Werner Allendorf Das neue Sprachrohr der Senioren

Wermelskirchen · Werner Allendorf (70) ist neuer Vorsitzender des Seniorenbeirats. Er will älteren Wermelskirchenern Mut machen, den Beirat anzusprechen und auf Themen aufmerksam zu machen. Außerdem macht er sich für ein Miteinander von Jung und Alt stark.

 Gespräch mit dem neuen Vorsitzenden des Seniorenbeirats - Werner Allendorf ist 70 Jahre alt, verheiratet und Vater zweier erwachsener Kinder. Er hat bereits vier Enkelsöhne.

Gespräch mit dem neuen Vorsitzenden des Seniorenbeirats - Werner Allendorf ist 70 Jahre alt, verheiratet und Vater zweier erwachsener Kinder. Er hat bereits vier Enkelsöhne.

Foto: Jürgen Moll

WERMELSKIRCHEN Er ist ein Kommunalpolitiker mit Leib und Seele, ein altgedientes Mitglied der CDU-Fraktion im Stadtrat. Nachdem Werner Allendorf eigentlich mit der Abgabe der Vorsitze im CDU-Ortsverband Wermelskirchen und der CDA (Christlich Demokratischen Arbeitnehmerschaft) kürzer treten wollte, stellt er sich nun doch als neu gewählter Vorsitzender des Seniorenbeirats (BM berichtete) neuen Aufgaben.

Herr Allendorf, eigentlich wollten Sie sich doch nicht mehr ganz so viel Verantwortung aufladen, andererseits ist ihre Wahl zum Vorsitzenden des Seniorenbeirats folgerichtig, da sie bei der Wahl von allen Kandidaten die meisten Stimmen auf sich vereinen konnten.

Allendorf Die Abgabe des CDA-Vorsitzes ist mir schwer gefallen, dort habe ich mit Stefan Leßenich einen guten Nachfolger gefunden - ich bin ja nun als Rentner auch kein Arbeitnehmer mehr. Grundsätzlich gilt doch: Es geht nichts, ohne dass es jemand macht! Deshalb freue ich mich auf die Arbeit in meinem neuen Amt. Ich trete in große Fußstapfen, die Klaus Förster hinterlassen hat. Und ich hoffe, dass wir vom neuen Seniorenbeirat bei Klaus Förster einige Tipps und Ratschläge einholen können - er hat schließlich Türen geöffnet, wovon wir nach wie vor profitieren können.

Was ist für Sie die Leitlinie der Arbeit im Seniorenbeirat?

Allendorf Jeder muss das Gefühl haben, ein Teil der Gesellschaft zu sein und nicht am Rand zu stehen. Das betrifft alle Facetten unseres Zusammenlebens. Inklusion gilt nicht nur in der Schule, sondern überall.

Welche Ideen beschäftigen Sie?

Allendorf Ich könnte mir zum Beispiel gut vorstellen, dass Menschen, die aus dem Berufsleben in die Rente ausscheiden, ihre Erfahrung ehrenamtlich in der Offenen Ganztagsschule einbringen und den Kindern aus dem Berufsleben berichten. Das müssen nicht zwingend Pädagogen sein - mein Meister war auch kein Pädagoge. Vielleicht könnte ein Chemiker mit den Schülern Experimente machen oder so etwas. Diese nachberufliche Tätigkeit müssten Unternehmer umsetzen, der Beirat könnte Türen öffnen.

Was kann der Beirat umsetzen?

Allendorf Wir können aus erster Hand verschiedene Erkenntnisse gewinnen und die Arbeit dann an die Stadtverwaltung weitergeben. Es gibt einen Altenhilfe-Plan, in dem wir Dinge einfließen lassen können.

Sechs von neun Mitgliedern des Seniorenbeirates sind neu dabei - was steht nun kurzfristig an?

Allendorf Der erste Schritt ist jetzt die Verteilung der Aufgaben, damit diverse Interessen durch die Mitglieder abgedeckt werden. Beispielsweise bestimmen wir Kontaktleute für die einzelnen Seniorenwohnheime in Wermelskirchen und das Krankenhaus. Unter anderem gibt es doch durch die Zunahme der Fälle von Demenz einen erhöhten Betreuungsbedarf - mich interessiert, wie das gelöst wird.

Die demografische Entwicklung ist in aller Munde - wir werden älter, bleiben länger fit und gleichzeitig gibt es weniger Kinder. Was bedeutet das für die Arbeit des Seniorenbeirats?

Allendorf Wir müssen für die Senioren ein Ansprechpartner sein und Mut machen, uns anzusprechen. Das Thema Vereinsamung im Alter ist wichtig, davor habe ich große Angst. Vorhandene Angebote müssen bekannter gemacht werden. Sind die Kinder aus beruflichen Gründen weg aus Wermelskirchen, können Sohn oder Tochter nicht mal eben kommen, wenn die Mutter gestürzt ist. Die Entwicklung des Quartiergedankens macht sichtbar, wie sich die Zeiten geändert haben. Früher war das Miteinander nicht zuletzt in den Familien stärker.

Wo wollen Sie ansetzen?

Allendorf Wir müssen Wege finden und Versuche wagen, um Jung und Alt zusammenzubringen. Opa und Oma sowie Enkel gehören doch zusammen - das ist einfach so! Für mich zählt der Netzwerkgedanke, das stelle ich unabhängig vom Alter der Generationen groß heraus.

Welche Aufgaben liegen dem Seniorenbeirat aktuell auf dem Tisch?

Allendorf Die geringer werdende Anzahl von Briefkästen macht Senioren zu schaffen. Da laufen zurzeit Prüfungen, wie sich dieses Problem lösen lässt. Außerdem waren wir in der Stadt unterwegs und haben auf Initiative des Stadtmarketingvereins WiW eine Umfrage unter den Händlern gemacht, wie die Bereitschaft zu einem Lieferservice ist. Wir waren erstaunt, dass sehr viele bereit sind, das in einem gewissen Umfang zu machen. Dieses Thema verfolgt WiW jetzt weiter.

Auch das Thema Mobilität im Alter liegt Ihnen am Herzen, oder?

Allendorf Ja. Natürlich wird es hier nicht funktionieren, dass wie in Köln die Rikscha-Fahrer für Touristen auch Senioren aus Wohnheimen zum Einkaufen fahren. Das zeigt aber, dass wir Kreativität brauchen, solche Ideen sind sehr wichtig!

(RP)
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