Fairer Handel in Wermelskirchen Dampfende Töpfe und faire Gerichte

Wermelskirchen · Bei der fairen Kochshow stehen Profi und Laien gemeinsam am Herd. Und fast wie nebenbei sensibilisiert das Team des Weltladens für den fairen Handel.

 Hacken, Schnibbeln, Brutzeln: Thomas Marner und Hendrik Meisel plauderten, kochten und informierten über fairen Handel.

Hacken, Schnibbeln, Brutzeln: Thomas Marner und Hendrik Meisel plauderten, kochten und informierten über fairen Handel.

Foto: Theresa Demski

Die Zeit der langen Referate und Grundsatzvorträge sei vorbei, sagt Hendrik Meisel. Es werde höchste Zeit, dass der faire Handel in aller Munde ist. Und das meint der junge Koch wörtlich. Als er am Dienstagabend fröhlich auf die Bühne im Gemeindezentrum springt, hat er eine Art Mission im Gepäck. „So wie es ist, soll es nicht sein. So wie es wird, soll es nicht werden“, sagt er. Und dann bindet er sich die Schürze etwas fester, schaltet die Herdplatte der mobilen Küche ein und setzt zu Taten an. Meisel tingelt mit seiner kleinen, schmucken fairen Küche und einem ganzen Korb voller fairer Produkte durch das Land. Und am Dienstag macht er Station in Wermelskirchen – auf Einladung des Weltladens. Dessen Team hat auch die Re-Zertifizierung als „Faire Stadt“ im Blick, die auch Öffentlichkeitsarbeit und Veranstaltungen voraussetzt. Als Pflichtprogramm allerdings ist Meisels Faire Kochshow viel zu unterhaltsam – der Abend entpuppt sich als Glücksgriff für die gute Sache.

Denn Meisels Konzept ist schlüssig: Er kocht, holt sich dafür heimische Unterstützung, die meistens nicht ganz unbekannt ist, und zeigt zwischendurch kleine Filme von den Besuchen bei den fairen Produzenten in der ganzen Welt. Und er setzt auf Humor – das gefällt dem Publikum und das steht dem Thema gut. Ohnehin ist es im Gemeindezentrum am Dienstagabend richtig voll geworden, so dass Ursula Renzmann vom Weltladen-Team ganz beeindruckt in die große Runde blickt.

 Zum Dessert gab es eine Quarkspeise mit Bananen und Schokolade: Hartmut Demski und Hendrik Meisel plauderten, kochten und informierten über fairen Handel.

Zum Dessert gab es eine Quarkspeise mit Bananen und Schokolade: Hartmut Demski und Hendrik Meisel plauderten, kochten und informierten über fairen Handel.

Foto: Theresa Demski

Und dann also springt Hendrik Meisel frohen Mutes auf die Bühne und bittet Thomas Marner dazu. Der Technische Beigeordnete, der sich auch im Rathaus-Alltag mit dem Thema fairer Handel und Fair-Trade-Stadt beschäftigt, schnürt sich die Schürze um und nimmt gut gelaunt das Messer zur Hand. „Zwiebeln schneiden. Warum habe ich geahnt, dass das an mir hängen bleibt?“ scherzt er. Und dann beginnt er gekonnt zu hacken, die Zwiebeln für das Kichererbsen-Curry zu zerlegen und gleichzeitig von den fairen Schokoladenvorräten im heimischen Küchenschrank zu erzählen. Später wird er auch berichten, dass die Stadt auf faire Dienstkleidung umstellen will und er sich eine Erweiterung des fairen Angebots im heimischen Handel wünscht.

 Guten Appetit: Thomas Marner reicht das fertige Kichererbsen-Curry durch die Reihen im Publikum.

Guten Appetit: Thomas Marner reicht das fertige Kichererbsen-Curry durch die Reihen im Publikum.

Foto: Theresa Demski

Aber fürs erste ist er mit Zwiebelhacken beschäftigt – bis die ersten Tränen fließen. Als Hendrik Meisel dann die Curry-Sauce aus Swasiland in die Kamera hält, beginnt der Koch zu erzählen – von seiner Begegnung mit den Frauen in dem kleinen afrikanischen Staat, ihrer Motivation und der Chance, die sie durch den fairen Handel bekommen. Dann verweist er auf die Leinwand und dort sehen die Zuschauer einen kleinen Film, den das Kochshow-Team bei seinem Besuch in Swasiland gedreht hat. Der faire Handel bekommt jetzt ein Gesicht, die Produkte auf der Bühne eine Geschichte. So wird das den ganzen Abend über gehen: Honig aus Guatemala, Kaffee aus Kuba. Meisel nimmt die Menschen mit in die ganze Welt, lässt Kleinbauern sprechen. Menschen, deren Leben der faire Handel verändert hat.

Als das dampfende Curry aus der großen Pfanne in die Servierschälchen gefüllt wird, läuft dem ein oder anderen Zuschauer dann das Wasser im Munde zusammen. Und die kleine Kostprobe, die Thomas Marner im Publikum verteilt, kommt gut an.

Für die Nachspeise holt sich der Koch dann seinen nächsten Gast auf die Bühne. Superintendent Hartmut Demski bereitet den Nachtisch zu. Und während der Koch und sein Gast noch witzeln, dass der Superintendent eher wenig Erfahrung in der Küche mitbringt, entsteht ein „Chocoloco“. „Wie haben sie Dich denn dazu bekommen, hier mitzumachen?“ fragt der Koch scherzend. „Meine Frau hat zugesagt“, antwortet Demski schmunzelnd und freut sich dann, dass der Koch gnädig mit ihm ist. Gläser öffnen, rühren, mischen, Bananen schnibbeln: Der Nachtisch ist schnell gemacht. Und wieder kommt Meisel mit seinem Gast ins Gespräch. „Was der Kirchenkreis für den fairen Handel tue?“ fragt er. Demski verweist auf bewussten Einkauf von Büromitteln. Nur eine faire Lösung für den Kaffee habe man noch nicht gefunden, weil der Kaffeeautomat so speziell sei. Das Publikum raunt. Und während der fertige Nachtisch durch die Reihen geht, lässt der Koch den Superintendenten charmant ein Versprechen ablegen: In der nächsten Woche will er eine Lösung für den Kaffee finden.

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