Wermelskirchen Bussard greift Joggerin auf der Trasse an

Wermelskirchen · Eine Läuferin wurde von dem Greifvogel während einer Laufrunde in Tente am Kopf getroffen. Dabei handelt es sich um eine Drohung des Bussards, der seine Brut in Gefahr sieht und sie schützen möchte, sagt Experte Dirk Sindhu.

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Die Balkantrasse erfreut sich bei Radfahrern, Spaziergängern und Joggern immer größerer Beliebtheit. Auch Birgit Ries nutzt die Trasse häufig für eine ausgiebige Jogging-Runde. Die jüngste Laufeinheit wird sie aber nicht so schnell vergessen. "Ich war gerade im Bereich Tente unterwegs, als ich plötzlich von einem Bussard angegriffen wurde", erzählt die Wermelskirchenerin am "Bürgermonitor" unserer Redaktion.

Der Greifvogel habe sie voll angeflogen und am Kopf getroffen. "Ich spürte einen heftigen Schlag, dann ist der Bussard abgedreht und wieder weggeflogen." Auch dem Freund ihrer Tochter sei dies in den vergangenen Tagen beim Joggen auf einem Weg im Bereich Bergisch Born passiert - "der hatte richtige Kratzer der Krallen am Kopf", berichtet Ries. Sie fragt sich: Warum greifen Bussarde Jogger an? Wieso gerade jetzt? Wie gefährlich ist es? Und wie kann man sich davor schützen? "Gerade für Kinder und auch Radfahrer finde ich es gefährlich", meint sie.

Dass ein Bussard einen Jogger angreift, ist nicht unüblich, sagt Dirk Sindhu von der für Wermelskirchen zuständigen Bergischen Greifvogelhilfe, einer Auffangstation für verletzte Greifvögel und Eulen. "Es ist ein normales und legitimes Verhalten", erläutert der Experte, der sich seit 30 Jahren mit Greifvögeln beschäftigt. In einem solchen Fall sehe der Bussard den Läufer als einen potenziellen Feind an, der in sein Brutgebiet eindringt. Dies sei gerade jetzt und noch in den nächsten zwei bis drei Wochen akut. Denn: Es gebe zurzeit eine Menge Jungtiere, die noch nicht richtig fliegen können und sich daher im Umkreis des Brutplatzes bewegen. "Die Bussarde versuchen schlichtweg, ihre Jungtiere zu schützen - genau so wie wir Menschen unsere Kinder beschützen würden", sagt Sindhu.

Ein Angriff auf einen Jogger sei eine Drohung des Vogels, der die Menschen dann in den Kopf pikst. Sindhu: "Wenn der Bussard bösartig angreifen will, würde er mit seinen Krallen am Arm zugreifen und nicht den Kopf anfliegen."

Natürlich sei ein Bussard-Angriff im ersten Moment ein Schock, zumal es sich um einen großen Vogel handelt. Eine Gefahr für Jogger bestehe aber nicht, stellt der Experte klar. "Ein Bussard, meistens handelt es sich um einen Mäusebussard, kann einen Menschen nicht richtig verletzen, weil ihm dafür schlichtweg die Kraft fehlt", erklärt Sindhu. Die Kraft reiche lediglich für den Beutefang (kleine Nagetiere, Käfer, Würmer etc.) aus.

Man dürfe also nicht in Panik verfallen, sondern solle sich ruhig verhalten. "Ein paar Kratzer können immer mal wieder die Folge eines solchen Angriffs sein." Zudem gebe es auch bei den Greifvögeln völlig verschiedene Charaktere. Manche Bussarde machen nichts und fliegen keine Menschen an. "Es gibt aber auch ,Draufgänger'", erläutert Sindhu.

Und wie soll man sich verhalten, um den Angriff eines Bussards zu verhindern beziehungsweise zu vermeiden? "Wenn man weiß, dass an einer bestimmten Stelle ein Brutgebiet ist, sollte man diesen Bereich am besten für ein paar Wochen meiden", rät der Greifvogel-Experte. Das ist auf der stark frequentierten Balkantrasse allerdings schwierig.

Sollte man einen Bussard sehen, der auf einen zufliegt, rät Sindhu, Blickkontakt zu halten, um durch schnelles Ducken entsprechend besser ausweichen zu können. Wenn man als Spaziergänger zum Beispiel einen Regenschirm dabei hat, kann man auch diesen in die Luft halten, da die Vögel oft den höchsten Punkt ihres Opfers, beim Menschen also eigentlich den Kopf, anfliegen. Aber: "Man darf die Vögel auf keinen Fall damit schlagen, das wäre eine Straftat", stellt Sindhu klar.

(RP)