Wermelskirchen Der Ton gegen Polizisten wird rauer

Wermelskirchen · Im Rheinisch-Bergischen Kreis hat es im vergangenen Jahr 60 Fälle von Gewalt gegen Polizisten gegeben. Die Zahlen in aus diesem Jahr zeigen keine Zunahme, aber aus Sicht der Kreispolizei wird der Umgang mit den Beamten schroffer.

 Gestellte Szene fürs Foto: Ein Mann geht mit einer Waffe auf die Polizisten zu - eine Form von Gewalt gegen Beamte. Sie erleben auch, dass sie bespuckt, beschimpft und bedroht werden. Viele haben keinen Respekt mehr vor den Ordnungshütern.

Gestellte Szene fürs Foto: Ein Mann geht mit einer Waffe auf die Polizisten zu - eine Form von Gewalt gegen Beamte. Sie erleben auch, dass sie bespuckt, beschimpft und bedroht werden. Viele haben keinen Respekt mehr vor den Ordnungshütern.

Foto: Jochen Tack / MIK NRW

Keine steigende Tendenz. Das kann Kreispolizeisprecherin Sheila Behlert über Gewalt gegen Polizisten im Rheinisch-Bergischen Kreis sagen. Im vergangenen Jahr gab es 60 solcher Fälle, in diesem Jahr waren es bis Ende August 40. Neben Odenthal war Wermelskirchen 2016 die Stadt im Kreis mit den wenigsten Angriffen auf Polizisten. Nur zweimal wurden Beamte angegangen. In diesem Jahr waren es vier Fälle. Zum Vergleich: In Bergisch-Gladbach waren es 2016 15 Fälle.

Auch wenn die Zahlen keine Zunahme an Gewalt gegen Polizisten zeigen, deutlich zu spüren sei nach Angaben der Polizeisprecherin aber, dass der Ton gegenüber den Beamten immer rauer werde. "Die Aggressivität nimmt allgemein zu, auch im Straßenverkehr", stellt Behlert fest. Vermehrt würden aufgebrachte Bürger Polizisten anspucken. "Dieses Phänomen nimmt auch immer weiter zu", sagt Behlert. Sie hat eine Erklärung für das Verhalten: "Ich empfinde es so, dass bestimmte TV-Formate diesen Umgang mit Polizisten als normal darstellen. Die Zuschauer denken, dass Anschreien und Pöbeln gegen Polizisten alltäglich ist", sagt Behlert.

Viele Beamte würden auch nicht jeden Übergriff auf sie zur Anzeige bringen. "Einige Kollegen sagen, dass Kratzer dazugehören und nicht so schlimm sind", sagt Behlert. Sie selbst ist auch schon Opfer von Gewalt gegen Polizisten geworden. "Ich hatte schon Kratzwunden, wurde getreten. Einmal wurde mein Finger angeknackst und ich musste einen Gipsverband tragen", erzählt sie. Daraufhin war sie vier Tage krankgeschrieben und danach im Innendienst.

Beleidigungen, Bedrohungen, körperliche Angriffe und Widerstand mit Gewalt sind die drei häufigsten Delikte gegen Polizeibeamte im Rheinisch-Bergischen Kreis. "Widerstand fängt schon an, wenn jemand einen Platzverweis bekommt, trotzdem dort bleibt und sich sperrt", sagt Behlert. Blaue Flecken seien an der Tagesordnung, oftmals auch Bedrohungen. "Das sind dann Bedrohungen gegen Leib und Leben", erklärt Behlert. "Es gibt Täter, die uns damit drohen, uns oder Familienmitglieder umzubringen, wenn sie aus dem Gefängnis kommen."

Bei einem Routineeinsatz in Wermelskirchen an der Eich wegen Ruhestörung wurden die Beamten auch angegriffen. "Der Mann hatte die Musik sehr laut an und sollte sie leiser machen", sagt Behlert. "Er wollte das nicht, wurde aggressiv und beschimpfte die Kollegen als ,Nazi-Polizisten' und ,Terroristen'." Als er dann mit erhobenen Fäusten auf die Beamten zuging, nahmen diese ihn fest. Auch bei der Matinee während der Kirmes im vergangenen Jahr kam es zu Gewalt gegen Polzisten. Diese wurden auf eine Frau in der Menge aufmerksam, die hysterisch schrie, und wollten ihr helfen. Ein Mann mischte sich ein und wurde aggressiv. "Er behinderte die Arbeit der Kollegen. Sie forderten ihn auf, zur Seite zu gehen, das tat er nicht und wurde dann aggressiv", erzählt Behlert. Die Beamten nahmen den Mann fest. Die Polizeisprecherin stellt fest: "Wie wissen nie, was uns erwartet, wenn wir zu einem Einsatz gerufen werden. Es kann auch schnell eskalieren."

(eler)
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