Tommie Harris und die „Bluescats“ präsentierten CD und Film in Wermelskirchen Das Haus Eifgen wird zum „Mit-Spieler“

Wermelskirchen · Bei der Kulturinitiative stellten der 80-jährige Tommie Harris und die „Bluescats“ einen Live-Mitschnitt und einen 65-minütigen Film vor.

 Gemeinsam mit dem „Jazz Hall of Fame Alabama“-Mitglied Tommie Harris (3.v.l.) präsentierten die „Bluescats“ im Haus Eifgen ihre Live-CD und den dazugehörigen Dokumentarfilm. Rechts Projektinitiator und Bassist Till Brandt.

Gemeinsam mit dem „Jazz Hall of Fame Alabama“-Mitglied Tommie Harris (3.v.l.) präsentierten die „Bluescats“ im Haus Eifgen ihre Live-CD und den dazugehörigen Dokumentarfilm. Rechts Projektinitiator und Bassist Till Brandt.

Foto: Stephan Singer

Wermelskirchen Wer die CD-Hülle aufklappt, entdeckt dort Fotos der sechs Musiker und ein weiteres: Eines zeigt das Haus Eifgen. Symbolträchtig stilisiert diese Collage das von der Kulturinitiative Wermelskirchen (Kult-in-Wk) betriebene Haus zum gleichwertigen „Mit-Spieler“. Im Rahmen eines abendlichen Konzerts und einer Talk-Runde am nächsten Vormittag stellten die „Bluescats“ und Tommie Harris ihre im Januar im Haus Eifgen bei einem Auftritt aufgenommene Live-CD vor. Obendrein den dazugehörigen Film über Tommie Harris, der auch Szenen aus dem Januar-Konzert zeigt. Federführend hatte „Bluescats“-Bassist Till Brandt dieses Projekt initiiert, in seinem Freund und Filmemacher Carsten Does fand er einen engagierten Mitstreiter. Beide zeigten sich glücklich, die beiden Ergebnisse  zeigen zu können: „Das war eine Herzensangelegenheit. Jetzt wäre es schön, wenn möglichst viele Menschen das Ergebnis sehen und hören“, sagte Brandt im Rahmen der Talk-Runde nach der ersten öffentlichen Vorführung des Films „It‘s a Blues World - Begegnungen mit Tommie Harris“ im Eifgen: „Ich bin total zufrieden, das wollte ich erreichen.“

Natürlich stimmte der 80-jährige Tommie Harris beim Konzert im Haus Eifgen vor knapp 100 Besuchern den tollen Blues-Song „Ride with Mule 5“ an – gleichzeitig Name der Live-CD. In den scheinbar unerschöpflichen Geschichten und Anekdoten, von denen Tommie Harris im Film einige erzählt, wird klar, warum es geht: „Mule 5“, eine Transporteinheit, lernte Tommie Harris im Korea-Krieg kennen. Obwohl ständig auf schlammigen Strecken unterwegs, polierten die Soldaten stets den Chrom ihrer Lkw. „Diese selbstgewählte Sisyphusarbeit erfüllte sie mit Stolz. Da steckt ungeheuer viel Blues drin“, zeigte sich Till Brandt von den Harris-Erzählungen fasziniert.

Seine aufmerksame und interessierte Beobachtungsgabe stellte Tommie Harris im Haus Eifgen immer wieder unter Beweis, rückte den „Kulturtempel“ immer wieder in den Fokus: Wir sind in einem Haus, wo die Leute uns lieben, also können wir nichts falsch machen.“ Und weiter: „Dieses Haus, seine Unterstützer und seine Besucher lassen die Musik weiter leben.“

In der Talk-Runde präsentierte sich Tommie Harris, der von Kindesbeinen an mit Gospel, Jazz und Blues aufwuchs und sich nach seiner Soldatenzeit konsequent für ein Musiker-Leben entschied, bescheiden und „baff“ angesichts des Films: „Mein Leben ist nicht viel anders, als das vieler anderer Blues-Musiker. Aber es ist schön zu sehen, dass Menschen registrieren, was du machst und wofür du stehst – da weiss ich gar nicht, ob ich lachen oder weinen soll.“

Suzanne Dzeik, die eine der vier Kameras für den Film bediente, erzählte, dass ihr bei den Dreharbeiten das eine oder andere Tränchen ins Auge stieg: „Tommie Harris ist von seinem Inneren getrieben, hat sich diesem Weg verschrieben. Das stellt der Film in den Mittelpunkt. Er taucht beim Singen in eine eigene Welt, was eine enorme Strahlkraft entwickelt.“ Das erleben Zuhörer zum Beispiel, wenn Tommie Harris den Klassiker „Georgia on my mind“ singt: Das tut er mit so viel Gefühl und Timbre in der Stimme, dass jedes Geplauder im Publikum verstummt, jeder Bauchnabelrand sanft vibriert und jeder an das denkt, was er „Zuhause“ nennt.

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