„Sensenhammer“ in Wermelskirchen Der Kirchhof wird zur Schmiede

Wermelskirchen · Der Aktionsnachmittag von St. Michael in Wermelskirchen begeistert Väter und Kinder. Ehrenamtliche des Industriemuseums „Freudenthaler Sensenhammer“ aus Leverkusen waren zu Gast.

 Konzentrierter Blick: Jan schmiedet mit Unterstützung von Heinz Vogt einen Kleiderhaken.

Konzentrierter Blick: Jan schmiedet mit Unterstützung von Heinz Vogt einen Kleiderhaken.

Foto: Theresa Demski

(resa) Jan nimmt entschieden den schweren Hammer zur Hand. „Ich mag handwerkliche Arbeit“, sagt der Neunjährige. Und dann blickt er in das Feuer, das dank der Steinkohle für Hitze auf dem Kirchhof neben der katholischen Kirche St. Michael sorgt. Als Heinz Vogt die Zange aus dem Feuer holt und den heißen, glühenden Nagel auf den Amboss legt, macht sich Jan bereit. Den ersten Schlag setzt der Profi, den zweiten der Junge. Nach und nach verwandelt sich der Drahtstift in einen Haken. Heinz Vogt erklärt den Kindern jeden Schritt, erinnert sie zuweilen an die Hitze und die Kraft des Feuers. Und er zeigt ihnen genau, wie sie die Schläge auf das heiße Eisen setzen müssen. Als der Haken im Wassereimer für ein lautes Zischen sorgt, ahnt Jan schon, dass sein erstes Meisterwerk des Tages fertig ist. „

Den hänge ich auf jeden Fall in mein Zimmer“, sagt er. Währenddessen bestaunt sein Vater Norbert Schauerte den selbst geschmiedeten Haken. „Das ist eine schöne Aktion“, freut er sich, „auch weil es mal eine Veranstaltung ist für uns Väter gemeinsam mit den Kindern.“

Genau diesen Raum für Väter und ihre Kinder hat sich das Familienzentrum gewünscht und deswegen den Nachmittag mit Amboss und Feuer organisiert. Für die Realisierung sorgen am Samstagnachmittag die Ehrenamtlichen des Industriemuseums „Freudenthaler Sensenhammer“ aus Leverkusen. Heinz Vogt und sein Kollege haben Feuer und Werkzeug, Amboss und Drahtstifte mitgebracht und geben den Kindern und ihren Vätern die Möglichkeit, die Schmiedearbeit selbst auszuprobieren. „Wir wollen den Menschen zeigen, wie das alte Handwerk ausgesehen hat“, sagt Heinz Vogt und berichtet von vielen bunten Aktionen rund um das Industriemuseum, die sie mit der gleichen Motivation auf die Beine stellen. Kinder würden eine wunderbare Offenheit für die Handwerkskunst und die Erzählungen aus alten Zeiten mitbringen, sagt Vogt. Am Samstagnachmittag allerdings bleiben auch ältere Passanten am Kirchhof stehen. „Den Geruch habe ich sofort erkannt“, sagt ein älterer Herr, „er erinnert mich an meine Kindheit und an meinen Großvater in der Schmiede.“ Er blickt den Kindern und ihren Vätern über die Schulter und freut sich über die Aktion auf dem Kirchhof.

Währenddessen hat Norbert Schauerte den Hammer zur Hand genommen. Er fertigt ein kleines Blatt, das später als Anhänger dienen kann. „Mir kommt diese Aktion sehr entgegen“, sagt er als er entschlossen auf das heiße Eisen schlägt, „ich bin durch und durch Handwerker.“ Jan und die anderen Jungen und Mädchen erleben ihre Väter unterdessen in einer ganz neuen Rolle. „Ich finde diesen Nachmittag richtig gut“, sagt der Neunjährige und dann fährt er mit der Hand ein bisschen stolz die Kontur seines selbst geschmiedeten Hakens nach.

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