Wermelskirchen Das Team der "Tafel" im Dauereinsatz

Wermelskirchen · Ehrenamtliche Helfer bei der Lebensmittel-Ausgabe, in der Kleiderkammer oder als Busfahrer sind immer willkommen. Bei den Kunden steigt der Anteil der älteren Frauen mit zu geringer Rente und der Flüchtlinge aus Afrika.

 Vorsitzende Brigitte Krips (l.) und die weiteren ehrenamtlichen Helfer der Tafel unterstützen mehr als 1000 Bedürftige in Wermelskirchen.

Vorsitzende Brigitte Krips (l.) und die weiteren ehrenamtlichen Helfer der Tafel unterstützen mehr als 1000 Bedürftige in Wermelskirchen.

Foto: Nico Hertgen

Mittagszeit an der "Wermelskirchener Tafel". Gerade ist ein Flüchtling aus Syrien in der Einrichtung Vorm Eickerberg angekommen. In englischer Sprache erklärt ihm Brigitte Krips, die Vorsitzende der Tafel, wie und wann er an Lebensmittel kommt. Jeder Bedürftige, der sich bei der Lebensmittelabgabe, die sich aus Spenden bestückt, etwas abholt, muss dafür einen Euro bezahlen. "Das ist natürlich nur ein symbolischer Preis", sagt die stellvertretende Vorsitzende Helga Hecht-Nowotnick. "Das ist aber wichtig für das Selbstwertgefühl der Menschen." Die Scheu, die Tafel aufzusuchen, sei bei vielen immer noch groß, berichtet sie.

Rund 420 Haushalte werden von der Wermelskirchener Tafel unterstützt. "Das sind weit über 1000 Personen", sagt Hecht-Nowotnick. Für eine Stadt mit rund 35 000 Einwohnern gilt als Faustformel, dass rund zehn Prozent von ihnen Sozialleistungen beziehen. Das wären dann 3500 Personen. "Wir verzeichnen einen Anstieg von älteren Frauen, die zu uns kommen, weil ihre Rente zu klein zum Leben ist", sagt Krips. "Auch ist eine Zunahme von Flüchtlingen aus Afrika zu verzeichnen, vorwiegend aus Äthiopien und Eritrea." Wer die Leistungen der Tafel in Anspruch nehmen möchte, kann zu den Bürozeiten, dienstags von 10 bis 12 Uhr, einen Kundenausweis beantragen. Er wird beispielsweise für Hartz-IV-Empfänger ausgestellt, Menschen mit niedriger Rente, Obdachlose und Asylbewerber, Menschen, die Grundsicherung erhalten oder deren Einkommen so gering ist, dass es bestimmte Beträge nicht übersteigt.

Auch eine Kleiderkammer unterhält die Wermelskirchener Tafel. Sie ist gut gefüllt und wird gut angenommen, sagt Brigitte Krips. Sie bittet: Kleiderspenden sollten direkt bei der Tafel abgegeben werden. "Alles was in den Containern landet, ist für uns weg", sagt Krips. Die Helferinnen sortieren die Spenden. "Jeden Dienstag und Mittwoch, 10 bis 12 Uhr, nehmen wir gebrauchte Kleidung und Schuhe entgegen. Für Berufstätige ist auch ein späterer Termin nach Absprache möglich", sagt Krips. Sie freut sich, dass mit Aldi Nord ein weiterer "Lieferant" für die Lebensmittelausgabe gewonnen werden konnte. Im Verein ist ehrenamtliche Unterstützung immer willkommen. "Zurzeit suchen wir noch Fahrer und Beifahrer für unseren Bus. Die müssen allerdings auch ein- und ausladen, nicht nur fahren", sagt Krips.

Immer wieder müssen sie und die anderen Helfer der Tafel auch gegen Vorurteile ankämpfen oder erleben Vorbehalte gegenüber ihren Klienten. So wie diesen Ausspruch eines Passanten: "Ich habe eine kleine Rente und muss meine Sachen selbst bezahlen. Und die holen sich ihre Lebensmittel umsonst." Und er fragt: "Können diese Leute denn nicht ein bisschen dafür tun, vielleicht ein paar Sozialstunden leisten?" "Da sind wir der falsche Ansprechpartner", sagt Krips. "Das muss die Verwaltung oder die Politik entscheiden." Asylbewerber dürften teilweise gar nicht arbeiten. Und es gebe ja immer weniger Arbeit für Menschen, die die Sprache nicht sprechen und immer weniger einfache Tätigkeiten.

(wsb)
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