Wermelskirchen Burger Jugendherberge ohne Zukunft

Wermelskirchen · Die "Burger Resolution" für den Erhalt der Jugendherberge ist von vielen unterschrieben worden - aber bis heute nicht beim Jugendherbergswerk angekommen. Die Stadt will das Initiativpapier persönlich nach Düsseldorf bringen.

 Die Jugendherberge in Oberburg soll nun voraussichtlich Ende September dieses Jahres schließen.

Die Jugendherberge in Oberburg soll nun voraussichtlich Ende September dieses Jahres schließen.

Foto: Peter Meuter

Knapp zwei Wochen ist es her, als die Oberbürgermeister von Solingen und Remscheid sowie weitere bergische Parlamentarier, unter anderem der Wermelskirchener Beigeordnete Stefan Görnert, in der Kemenate von Schloss Burg zusammenkamen, um sich für den Erhalt der Jugendherberge in Oberburg einzusetzen. Verfasst wurde dazu eine "Burger Resolution", die auch Jürgen Hardt MdB (CDU) unterzeichnete.

Doch die Resolution hat das Jugendherbergswerk Rheinland mit Sitz in der Landeshauptstadt bislang nicht erreicht. "Ich weiß nichts von einer Burger Resolution", sagte der Geschäftsführer des Jugendherbergswerks, Friedhelm Kamps, auf Anfrage unserer Redaktion. "Uns liegt keine Resolution vor." Kann sie auch nicht, denn das Solinger Rathaus verzichtete bewusst auf den Postversand. "Oberbürgermeister Tim Kurzbach und Stadtdirektor Hartmut Hoferichter möchten die Resolution persönlich zum Jugendherbergswerk nach Düsseldorf bringen", sagte der städtische Pressesprecher Thomas Kraft. Ein Termin für die Übergabe sei dafür aber noch nicht gefunden worden.

 Beigeordneter Stefan Görnert (r.) hier mit Solingens OB Tim Kurzbach, bei der Unterzeichnung der Resolution.

Beigeordneter Stefan Görnert (r.) hier mit Solingens OB Tim Kurzbach, bei der Unterzeichnung der Resolution.

Foto: Stadt Solingen

Die Burger Jugendherberge sollte schon zum Jahresende 2017 geschlossen werden. Kurz vor Weihnachten gab das Jugendherbergswerk indes bekannt, dass die Einrichtung auf der Stadtgrenze zu Wermelskirchen bis Ende September dieses Jahres weiter geöffnet bleibt. Grund: Die Nachfrage für die Jugendherberge gestaltete sich gut - mehr als 9200 Vorausbuchungen für 2018 gab es im Dezember. Doch Kamps betonte schon damals, dass die Herberge mit ihren 118 Betten "mittel- bis langfristig keine Zukunft" hat. Und das hat sie auch mit / ohne Resolution nicht: "Burg wird nicht noch einmal auf die Tagesordnung gesetzt", sagte Kamps.

Dass die Klingenstadt keine guten Karten beim Jugendherbergswerk hat, weiß Solingens Ex-Oberbürgermeister Norbert Feith seit langem. "Ich bin über das Ergebnis sehr enttäuscht", sagte er. Auch nach seinem Wechsel ins Familienministerium setzte sich Feith weiter für zumindest eine Herberge in der Stadt ein, nachdem die Gräfrather Jugendherberge 2015 von der Zentralfachschule der Süßwarenwirtschaft übernommen worden war. Als Mitglied des erweiterten Vorstandes beim DJH-Landesverband Rheinland schrieb Feith zuletzt im Mai 2017 den Vorsitzenden Ludwig Lühl an. Feith bat darum, den Schließungsbeschluss zur Jugendherberge Burg vorläufig auszusetzen - "um Gelegenheit zu einer umfassenden Beratung auf der Grundlage aktueller fachlicher und wirtschaftlicher Informationen zu erhalten". Der Antrag wurde allerdings trotz intensiver Diskussion abgelehnt. "Der Vorstand hielt leider an der ablehnenden Haltung fest", bedauert Feith. Ihm war einiges "Ungereimte" in der Argumentation aufgefallen - wie etwa angebliche Vorzüge des Wuppertaler Standorts, während Solinger Pfunde nicht genannt wurden. Auch die Millionen Euro wurden nicht aufgeführt, die in die Sanierung und den Umbau des Schlosses investiert werden. Falsch sei auch, dass man dabei nur "Best Ager" im Auge habe.

Argumente, auf die der Landesverbandsvorsitzende in seiner Antwort überhaupt nicht einging. Die Burger Herberge, sagte Lühl, erfülle "schon seit langem nicht mehr" die Erwartungen und Anforderungen, die Schul- und Freizeitgruppen stellen. Außerdem habe sich das Umfeld in den vergangenen 20 Jahren gravierend geändert. Lühl: "Vor Jahren schon wurde uns mit Hinweis auf die Nachbarschaft die Nutzung unserer Feuerstelle verboten, dann häuften sich die Beschwerden wegen Kindergeschrei und zu lautem Ballspiel. Für den Betrieb einer Landjugendherberge ist inmitten einer zunehmend verdichteten Wohnbebauung kein Raum mehr."

Argumente, die auch für Feith berechtigt und nicht von der Hand zu weisen sind. Über viele Jahre hätten eben Stadt und das Deutsche Jugendherbergswerk nicht miteinander gesprochen. "Aber uns hätte man 2012 nicht den Erhalt zumindest einer Herberge in Solingen versprechen dürfen." Reichlich Platz für einen Neubau gäbe es, wie von der Stadtverwaltung schon seit Jahren vorgeschlagen, an der Oberburger Sportanlage. Ob dort jemals eine "Bergische Herberge" gebaut wird, bleibt mehr als fraglich. "Irgendwelche Zusagen" zum Bau eines neuen Hauses will der Vorstand des Landesverbands nicht geben - und auch keine Hoffnungen machen.

(RP)
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