Bodendenkmäler in Wermelskirchen Unauffällige Zeitzeugen im Boden

Wermelskirchen · Bodendenkmäler sind meist für das ungeübte Auge nicht leicht erkennbar. Dabei erzählen sie der Forschung eine ganze Menge über vergangene Zeiten. Elf Bodendenkmäler gibt es in und um Wermelskirchen.

 Michaela Böllstorf vom Gebäudemanagement der Stadt Wermelskirchen auf dem Hohlweg an der Rausmühle, er ist Teil des dortigen Bodendenkmals.

Michaela Böllstorf vom Gebäudemanagement der Stadt Wermelskirchen auf dem Hohlweg an der Rausmühle, er ist Teil des dortigen Bodendenkmals.

Foto: Wolfgang Weitzdörfer

Michaela Böllstorf vom städtischen Gebäudemanagement sieht sich um. Sie steht auf dem Parkplatz der Rausmühle, abseits von Corona ein beliebtes Ausflugsziel im Eifgental – nicht nur für die Wermelskirchener, sondern auch für viele Gäste aus dem näheren und weiteren Umland. Vor allem das urige, alte Mühlengebäude ist ein Anziehungspunkt für Wanderer und Spaziergänger. Es ist beinahe offensichtlich, dass es sich bei dem als Café und Restaurant genutzten alten Mühlengebäude um ein Denkmal handelt.

Was man indes nicht sehen kann – und was wohl auch nur wenige Besucher wissen – ist, dass man sich auch rund um die Rausmühle auf einem Denkmal befindet. „Auf Bodendenkmälern, um genau zu sein“, sagt Michaela Böllstorf. Man unterscheidet zwischen Baudenkmälern, Bodendenkmälern und beweglichen Denkmälern. „Dazu kommen dann noch Denkmalbereiche, etwa der mesolithische Fundplatz in Dabringhausen“, sagt die Verwaltungsmitarbeiterin. Bei Bodendenkmälern handelt es sich um historische Zeugnisse, die sich, wie der Name schon sagt, im oder knapp über dem Boden befinden.

Um das Prinzip der Bodendenkmäler möglichst eindeutig zu verstehen, sei der Besuch der Rausmühle besonders geeignet. „Hier gibt es gleich mehrere Bodendenkmäler zu entdecken“, sagt Michaela Böllstorf. Sie zeigt auf eine Stelle am hinteren Ende des Parkplatzes, direkt hinter dem Zaun. „Da ist der Untergraben – man sieht es aber nur, wenn man es auch weiß“, sagt sie und schmunzelt. Und tatsächlich, für das ungeübte Auge ist dort nur üppig wuchernde Vegetation zu sehen. Die Suche nach Bodendenkmälern findet daher auch nicht in Archiven statt, sondern beginnt ganz bewusst dann, wenn man etwa von einem Baudenkmal weiß.

„Dann durchsucht man die Umgebung nach Anzeichen von Bodendenkmälern“, sagt Michaela Böllstorf. „Wenn der Blick ein wenig geschult ist, geht man mit offenen Augen durch den Wald – und kann dann dort etwa einen alten Weg entdecken.“ Das Stichwort ist der „geschulte Blick“. Denn hat man ihn nicht, hätte man vermutlich den Hohlweg leicht oberhalb der Rausmühle nicht entdeckt. „Hohlwege sind alte Verkehrswege, die über die Jahrhunderte durch die Abnutzung des Lehmbodens durch die Eisenbeschläge der Räder an Gefährten entstanden sind. Hier ist es die frühere Verbindung von Buddemühle nach Rausmühle“, erklärt Michaela Böllstorf. Die habe nichts mehr mit der heute genutzten Teerstraße zu tun und sei in den vergangenen etwa 180 Jahren zweimal verlegt worden. „Das kann man sich auch gut bei TIM-Online ansehen, dem Online-Kartensystem der Bezirksregierung Köln“, sagt die Verwaltungsmitarbeiterin und deutet auf einen Ausdruck, auf dem die drei Wege mehr oder weniger deutlich zu erkennen sind.

Ein anderer Teil des Bodendenkmals in Rausmühle ist der Mühlenteich, der in 300 Meter Entfernung liegt. „An der Seite ist der Obergraben am Hang zu sehen, in dem das Wasser aus dem Teich zur Mühle geleitet wurde“, sagt Michaela Böllstorf. Der Teich selbst ist in einer reizvoll gelegenen Talaue des Eifgenbaches gelegen. „Theoretisch kann jeder Wanderer oder Spaziergänger ein Bodendenkmal finden – und wegen der unzähligen Mühlen in der Region ist die Wahrscheinlichkeit gar nicht so gering“, sagt die Verwaltungsmitarbeiterin.

Wenn man aber nun den Verdacht hat, etwas gefunden zu haben, darf man nicht einfach drauf los graben, betont Michaela Böllstorf. „Man kann auf mich zukommen, die Meldung geht dann an den Landschaftsverband Rheinland und das Rheinische Amt für Bodendenkmalpflege.“ Dort werde dann entschieden, ob man Grabungsarbeiten unternehmen müsse oder nicht. „Es gibt für Interessierte zudem die Möglichkeit, sich mit Hilfe einer virtuellen Karte auf eine Bodendenkmals-Tour zu begeben. Man darf eben nur nicht enttäuscht sein, wenn man nicht viel zu sehen bekommt – zumal die Bodendenkmäler in der Regel auch nicht eigens gekennzeichnet sind“, sagt Michaela Böllstorf. Sie finde das Bodendenkmal in Dabringhausen besonders spannend – „eben weil es so alt ist“, sagt sie.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort