Wermelskirchener Unternehmen Steinco ist saniert

Wermelskirchen · Das Traditionsunternehmen hat seine Profitabilität zurückgewonnen. Das Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung wurde beendet. Alle Gläubiger erhalten ihr Geld zurück. Das Tochterunternehmen Steinconnector GmbH wurde gegründet.

 Durchatmen bei Steinco: Michael Pesch, Volker Schreck und Ralf Goos (v.l.) blicken optimistisch in die Zukunft.

Durchatmen bei Steinco: Michael Pesch, Volker Schreck und Ralf Goos (v.l.) blicken optimistisch in die Zukunft.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Harte neun Monate liegen hinter Steinco. Für die Geschäftsführung, für die Mitarbeiter. Seit Montagmittag liegt der Erfolg dieses Engagements auf dem Tisch: Der Aufhebungsbeschluss des Amtsgerichtes Köln. Damit ist das Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung beendet. Sanierungsgeschäftsführer Volker Schreck übergibt die Leitung an eine teils neu aufgestellte Geschäftsführung. Denn das Traditionsunternehmen Steinco Paul vom Stein GmbH beherbergt nicht mehr alle Produkte unter diesem Firmennamen. Steinco steht eigentlich ab heute für Rollen und Räder, die neu gegründete Tochtergesellschaft Steinconnector GmbH für die Sparte Schnellverschlusskupplungen.

Im November 2018 entschied sich die Steinco-Geschäftsführung zum Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung, begleitet von der Beratungsgesellschaft Buchalik und Brömmekamp. Die setzte Volker Schreck als Sanierungsgeschäftsführer ein. Vorausgegangen waren schwierige Verhandlungen mit der Automobilindustrie. Die wurde bis voriges Jahr von der Steinco-Dreherei direkt beliefert. „Die Abhängigkeit war groß. Die hohen Verluste ließen sich nicht mehr durch andere Unternehmensbereiche kompensieren. Eine Preiserhöhung unserer Produkte wurde nicht akzeptiert. Das führte schleichend in die Liquiditätskrise“, erklärte am Montag Ralf Goos, Technischer Leiter Rollen und Räder. Nach dem verlustreichen Jahr 2017 sei die Geschäftsführung mit „Weitsicht und Mut“ den Schritt des Insolvenzverfahrens in Eigenverantwortung gegangen: „So hätte es nicht weitergehen können. Der Schaden hätte immens werden können“, sagte Goos. „Wir waren damals drohend zahlungsunfähig.“

Nun gibt es die drei Produktbereiche nicht mehr. Die ehemalige Dreherei mit mehr als 70 Mitarbeitern sollte zwar geschlossen werden, doch der Betriebsrat verhandelte hart, so dass nun eine Mini-Dreherei mit 15 Mitarbeitern erhalten bleibt. Die Dreherei bedient aber nicht mehr die Automobilbranche.

In Rekordzeit ist die Restrukturierung beendet worden. „Sie gibt wieder Sicherheit für unsere Mitarbeiter, Kunden und Lieferanten, sagt Goos. Steinco habe seine Profibilität zurückgewonnen, könne sich optimal am Markt positionieren und werde künftig in neue Produkte investieren.

Volker Schreck betont im Gespräch mit unserer Redaktion, dass die „Gläubiger vollständig befriedigt“ worden seien. In einer Regelinsolvenz bekämen sie etwa drei Prozent zurück, hier 100 Prozent plus Zinsen. „Das ist schon außergewöhnlich.“ Laut Goos standen der Gläubigerausschuss wie die „sehr stark engagierte Stadtsparkasse Wermelskichen vollumfänglich hinter dem erarbeiteten Sanierungskonzept“. Gleiches gelte für den Sachwalter Dr. Andreas Ringstmeier von der gleichnamigen Sozietät in Köln. Der Sanierungsgeschäftsführer sieht gute Chancen für die nachhaltige Fortführung des Unternehmens: „Die Signale stehen auf grün. Schön während des Verfahrens erhielten wir eine große Unterstützung durch unsere Kunden, die teilweise mehr Produkte abnahmen als geplant.“ Für Steinco gelte deshalb, die jetzt begonnenen Maßnahmen konsequent weiterzuführen.

Auch Vertriebsgeschäftsführer Michael Pesch freut sich: „Aktuell liegt unser Umsatz und das Betriebsergebnis deutlich über dem Plan. „Unsere Auftragsbücher sind die nächsten drei bis sechs Monate gut gefüllt.“

An der Frohntaler Straße befindet sich die Dreherei sowie Steinnconnector. Hauptstandort für Steinco Räder und Rollen ist künftig die Albert-Einstein-Straße. Dorthin werden alle Angestellten umziehen. Darüber, aber auch über das Ende des Sanierungsverfahrens, informierte die Geschäftsführung am Montagmittag auf einer Betriebsversammlung. Die Kunststoffteile-Fertigung (33 Mitarbeiter) war vom Verfahren nicht betroffen.

Steinco hat etwa 190 Mitarbeiter, Steinconnector 19. Geschäftsführer des neuen Tochterunternehmens wird Paul-Frank vom Stein. Herbert Tillmanns scheidet als Steinco-Geschäftsführer aus; ebenso Eberhard vom Stein, er aber aus Altersgründen. Michael Pesch bleibt Vertriebs-Geschäftsführer, Ralf Goos wechselt jetzt in die Steinco-Geschäftsführung als Geschäftsführer für den technischen Bereich.

Pesch betont, dass Steinco „sehr transparent bis zur Schmerzgrenze“ über das Verfahren mit den Kunden gesprochen hätte. „Die Kundschaft steht zu uns. Das haben viele Gespräche gezeigt.“ Die offene Kommunikation habe sich bezahlt gemacht. Steinco könne sich jetzt wieder aufs Produkt konzentrieren, „das ist unsere Chance“.

Mit der Ausgliederung der Schnellverschlusskupplungs-Sparte ist das Ziel verbunden, profitabler zu wachsen. Goos: „Dann gibt es künftig auch keinen Verteilungswettbewerb bei Investitionen.“ Die innovativen Sicherheitslösungen sind im Maschinen- und Anlagenbau sowie der Medizin- und Kanaltechnik von Steinco nachgefragt.

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