und seine gesundheitsstärkenden Wirkungen zum Bestseller geworden sind, sehen viele Menschen den Forst mit etwas anderen Augen - und erahnen seinen eigentlichen Wert.

Bisher stand dieser eher unter dem Gesichtspunkt Holzvermarktung, jetzt haben Fachleute andere Werte errechnet. Darüber berichtete Forstwirt Stefan Springer jüngst in der Sitzung des Ausschusses für Umwelt und Natur.

"Hier geht es einmal nicht um die wirtschaftliche Leistung des Waldes", sagte er einleitend. Vielmehr solle der Erholungswert in den Fokus gerückt werden. "In anderen Ländern wird bereits Geld für den Waldspaziergang erhoben", berichtete er. Dies soll hier allerdings nicht geschehen, der Zugang zu den heimischen Wäldern bleibt frei - selbst wenn sie in Privatbesitz sind. Aber anhand einer Beispielrechnung wird deutlich, dass der Waldbesuch eine erkleckliche Summe einbringen würde, wenn "Eintritt" erhoben werden würde. Ausgehend von etwa 35.000 Einwohnern in Wermelskirchen, von denen ein Drittel einmal in der Woche in den Wald geht, würden bei einer Waldgebühr von einem Euro pro Besuch 436.000 Euro zusammenkommen. Auch der Naturschutz-Wert wurde beispielhaft anhand einer Formel errechnet. 52 Hektar Naturschutzfläche gibt es in Wermelskirchen. Nach Angaben des Umweltministeriums werden Biotopwert-Punkte vergeben: sechs Punkte pro Quadratmeter, je Punkt wurde ein Euro zugrundegelegt, bei einem Zins von 2,5 Prozent kämen für Wermelskirchen 78.000 Euro pro Jahr zusammen.

Neben diesen Beispielrechnungen zeigte Springer auf, dass Wermelskirchener Wälder beim jüngsten Sturm Friderike vergleichsweise glimpflich davongekommen sind. 250 Festmeter Holz fielen dem Sturm zum Opfer, hinzu kommen noch 150 Festmeter und 100 Festmeter Folgeschäden. Im gesamten Bergischen Land sah die Bilanz dramatischer aus: 85.000 Festmeter Holz "raubte" der Sturm.

Das wirke sich auf den Holzpreis aus. Um etwa zehn Prozent seien die Preise für Nadelstammholz gefallen. Die Erlöse seien somit gesunken, berichtete der Forstwirt.

(pd)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort