Wermelskirchen Dankbar für bewegtes Berufsleben

Wermelskirchen · Die Leiterin des Städtischen Gymnasiums, Marita Bahr, geht vorzeitig in Pension - "fröhlich und voller Energie", wie sie sagt. Sie war nicht nur Lehrerin und Schulleiterin, sondern auch Seminarleiterin.

 Marita Bahr übernahm vor zehn Jahren die Schulleitung.

Marita Bahr übernahm vor zehn Jahren die Schulleitung.

Foto: Demski

Manche mögen es kaum glauben, weil sie fest mit beiden Beinen im Berufsleben steht, voller Elan, die Schule managt und sich viele Gedanken um die Zukunft des Gymnasiums macht. Aber Marita Bahr geht zum Ende dieses Schuljahres in Pension - "vorzeitig", wie sie sagt. "Eigentlich würde ich mit 65 plus neun Monate 2020 aus dem Schuldienst ausscheiden", sagt sie im Gespräch mit dieser Redaktion. "Aber ich gehe jetzt - fröhlich und voller Energie." Und in ihrer Stimme schwingt eine Vorfreude auf einen neuen Lebensabschnitt mit, in dem das Musizieren mit ihrem Ehemann, einem Pianisten, eine große Rolle spielen wird.

So positiv gestimmt wie sie diesen Schritt betrachtet, so positiv und dankbar schaut sie auf ihre berufliche Laufbahn zurück. "Ich habe mich überall wohlgefühlt und vier Menschen erlebt, die mich mitgeprägt haben und mich nicht daran gehindert haben, einen neuen Weg einzuschlagen." Ihre beruflichen Wechsel habe sie immer aus einem positiven Antrieb heraus gewagt, nie aus Frustration oder Unzufriedenheit.

Nach ihrem Abitur am Gymnasium Wermelskirchen studierte Marita Bahr Schulmusik (Hauptfach Klavier) und Musikwissenschaften an der Folkwang-Hochschule in Essen-Werden "bei einem hervorragenden Professor", sagt sie. Ihm hat sie es mit zu verdanken, dass sie bis heute auf hohem Niveau und leidenschaftlich gern Klavier spielt. Es folgten mehrere Semester Mathematik und Philosophie in Köln und Wuppertal. Ihre Referendarzeit absolvierte sie am Studienseminar Hagen. Ihre erste Stelle führte sie 1981 ans Leibniz-Gymnasium in Remscheid.

Folgte ein Kampf für das vermeintliche Nebenfach Musik? Marita Bahr schüttelt den Kopf. "Nein, der damalige Direktor hat Musik wertgeschätzt. Ich konnte viel erreichen", sagt sie. Sie legte den Grundstein für ein lebendiges Musikleben an der Schule außerhalb der Unterrichtsstunden: Das Kammerorchester, das Salonorchester, der Unterstufen- und der Oberstufenchor und eine Band, die sich den Genres Pop und Jazz widmet, die bis heute bestehen, zeugen davon. Als Junglehrerin ahnte sie noch nicht, dass das Leibniz-Gymnasium Platz für die Albert-Einstein-Gesamtschule machen musste und eigentlich aufgegeben werden sollte. Doch schließlich fand es in Lüttringhausen einen neuen Standort. Diese "Wiederaufbauphase" hat sie mit geprägt.

Über den Tellerrand der Schule blickte sie ab 1993, als sie Fachleiterin für Musik wurde und 1995 als Hauptseminarleiterin am Studienseminar Wuppertal: Der Sprung in die Erwachsenenbildung, in die Ausbildung von Referendaren, habe ihr neue Perspektiven eröffnet. Und als Leiterin von Fortbildungsveranstaltungen für Musiklehrer und Musikfachleiter und neue Seminarausbilder wurde sie später Ausbilderin der "Lehrer-Ausbilder". Nicht mehr Schüler, sondern nur noch angehende Lehrer saßen ab 2004 vor ihr, denn sie wurde Seminarleiterin für das Lehramt Gymnasium/Gesamtschule in Essen - eine Vollzeitstelle. Im Ruhrgebiet habe sie einen ganz anderen Menschenschlag erlebt als im Bergischen. Aber die pädagogische Arbeit mit Kindern fehlte ihr, nach Essen wollte sie nicht umziehen: 2008 übernahm sie die Leitung des Gymnasiums Wermelskirchen. "Ich habe alle Ebenen kennengelernt. Das hat mich sicher gemacht und hat mir bei dieser Aufgabe sehr geholfen", sagt sie rückblickend. So viele Chancen bekommen zu haben, sei ein großes Glück.

(pd)
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