Dorfjugend in Dabringhausen Chillen ohne Stress mit Anwohnern

Dabringhausen · Ein Besuch beim neuen Treffpunkt der Dorfjugend. Die Jugendlichen bekommen einen festen Unterstand.

 Noch ist alles provisorisch – die Dorfjugend Dabringhausen sitzt noch unter einer Plane.

Noch ist alles provisorisch – die Dorfjugend Dabringhausen sitzt noch unter einer Plane.

Foto: Udo Teifel

Es ist nasskalt an diesem frühen Abend. Aus den Kaminen der Einfamilienhäuser im Dorf steigt weißer Rauch auf – es wird schon der ein oder andere Holzscheit aufgelegt. Und auch die Heizungsanlagen produzieren längst die erste Wärme im Bergischen. Fünf Jugendlichen macht das Wetter nichts aus. Sie sind dick eingepackt und sitzen unter einer Plane. Sie schützt nicht vor Kälte, aber vor Regen. Die Feuertonne ist noch nicht angeworfen worden. Aber das scheint nur noch eine Sache von Tagen zu sein.

Die Dorfjugend aus Dabringhausen trifft sich inzwischen neben dem Sendemast auf dem Parkplatz des Friedhofes Dabringhausen. Dort hat die Stadt ihnen eine Fläche zugewiesen. Denn überall dort, wo sie sich vorher trafen, gab es Ärger. Weil sie zu laut waren, weil Alkohol im Spiel war. Anwohner beschwerten sich, riefen Ordnungsdienst und Polizei. Ein Gespräch mit dem Bürgermeister brachte dann die Klärung – und Hoffnung: Eben den Platz am Sendemast.

Etwa 20 Jugendliche sind es, die sich dort unregelmäßig treffen. Sie sind im Alter von 14 bis 20 Jahren, wollen keine Namen nennen und nicht aufs Foto. Sind aber bereit zum Gespräch. „Wir sind fast jeden Tag hier“, sagt einer. „Es gibt ja sonst keinen Treff für uns in Dabringhausen.“ Es werde mit Freunden abgehangen – „gechillt“. Früher trafen sie sich im Dorfpark oder an der Grundschule. Die einzige junge Frau in der Gruppe sagt: „Hier haben wir keinen Stress.“ Nicht alle Anwohner hätten Stress gemacht. „Manche haben uns verstanden, andere haben uns angeschnauzt.“ Und dann fiel alles, was passiert sei, auf diese Dorfjugend-Gruppe zurück.

Nun hoffen sie, dass sie für den Winter dort etwas Festes bekommen. Der Bauhof wird sie in den nächsten Tagen unterstützen, dort einen Unterstand in einer Größe von sechs mal sechs Metern zu bauen. Sie bekommen Beton, damit sie die Füße für die Stützen vorbereiten können, und dann wird gemeinsam an dem Projekt gewerkelt.

Die Paletten, aus denen sie Sitzgelegenheiten gebaut haben, hat die Stadt zur Verfügung gestellt. Einige Sessel haben sie selbst mitgebracht. „Eltern und Freunde unterstützen uns mit Material und Werkzeug“, sagen sie. Ein Bauwagen, wie er mal früher dort stand, sei kein Thema. „Die Stadt wollte uns einen zur Verfügung stellen“, heißt es in dieser abendlichen Runde, „aber wir hatten kein Fahrzeug, um es abzuholen.“ Jetzt seien sie zufrieden mit dem was kommt.

Kontakt haben die Jugendlichen wenig mit Passanten oder Anwohnern. „Spaziergänger, die von den Problemen gehört oder gelesen haben, sprechen uns schon mal kurz an“, erzählt die junge Frau. Und dann gingen sie wieder. „Wir erfahren aber eigentlich eine positive Resonanz.“

Der Ordnungsdienst der Stadt habe sie noch nicht besucht. Auch noch keine Politiker. Auch nicht die aus dem Jugendausschuss. Ob sie die auch sehen möchten, bleibt an diesem Abend offen. Der Wunsch der jungen Leute geht in eine andere Richtung. Dass endlich die Hütte steht, dass sie von Vandalismus verschont bleiben und sie keinen Stress mit Anwohnern bekommen. Denn: „Wir wollen hier ganz in Ruhe unser Bierchen trinken“, kommt es fast unisono aus der Runde rüber.

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