Wermelskirchen Bürger gegen Raser
Wermelskirchen · Die Polizei ist von der Resonanz auf den Aufruf, "Wutpunkte" für das 24-Stunden-Blitzmarathon zu benennen, regelrecht begeistert. Es finden sich sogar "Sicherheitspaten" für manche Straßen, so wie in der Wirtsmühle.
Über eine beeindruckende Resonanz auf ihre 24-Stunden-Blitzmarathon-Aktion konnte sich die Polizei schon gestern freuen. Obwohl die Bürger noch bis heute früh um 6 Uhr "Wutpunkte" benennen konnten, wo die Polizei Tempokontrollen durchführen sollte, lagen bis gestern Vormittag schon Meldungen in dreistelliger Höhe vor: "Wir hätten eine so große Beteiligung nicht für möglich gehalten, ich bin regelrecht begeistert", sagte Polizeisprecher Peter Raubuch auf Anfrage der BM.
Bei der Vielzahl der Meldungen werde zwar beim 24-Stunden-Blitzmarathon vom 3. auf den 4. Juli nicht jeder "Wutpunkt" erfasst werden können. "Aber es fällt nichts hinten runter, wir melden uns bei den Bürgern und werden die Paten auch kontaktieren", verspricht Raubuch. Denn es kristallisierten sich schon regelrechte "Sicherheitspaten" heraus, denen es ein vitales Anliegen sei, die Sicherheit in ihrem Wohnumfeld zu verbessern, beobachtet der Polizeisprecher.
70 statt 30 km/h
Ein solcher Pate ist auch der Wermelskirchener Thomas Monreal, der sich um die Sicherheit seines vierjährigen Sohnes David ebenso sorgt wie um die der vielen kleinen Nachbarkinder in der Wirtsmühle. Er hat jetzt zum Blitzmarathon angeregt, die Einhaltung der Tempo 30-Zone in der Wirtsmühle insbesondere vor den Häusern Nr. 38 und den benachbarten Gebäuden sowie überprüfen zu lassen.
Mit diesem Anliegen wendet sich der engagierte Vater aber nicht zum ersten Mal an die Öffentlichkeit: "Ich habe schon Verkehrsminister Jäger, die Polizei und die Stadtverwaltung auf die Zustände in der Wirtsmühle aufmerksam gemacht. Wir sind extra aus der Innenstadt an die Wirtsmühle gezogen, weil unser Sohn hier ruhiger und sicherer aufwachsen soll. Aber es wird hier nicht 30, sondern von den meisten eher 50 km/h und von manchen sogar 60 bis 70 gefahren", beklagt Monreal, der auch Beweise für diese Behauptung hat.
Im Mai waren nämlich auf seine Initiative hin Geschwindigkeitsmessungen an der Wirtsmühle durch die Stadtverwaltung angesetzt worden. Das Ergebnis war Monreal vor einer Woche mitgeteilt worden: "Bisher ist mein Einwand immer als subjektiver Eindruck abgetan worden, aber jetzt kann ich auch beweisen, dass hier viel zu schnell gefahren wird", sagt Monreal, der nun auch auf eine konsequentere Überwachung in der Wirtsmühle hofft.
Einen weiteren "Wutpunkt" hat BM-Leser Marc Braches benannt: Im Ortsteil Dabringhausen-Linde werde locker 100 statt der vorgeschrieben 50 km/h gefahren: "1994 gab es hier einen schweren Unfall mit überhöhter Geschwindigkeit, bei dem mein bester Kumpel gestorben ist", erinnert der 26-Jährige. Ein Lkw und ein Traktor waren dort zusammengeprallt. Marc Braches regt dringend verschärfte Geschwindigkeitskontrollen vor allem auch im Einmündungsbereich Linde/Rölscheid an.