Wermelskirchen Bleibt blühende Innenstadt ein Traum?

Wermelskirchen · Der Stadtmarketingverein würde gern die Idee von Blumenampeln an den Laternenmasten aufgreifen. Doch die Stadtverwaltung kommt nicht nach. Bürgermeister Bleek verspricht, das Thema zeitnah mit WiW zu diskutieren.

 Die schmucklose Telegrafenstraße mit ihren Laternenmasten. Es ist das gleiche Modell wie in Werne.

Die schmucklose Telegrafenstraße mit ihren Laternenmasten. Es ist das gleiche Modell wie in Werne.

Foto: Teifel, Udo (tei)

Wird Wermelskirchen eine blühende Innenstadt bekommen oder bleibt es beim tristen Grau? Die Chancen für mehr Farbe in der Telegrafenstraße stehen derzeit auf der Kippe. Auch wenn es mit zwei Protagonisten, Dankmar Stolz und Walter vom Stein, starke Unterstützer dieser Idee gibt. Doch es stockt derzeit bei Stadtverwaltung. „Ich hatte gleich nach der Berichterstattung in der Bergischen Morgenpost bei der Stadtverwaltung angefragt. Aber eine Antwort habe ich bis heute nicht bekommen“, sagt Dankmar Stolz, Vorsitzender des Stadtmarketingvereins.

 Die Blumenampel hingen bis vorige Woche an den Laternenmasten in Werne in einer Höhe von 2,80 Meter. Sie haben ein Gewicht mit Bepflanzung und gefülltem Wassertank von 18 bis 20 Kilogramm.

Die Blumenampel hingen bis vorige Woche an den Laternenmasten in Werne in einer Höhe von 2,80 Meter. Sie haben ein Gewicht mit Bepflanzung und gefülltem Wassertank von 18 bis 20 Kilogramm.

Foto: Udo Teifel/UDO TEIFEL

Über 100 Städte in Deutschland nutzen ihre Laternenmasten, um dort Geranienampeln anzubringen. Diese Verschönerungsaktion wird von Paten finanziert. Eines dieser blühenden Beispiele ist die Stadt Werne. Dort blühten noch bis in den Oktober die Geranienampeln an 63 Laternenmasten. Ein holländischer Unternehmer kommt einmal die Woche, gießt und pflegt die Blumen. Die Patenschaft kostet in Werne 230 Euro das halbe Jahr. Dort sind Bürger, Einzelhändler, Gastronomen, Unternehmer und Vereine Paten. Ziel war es, die Innenstadt-Attraktivität zu steigern, eben die Aufenthaltsqualität zu verbessern.

Das wollte Wermelskirchen mit breiten Bürgersteigen erreichen. Doch die werden am liebsten von Autofahrern als Parkplatz genutzt.

Bürgermeister Rainer Bleek findet die Idee gut, aber freiwillige Ausgaben könne sich die Stadt nicht erlauben. Feuer und Flamme ist Unternehmer Walter vom Stein. „Die Telegrafenstraße hat keine Atmosphäre. Da ist viel Geld investiert worden. Aber es fehlt der Charme, der die Menschen zum Aufenthalt holt.“

Als Vorbild für Wermelskirchen bezeichnete vor vier Monaten Stolz die Idee. Damit könne man die Aufenthaltsqualität erhöhen. „Ich bin 100-prozentig dafür. Wenn sich die Bürger wohlfühlen, halten sie sich mehr auf. Davon profitiert der Einzelhandel und die Gastronomie.“

Stolz setzte sich nach der Berichterstattung an seinen PC und schrieb einen Brief an den Bürgermeister. „Wir müssen ja schließlich wissen, ob so etwas möglich ist und an wen wir uns wenden müssen?“ Denn, so machte er jetzt im Gespräch mit dieser Zeitung deutlich, er würde die Idee gern umsetzen. „Aber wir müssen wissen, wie die Besitzverhältnisse sind und an wen wir uns wenden müssen.“ Lägen diese Informationen vor, würde der Stadtmarketingverein Kontakt aufnehmen, das Sponsoring anleiern und die Kosten ermitteln. Es müsse auch kein auswärtiges Unternehmen sein: „Ich könnte mir vorstellen, mit örtlichen Gärtnern oder Landschaftspflegern unter unseren Mitgliedern zu sprechen. Vielleicht könnten die auch so etwas umsetzen.“ Aber vorher brauche WiW das Okay der Stadt, ob so etwas machbar sei.

Die Laternenmasten, das ergab die Recherche der Bergischen Morgenpost, gehören BEW Netze. Als Eigentümer müsse BEW Netze das Anbringen von Blumenkästen genehmigen, so BEW-Sprecherin Sonja Gerrath. „Für die Verkehrssicherungspflicht ist aber die Stadt zuständig.

BEW Netze müsse prüfen, ob durch das Anbringen von Blumenkästen die Standsicherung noch gewährleistet sei. „Hier muss erst eine Statikprüfung vorgenommen werden“, sagt Norbert Dohn, Experte bei der BEW für Straßenbeleuchtung. „Die modernen Straßenlaternen sind aus einem viel dünneren Blech hergestellt als früher. Das Material hat eine Stärke von 3,5 Millimeter.“ In der Stadt Wipperfürth habe die BEW einmal eine Statikprüfung dieser Laternen ohne Belastung durch Blumenkübel gemacht - die Belastung lag schon bei 98 Prozent. „Wenn man dann noch Gewicht des bepflanzten Kübels sowie Windlast hinzurechnet, könnte es kritisch werden“, so der Fachmann. Die Prüfung kostet je Mastentyp etwa 300 Euro.

Das Thema einer blühenden Innenstadt sei noch nicht abschließend im Rathaus besprochen, so Bürgermeister Rainer Bleek. Das Hickhack mit Verdi habe viel Zeit gebraucht. „Ich werde WiW aber zum Gespräch einladen und dann auch das Thema ansprechen“, sagte er gestern.

In Werne steht übrigens der gleiche Laternenmast-Typ wie in der Telegrafenstraße. „Der ist belastbar. Wir haben keine Probleme“, so Quartiersmanager Wolfgang Bille.

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