Nach Schutzkontrollen in Remscheid Corona-Tourismus nach Wermelskirchen

Wermelskirchen · Weil in Remscheid die Schutzmaßnahmen verschärft wurden, weichen viele Restaurantbesucher in umliegende Städte aus. Der Besitzer einer örtlichen Shisha-Bar kündigt bereits an, anreisende Gruppen abzulehnen.

 Eine junge Frau raucht in einer Shisha-Bar in Berlin Tabak in einer Shisha-Pfeife. Auch in Wermelskirchen gibt es eine Shisha-Bar, in der sich junge Leute gerne treffen.  Foto: Soeren Stache/dpa

Eine junge Frau raucht in einer Shisha-Bar in Berlin Tabak in einer Shisha-Pfeife. Auch in Wermelskirchen gibt es eine Shisha-Bar, in der sich junge Leute gerne treffen. Foto: Soeren Stache/dpa

Foto: dpa/Soeren Stache

Auf einen zweiten Lockdown kann Pechat Charaf wirklich verzichten. „Und ich will auch nicht, dass mir das Ordnungsamt den Laden schließt“, sagt der Besitzer der Shisha-Bar „Goldkind Lounge“. Deshalb ist er in diesen Tagen besonders aufmerksam, wenn sich Gäste aus Remscheid bei ihm anmelden. „Das klingt vielleicht etwas gemein“, räumt er ein, „aber größere Gruppen lassen wir momentan nicht in den Laden, um auf Nummer sicher zu gehen.“

Grund sind die extrem gestiegenen Corona-Zahlen aus der Nachbarstadt, in der die Corona-Schutzmaßnahmen wieder drastisch verschärft worden sind. Mittlerweile dürfen nicht mehr als fünf Personen an einem Tisch sitzen. Und deshalb weichen viele in die Nachbarstädte aus, weiß Markus Kärst, Chef im Hotel Restaurant Kromberg und Vorsitzender des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes in Remscheid. Da die 8er- oder 12er-Tische in der Stadt derzeit unbesetzt bleiben müssen, „gehen viele Gäste ganz einfach nach Wermelskirchen, Solingen oder Wuppertal zum Essen.“ Die Gründe liegen für ihn auf der Hand: Die Fahrtzeit in die Nachbarstadt ist nicht so lang, die Restaurants sind gut und es gibt keine Personenzahl, die nicht überschritten werden darf.

Auch in der Goldkind Lounge, die Charaf seit drei Jahren betreibt, wollte sich am vergangenen Wochenende eine größere Gruppe treffen. „Angemeldet waren acht Leute, die dann aber von alleine abgesagt haben, sonst hätte ich das getan“, sagt Inhaber Pechat Charaf. Das hat er auch den Mitarbeitern des Ordnungsamtes gesagt, die am Wochenende vermehrt in der Stadt unterwegs waren, um zu kontrollieren, ob die Corona-Schutzmaßnahmen auch wirklich eingehalten werden. 

„Für die Kontrolle waren wir bei 17 Gastronomen“, bestätigt Ordnungsamtsleiter Arne Feldmann auf Anfrage dieser Redaktion. „Bei sechs gab es überhaupt keine Beanstandung und bei den anderen wirklich nur Kleinigkeiten.“ Dass sich in der Shisha-Bar eine größere Gruppe junger Leute angemeldet hatte, die dann aber nicht gekommen ist, sieht er mit einer gewissen Erleichterung. „Die Tendenz ist ja da, dass Leute von Remscheid nach Wermelskirchen wechseln, um den strengeren Regeln vor Ort zu entgehen“, sagt er.

Für den Besitzer der Shisha-Bar ist es relativ leicht zu erkennen, woher seine Gäste kommen. „Die meisten melden sich über unsere Social Media Kanäle an und dann sehen wir schon, wo sie herkommen“, sagt Charaf. „Außerdem ist bei uns der Zutritt erst ab 18 Jahren erlaubt und deshalb kontrollieren wir die Ausweise.“ Größere Gruppen aus dem Hot Spot würde er derzeit nicht einlassen, kündigt er an, um zu vermeiden, dass sich das Coronavirus auch in Wermelskirchen weiter ausweitet. Nicht umsonst würde er in seiner Bar auf die Hygienevorschriften achten. Dass in einer Gruppe mehrere junge Leute ein Mundstück der Shisha-Pfeife teilen, käme überhaupt nicht in Frage. „Wir nutzen Einwegschläuche, von denen jeder Gast einen bekommt und die später entsorgt werden“, erklärt er. „Das gehörte alles zu den Auflagen, die wir erfüllen mussten, um den Laden wieder aufzumachen.“

„In Shisha-Bars treffen sich wahrscheinlich eher junge Leute“, sagt Anna Fanelli, Restaurant-Chefin des ToscAnna. „Das kann man nicht mit einem normalen Restaurant vergleichen. Zu uns kommen nicht so große Gruppen, da sind die Menschen eher zu zweit unterwegs“, sagt sie. „Meine Gäste haben alle eine große Selbstverantwortung und ohnehin gehe ich davon aus, dass alle, die jetzt zum Essen rausgehen, das mit Verantwortung tun. Wir müssen ja jetzt alle vernünftig sein.“

Das wünscht sich auch Ordnungsamts-Chef Arne Feldmann, dem aber auch bewusst ist, dass manche Gäste in Gastronomiebetrieben so unvernünftig sind, dass sie nicht ihre echten Kontaktdaten angeben würden. „Von Micky Mouse bis Daisy Duck war schon alles dabei“, sagt er verärgert. Auch Anna Fanelli hat es in ihrem Restaurant erlebt, dass Gäste ihre Daten nicht angeben wollten. „Die sind dann aber auch gegangen.“

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