Serie Leben im Alter Dem Tod seinen Schrecken nehmen

Wermelskirchen · Etwa 50 bis 60 Menschen nehmen pro Jahr die Hilfe der ehrenamtlichen Begleiter des Hospizvereins in Anspruch.

 Koordinatorin Anke Stolz (links) und die Vorsitzende des Vereins, Anne Engels.

Koordinatorin Anke Stolz (links) und die Vorsitzende des Vereins, Anne Engels.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Wenn der Lebensweg zu Ende geht, will der Mensch nicht alleine sein. Denn der Tod ist und bleibt das letzte Mysterium für jeden Einzelnen. Die Ungewissheit darüber, ob danach noch etwas kommt oder nicht, kann einen Menschen umtreiben und ängstigen, umso mehr, je näher der Moment rückt. Die Hospizbewegung, die Mitte der 1990er Jahre aus Großbritannien nach Deutschland kam, hat es sich zur Aufgabe gemacht, Menschen auf ihrem letzten Weg zu begleiten.

„Im Juni 1998 hat sich in Wermelskirchen ein Hospizverein gegründet“, sagt Anne Engels, Vorsitzende und Mitgründerin des Vereins. Zu Anfang waren es nur sechs Mitglieder, die sich um Sterbende kümmern wollten. „In den vergangenen 21 Jahren hat sich eine ganze Menge getan“, sagt Anne Engels weiter. Vor allem in der Außenwahrnehmung, wie sie betont. „Heute wird man nicht mehr komisch angeguckt, wenn man etwas mit Sterbenden zu tun haben will. Es ist kein Tabu mehr.“ Die Arbeit sei dabei aber die gleiche geblieben – lediglich die Rahmenbedingungen hätten sich geändert.

Was sich schon alleine an den Räumlichkeiten in der Königstraße 102, gleich hinter dem Krankenhaus, zeigt. „Vor vier Jahren haben wir diese Wohnung gemietet und hergerichtet. Es war uns sehr wichtig, dass wir unsere Treffen und die Veranstaltungen in einem schönen Ambiente abhalten können. Deswegen haben wir die Wohnung angemietet und entsprechend eingerichtet“, sagt Anne Engels. Und in der Tat – die Räumlichkeiten sind hell, freundlich und vermitteln eine geradezu heimelige Atmosphäre.

Aus den damals sechs Mitgliedern der Anfangstage sind mittlerweile 31 geworden, die ehrenamtlich aktiv als Sterbebegleiter arbeiten. Koordiniert werden sie von Anke Stolz und Annette Gennat. „Wir haben derzeit 28 Frauen und drei Männer, ein also recht unausgewogenes Verhältnis“, sagt Anke Stolz. Und fügt lächelnd an: „Wir würden uns schon ein paar mehr Männer wünschen. Denn gerade wenn jüngere Männer begleitet werden, wäre es für männliche Begleiter manchmal einfacher“, sagt die Koordinatorin.

Zusammen mit den Hospizvereinen in Radevormwald und Remscheid werden die Begleiter ausgebildet. Acht Abende und fünf Wochenenden dauert die Ausbildung. „Wir führen im Vorfeld Gespräche mit den Interessenten. Da kann man schon mal abklopfen, ob die Arbeit etwas für einen ist. Aber auf jeden Fall muss die Ausbildung absolviert werden, ohne sie kann man keine Begleitung machen“ betont Anke Stolz. Das ist auch Anne Engels wichtig. „Wir bilden unsere Helfer sehr gut zum Trauer- oder Sterbebegleiter aus. Deswegen bemühen wir uns auch immer um Spenden, damit wir unsere Mitglieder gut ausbilden können.“

Auch jenseits der eigentlichen Ausbildung gibt es über das Jahr verteilt unterschiedliche Fort- und Weiterbildungen im Verein. „Einmal im Jahr etwa eine Dreitagesfortbildung. Das ist immer sehr intensiv, aber auch hilfreich. Denn da können sich auch die Begleiter untereinander besser kennenlernen“, sagt Anne Engels. Begleitungen können ganz unterschiedlich lange dauern, sagt die Vorsitzende des Hospizvereins. „Ich habe einmal eine Begleitung gemacht, die dauerte insgesamt sechs Jahre. Andere sind nach nur wenigen Stunden vorbei.“ An die lange Begleitung denke sie immer wieder zurück, vor allem an das Ende. „Die Frau, die ich da begleitet habe, wollte mich zum Schluss noch einmal sehen – und ist dann gestorben.“

Begleitungen von Demenzkranken könnten oft länger dauern, bei an Krebs erkrankten sei das Ende hingegen meist absehbar, ergänzt Anke Stolz. Pro Jahr würde der Verein etwa 50 bis 60 Begleitungen machen, 80 Prozent der Begleiteten seien dabei Senioren. „In der Regel kommen die Angehörigen, das Pflegepersonal oder Ärzte auf uns zu. Die Betroffenen selbst müssen zwar zustimmen, kommen von sich aus aber selten“, sagt Anke Stolz.

Ihr Blick auf den Tod habe sich durch ihr Ehrenamt deutlich verändert, sagt die Vorsitzende Anne Engels. „Die Begleitungen können eine unheimliche Bereicherung für das eigene Leben sein. Ich habe mittlerweile ein offenes Verhältnis zum Tod – und auch keine Angst mehr davor.“ Man sollte versuchen, mit sich selbst im Reinen zu sein, dann könnte der Tod ein Stück seines Schreckens verlieren.

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