Blaulicht-Spezialisten in Wermelskirchen Auch mal mit einem Teller Suppe helfen
Wermelskirchen · Er baut Notfallunterkünfte und kümmert sich um Menschen: Tobias Koebke von der Betreuungsgruppe des DRK.
Der erste Bus war auf dem Weg zur Mehrzweckhalle in Dabringhausen. Menschen auf der Flucht vor Krieg und Leid, Hunger und Elend waren in Nordrhein-Westfalen gestrandet, und dort suchte man nun nach einem Dach über dem Kopf für Frauen, Kinder und Männer. Und während viele noch haderten mit der neuen Situation, packten die Helfer des Deutschen Roten Kreuzes an. Feldbetten und Tische, Bänke und Toilettenpapier, Spiele für Kinder: Die ehrenamtlichen Helfer verwandelten die Mehrzweckhalle in wenigen Stunden in eine Notunterkunft. Und mitten drin war damals auch Tobias Koebke. Offiziell gehörte er noch gar nicht zur Betreuungsgruppe, weil er eigentlich noch zu jung war. Aber er half, wo er helfen konnte. „Weil meine ganze Familie im Einsatz war“, sagt er, „und weil ich helfen wollte.“
Als in diesem Sommer dann Wassermassen für eine Katastrophe in Weltersbach sorgten und die Bewohner der Senioreneinrichtung ohne Dach über dem Kopf in Not gerieten, war Tobias Koebke wieder im Einsatz. Inzwischen gehörte der 18-Jährige auch offiziell zur Betreuungsgruppe, packte mit an, verwandelte den Stützpunkt der Feuerwehr in einen Aufenthaltsbereich für die alten Menschen, registrierte jeden einzelnen Mann und jede Frau, die sich in der schnell geschaffenen Notunterkunft aufhielten. „Wenn eine größere Anzahl von Menschen gleichzeitig in Not gerät und kurzfristig obdachlos wird, dann sind wir im Einsatz“, erklärt Tobias Koebke die Aufgabe der Betreuungsgruppe. Das sei bei Kyrill der Fall gewesen, bei einer Bombenentschärfung in Köln und eben auch, als gleichzeitig viele Flüchtlinge nach Wermelskirchen kamen. „Meistens wird es stressig, und meistens funktioniere ich dann gut“, sagt der 18-Jährige.
Inzwischen kennt er das Einsatzfahrzeug wie seine Westentasche, kann mit wenigen Griffen Hilfsmittel ans Licht befördern und dort einsetzen, wo sie am meisten gebraucht werden. „Das Deutsche Rote Kreuz sorgt in diesen Situationen für die Verpflegung und für den Aufenthaltsbereich“, erklärt er, „und wir kümmern uns.“
Dazu gehört es, mit den Menschen ins Gespräch zu kommen, zu beruhigen, auch mal den Blutdruck zu messen und Hilfe zu organisieren, wenn Hilfe gebraucht wird. Dazu gehört es auch, eine Informationswand einzurichten, um die Betroffenen auf dem neuesten Stand zu halten. „Wir versorgen sie mit den aktuellen Entwicklungen, damit sie wissen, wie es weitergeht“, erklärt der ehrenamtliche Helfer. Gleichzeitig werden Registrierungskarten ausgestellt – eine bekommt der Betroffene, eine behält das DRK, und die dritte Version wird dem Suchdienst des Deutschen Roten Kreuzes zur Verfügung gestellt. Alles hat dann seine Ordnung.
Und so schaffen Tobias Koebke und seine Kollegen der Betreuungsgruppe dort Strukturen, wo ein Unglück für Chaos gesorgt hat. „Das ist genau die Aufgabe, die ich übernehmen möchte“, sagt Tobias Koebke. Er habe lange mit dem Gedanken gespielt, der Sanitätsgruppe beizutreten. „Aber da geht es auch mal um Leben und Tod und um Entscheidungen in Sekundenschnelle“, sagt er, „ich habe mich also für die Betreuung entschieden. Das passt besser.“
Die Sprache der DRK-Helfer sprach er allerdings auch vorher. Schon mit sechs Jahren gehörte Tobias Koebke zur Jugendfeuerwehr, trat damit in die Spuren seines Vaters und seiner Tante. „DRK ist bei uns Familiensache“, sagt er. Und mit Tobias Koebke beginnt nun die nächste Generation.