Gemeindeleben in Wermelskirchen Pfarrer Keller kehrt zu beruflichen Wurzeln zurück

Dabringhausen/Dhünn · Zum ersten Mal haben die evangelischen Gemeinden Dhünn und Dabringhausen einen gemeinsamen Pfarrer. Albrecht Keller ist kein Unbekannter. Vor 25 Jahren trat er sein Vikariat in Dhünn an. Jetzt freut er sich auf die neue Aufgabe.

Pfarrer Albrecht Keller kommt von der Evangelischen Kirchengemeinde Remlingrade/Dahlerau und ist nun neuer Pfarrer in Dabringhausen/Dhünn. 
  Foto: Jürgen Moll

Pfarrer Albrecht Keller kommt von der Evangelischen Kirchengemeinde Remlingrade/Dahlerau und ist nun neuer Pfarrer in Dabringhausen/Dhünn. Foto: Jürgen Moll

Foto: Jürgen Moll

Neulich stand er beim Bäcker in Dabringhausen in der Schlange, als ihn eine Frau ansprach. Er habe doch damals ihre Mutter beerdigt, erzählte die Frau. Sie könne sich gut erinnern und heiße ihn willkommen zurück im Dorf. „Es ist ein bisschen wie Nachhause kommen“, sagt Pfarrer Albrecht Keller. Das gilt für Dabringhausen, aber erst recht für die Evangelische Kirchengemeinde in Dhünn. Beide haben zum ersten Mal einen gemeinsamen Pfarrer – und viele der Menschen kennen ihn schon.
Denn als Albrecht Keller damals frisch von der Uni kam, da trat er in Dhünn sein Vikariat an. 1997 traf er zum ersten Mal auf Pfarrer Reinald Rüsing. „Die Zusammenarbeit habe ich immer als gelebte Bruderschaft empfunden“, sagt Keller heute. 13 Jahre blieb er in Dhünn: Nach dem Vikariat trat er eine Sonderdienststelle an – in Dhünn und gleichzeitig beim CVJM Westbund, wo er sich um die Jugend- und Konfirmandenarbeit kümmerte. Als die Stellen für Pfarrer anschließend knapp, aber die für Lehrer reich gesät waren, erinnerte er sich an seinen ersten Berufswunsch: das Lehramt. Er hatte mit Französisch und Evangelischer Religion auf Lehramt an der Uni gestartet, bevor er in die Theologie abgetaucht war – beide Studiengänge brachte er zum Abschluss. Also setzte er nachträglich Latein oben drauf und arbeitete dann als Lehrer in Leverkusen und Wermelskirchen, Lüttringhausen und Remscheid. „Aber den Traum von einer Gemeindepfarrstelle hatte ich nie aufgegeben“, sagt er heute. Auf dem Rückweg ins Pfarramt schickte ihn die Landeskirche erst als Springer nach Mettmann, dann nach Lüttringhausen. Und schließlich bewarb er sich für die Pfarrstelle in Dahlerau und Remlingrade. 2018 trat er dort seinen Dienst an. „Spätestens nächstes Jahr hätte dort wohl auch eine Reduzierung der Pfarrstelle auf 50 Prozent angestanden“, sagt er.
Ob er die Entwicklungen in Dhünn im Hinterkopf gehabt habe? „Ja“, sagt er ohne zu zögern. Natürlich habe er gewusst, dass Reinald Rüsing und Elke und Rüdiger Mielke in den Ruhestand gehen würden. Und er hatte auch geahnt, dass es dann zu einer Zusammenarbeit der Gemeinden kommen könnte. Anfang des Jahres bewarb er sich auf die Stelle. „Das war für mich eine Herzenssache“, sagt Keller. Die Presbyterien stimmten zu. Seit August ist er zurück – als Pfarrer in Dhünn (40 Prozent) und Dabringhausen (60 Prozent).
Jugendliche, die er damals als Konfirmanden kennenlernte, sind heute Presbyter, Erzieherinnen oder Lehrerinnen. Es gebe viele Freundschaften, die seit damals bestünden. „Ich habe mich bei meinem ersten Besuch in Dhünn damals schon über diese Offenheit und Herzlichkeit gefreut“, sagt er. „Und die Menschen sind fest im Glauben gegründet.“ Damals wie heute. Genau diese Beobachtung habe er noch an einem anderen Ort gemacht: Als er vertretungsweise Ende der 1990er Jahre erste Gottesdienste in Dabringhausen hielt, traf er auch hier auf Menschen, die ihm voller Zuversicht auf Gottes Wirken begegneten. Was womöglich wenige glaubten, das sagt Keller heute aus voller Überzeugung: „Diese beiden Gemeinden passen zueinander.“ Und er fühle sich genau hier richtig und wohl. Ihre gemeinsame Überzeugung: „Gott geht mit mir in alles hinein, durch alles hindurch und aus allem hinaus“, sagt Keller, „diese Erfahrung habe ich nicht nur einmal gemacht“.
Also hat er auch keine Angst vor der neuen Herausforderung. Dhünn und Dabringhausen hätten die pfarramtliche Verbindung gut und gemeinsam vorbereitet. „Zwei anspruchsvolle Gemeinden“, sagt Albrecht Keller, „das wird kein Sonntagsspaziergang.“ Stattdessen taste man sich nun gemeinsam an die neue Situation heran. Er wird sonntags zwei Gottesdienste halten – erst in Dhünn und dann in Dabringhausen. „Dann geht es erstmal vor allem um die Grundversorgung“, sagt er und denkt an Beerdigungen, Taufen und Trauungen. Konfi-Arbeit wird in beiden Dörfern stattfinden – aber auf Begegnungen setzen, wie bei der gemeinsamen Freizeit im Herbst. In Dabringhausen hat er die neue Gemeindepädagogin Ulrike Würth an seiner Seite. „Und viele Ehrenamtliche sind im Einsatz“, sagt er. Darum wird es auch künftig noch gehen: Mitarbeiter werben und begleiten. „In diesem Moment steckt eine Chance“, sagt er, „Ehrenamt wird noch mal einen neuen Stellenwert bekommen.“ Dann übernähmen Ehrenamtliche Verantwortung, brächten sich mit ihren Gaben ein. „So kann Gemeinde auch wachsen“, ist Keller sicher. Darauf setzt er – und will seine eigene Rolle in diesem neuen Konstrukt finden.
Fürs erste zieht er mit Ehefrau Anne und den Töchtern Henriette und Marei in die Pfarrwohnung in Dabringhausen. „Das ist gut, hier erstmal anzukommen“, sagt er. Wenn das Pfarrhaus in Dhünn dann bereit für den Umzug der Familie ist, das hat er mit den Presbyterien so abgesprochen, will Familie Keller umziehen – zurück nach Dhünn.


INFO

Gemeinsames Programm am Sonntag

Termin Zu einem gemeinsamen Programm laden die Gemeinden Dhünn und Dabringhausen am Sonntag, 11. September ein: Statt der Vormittagsgottesdienste beginnt um 15 Uhr ein fröhliches Beisammensein bei Kaffee und Kuchen im Gemeindehaus Dabringhausen. Es schließt sich eine kleine Wanderung an. Bei Regen gibt es ein Alternativprogramm. Um 18 Uhr beginnt ein gemeinsamer Familiengottesdienst in der Kirche Dabringhausen.