Überraschung in Wermelskirchen Der BGV schmeißt hin – kein Buchprojekt zum Stadtjubiläum 2023

Wermelskirchen · Völlig überraschend hat der Geschichtsverein die Arbeiten gestoppt und die Stadt vor den Kopf gestoßen. Dort wird nun ein Jubiläumsbuch geplant.

 Thomas Wintgen (l.), Marita Bahr und Volker Ernst gehören zum Redaktionsteam. Ende 2019 waren sie noch zuversichtlich, ein 500 Seiten starkes Jubiläumsbuch präsentieren zu können. 

Thomas Wintgen (l.), Marita Bahr und Volker Ernst gehören zum Redaktionsteam. Ende 2019 waren sie noch zuversichtlich, ein 500 Seiten starkes Jubiläumsbuch präsentieren zu können. 

Foto: Stephan Singer

Der Vorstand des Bergischen Geschichtsvereins hat sich anscheinend übernommen – und jetzt die Reißleine gezogen: Der BGV Wermelskirchen wird zum Stadtjubiläum 2023 kein Buch mit den angekündigten 500 Seiten veröffentlichen. Das teilte Vorsitzender Volker Ernst jetzt schriftlich mit.

Vorstand und Redaktionsteam haben einstimmig beschlossen, das Projekt zu beenden, heißt es in einer Presseerklärung von Volker Ernst. „Unsere Entscheidung wird viele sicher überraschen und möglicherweise verärgern. Aber die notwendigen Erkenntnis zu dieser Entscheidung haben sich erst im Laufe der Zeit eingestellt.“ So hätten die vielfältigen notwendigen Recherchen und Vorarbeiten dem anfangs neunköpfigen Redaktionsteam vor Augen geführt, dass viele Themen, die eine Forschungsarbeit zwingend notwendig machen, aus der Konzeption des Buches gestrichen werden mussten. „Dies lag teils an Zeitgründen von Ehrenamtlern, teils an mangelnden Kompetenzen sowie an anderen fehlenden Ressourcen“, so Ernst.

Dabei gab es im Dezember 2019 bei Vorstellung des Buchprojektes schon mehr als 200 Themen-Ideen und für zwei Drittel der Kapitel auch Autoren. Wobei sich damals schon ein Problem abzeichnete. Marita Bahr vom Redaktionsteam: „Gesprächsbereit sind viele, erzählen wollen alle gern. Aber recherchieren und schreiben wollen die wenigsten.“

Laut Ernst trägt auch die Corona-Pandemie dazu bei, das Projekt einzustellen. So sei seit anderthalb Jahren Archivarbeit kaum möglich gewesen. Die bisher ermittelten Geschichtsthemen werden aber nicht zum Jubiläum veröffentlicht, sondern nach weiteren Untersuchungen über den Zeitpunkt des Jubiläums weiter bearbeitet. „Wir ziehen es vor, uns diverser Themen intensiv forschend zuzuwenden und später zu veröffentlichen“, lautet die klare Absage fürs Jubiläumsbuch. Zudem haben Vorstand und Redaktionsteam jetzt erst erkannt, dass der Verwaltungsaufwand für das Projekt die vorhandene Personalkapazität völlig überstiegen hätte. So könne der BGV in den eineinhalb Jahren die notwendigen Arbeiten – von der Erstellung bis Prüfung der Texte und Quellenarbeit über Korrektur, Auswahl der Fotos und Klärung der Veröffentlichungsrechte sowie der Abstimmung mit dem Verlag – nicht mehr erledigen.

Die Stadt ist nicht begeistert von dieser Entwicklung: „Die Absage hat uns zum jetzigen Zeitpunkt natürlich überrascht, weil wir nichts davon wussten, dass die Probleme so gravierend sind“, erklärt Stadtsprecherin Kathrin Kellermann auf Anfrage der Redaktion. „Wir hätten uns eine frühere Info gewünscht, um vielleicht noch unterstützen zu können.“

Der BGV war damals nicht von der Stadt beauftragt worden mit diesem ambitionierten Buchprojekt, so die Sprecherin. Die Stadt habe aber zugeliefert: Die neue Archivarin Tina Nötzel stand in regem Kontakt mit dem BGV. „Die Stadt hat dem BGV Zugang zum Archiv, den Fotos und den entsprechenden Akten ermöglicht. Tina Nötzel hat auch mehrfach angeboten, bei den Recherchearbeiten zu helfen und sich einzubringen. Deshalb sind wir von der Absage auch überrascht“, so Kellermann.

Dennoch soll das Stadtjubiläum nicht ohne Jubiläumsbuch gefeiert werden. „Wir haben kurzfristig ein neues Konzept für ein Buch entwickelt, das unter dem Motto ,150 Jahre – 150 Geschichten’ steht“, so die Stadtsprecherin. Es sei sicher sportlich, so ein Buchprojekt zu stemmen. In den nächsten Tagen wird ein Arbeitskreis ins Leben gerufen, der die Planungen vorantreibt. „Wir werden uns aber eher auf die menschlichen Geschichten aus der Stadt konzentrieren, die nicht so ein fundiertes historisches Wissen voraussetzen“, sagt die Stadtsprecherin. „Aber natürlich werden wir mit dem BGV in Kontakt treten, ob uns die Mitarbeiter des Redaktionsteams dort mit Anregungen, fotos, Infos oder Geschichten unterstützen wollen.“

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