Politik in Wermelskirchen BEW will Flächen-Fotovoltaik bauen

Wermelskirchen · Eine Analyse von möglichen Potenzialflächen sieht keine Möglichkeiten für Windkrafts-Parks zur Stromerzeugung in Wermelskirchen. Die Entwicklung von Freiflächen-Fotovoltaik ist jedoch machbar.

 Nach dem Willen der Bundesregierung soll der Anteil des aus erneuerbaren Energien erzeugten Stroms am gesamten Stromverbrauch bis 2030 von derzeit knapp unter 50 auf mindestens 80 Prozent steigen. Auch in Wermelskirchen könnten solche Fotovoltaik-Anlagen entstehen. 
  Foto: Patrick Pleul/dpa 

Nach dem Willen der Bundesregierung soll der Anteil des aus erneuerbaren Energien erzeugten Stroms am gesamten Stromverbrauch bis 2030 von derzeit knapp unter 50 auf mindestens 80 Prozent steigen. Auch in Wermelskirchen könnten solche Fotovoltaik-Anlagen entstehen. Foto: Patrick Pleul/dpa 

Foto: dpa/Patrick Pleul

Windkraft ist auf Wermelskirchener Stadtgebiet nicht möglich. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Hannoveraner Firma „Nefino“ und bestätigt damit, was der Technische Beigeordnete Thomas Marner bereits von einigen Wochen im Gespräch mit unserer Redaktion angedeutet hatte (wir berichteten). Der „Nefino“-Geo-Informatiker Henning Arends stellte die Ergebnisse der Analyse der Potenzialflächen für Freiflächen-Fotovoltaik- und Windenergie-Anlagen gemeinsam mit dem Geschäftsführer der Bergischen Energie- und Wasser-Gesellschaft (BEW), Jens Langner, im Ausschuss für Umwelt und Bau vor.

Für die Analyse der Windkraft legte das Fachbüro für die Bewertung von Wind- und Solarenergie sowie deren Potenziale eine Referenz-Anlage mit einem Rotor-Durchmesser von 150 Metern, eine Nabenhöhe von 125 Metern und einer Nennleistung von fünf Megawatt zugrunde. „Das ist State of the art. Kleinere Anlagen sind zu ineffizient, sind deshalb nicht zu empfehlen und werden teils schon gar nicht mehr hergestellt“, kommentierte Henning Arends. Desweiteren agierten die Experten mit drei Szenarien: Das erste mit einem Pufferabstand von 1000 Metern zu Wohn- und Mischgebieten sowie Einzelwohngebäuden, das zweite und dritte Szenario mit 800 beziehungsweise 600 Metern Pufferabstand. Ergebnis: Für das erste Szenario ergeben sich Potenzialflächen, die „kaum der Rede wert sind“, stellte Arends fest. Die Szenarien zwei und drei ergeben eine Potenzialfläche in Wermelskirchen von bis zu 0,9 Hektar, was 0,01 Prozent der Gemeindefläche ausmacht. „Das ist viel zu kleine für einen Windpark“, sagte der „Nefino“-Mitarbeiter und erläuterte: „0,18 bis 0,75 Hektar, also 83 Prozent, dieser Potentialfläche für Windenergie-Anlagen liegen in Waldflächen.“ Das macht eine Erschließung nahezu unmöglich oder zumindest aufwendig.

„Das Windkraftpotential ist in Wermelskirchen ernüchternd. Da hatten wir vor der Studie auf mehr gehofft“, bewertete BEW-Chef Jens Langner die Absage der Experten an die Windenergie für Wermelskirchen. Erklärtes Ziel der BEW sei es, mehr Regionalstrom zu erzeugen, denn: „Eine Verminderung der Energie-Importe ist wichtiger denn je.“ Deshalb machten die Möglichkeiten zur Freiflächen-Fotovoltaik Hoffnung.

„Auf dem Wermelskirchener Stadtgebiet muss der Fokus auf die Freiflächen-Fotovoltaik gerichtet werden“, resümierte Henning Arends, der per Telefon in die Ausschusssitzung zugeschaltet wurde, die Ergebnisse der Analyse. Die erkennt 199 Hektar, die als Potenzial für Freiflächen-Fotovoltaik in Wermelskirchen nutzbar sind. Das entspricht 2,65 Prozent des Stadtgebiets. „Davon sind 3,71 Hektar nach den derzeitigen Prämissen des Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) förderfähig“, rechnete der Geo-Informatiker vor. Ein Hindernis zur Ausweisung von Potentialflächen ist ein für Wermelskirchen typisches. Das wird markiert durch die sogenannten Bodenpunkte, die die Flächen für die landwirtschaftliche Nutzung einordnen. Deshalb habe „Nefino“ alle Flächen mit mehr als 45 Bodenpunkten wegen ihres ackerbaulichen Ertragspotenzials ausgeschlossen. Ebenso Flächen mit mehr als fünf Grad Neigung bei Nordhängen sowie allen übrigen Hanglagen mit mehr als 16,7 Grad Neigung. „Ebenso hat unsere Analyse natürlich Aspekte wie Landschafts- und Wasserschutz berücksichtigt“, betonte Henning Arends und gab den Akteuren von Stadt sowie Energieversorger mehrere Handlungsempfehlungen mit auf den Weg: Top-Potenzialflächen müssten nach Kriterien wie Abstand zur Netz-Infratruktur, Eigentumsverhältnissen oder Stärke der Fragmentierung der Flächenkulisse ausgewählt werden. „Und dann müssen die Flächen, auf denen mit hoher Wahrscheinlichkeit Fotovoltaik-Anlagen realisiert werden können, gesichert werden“, blickte Henning Arends aus. Der „Nefino“-Fachmann bemerkte: „Da der Anteil hochwertiger Böden für die Landwirtschaft in Wermelskirchen sehr hoch ist, liegt der Anteil der Fotovoltaik-Potenzialflächen am gesamten Stadtgebiet niedriger als in den Nachbargemeinden.“

Auch wenn in Hückeswagen und Wipperfürth, die ebenfalls zum BEW-Versorgungsgebiet gehören, der Potenzialflächen-Anteil höher sei, wolle der Energieversorger auch in Wermelskirchen mit dem Bau kleinerer Pilot-Anlagen starten, kündigte Jens Langner an: „Die haben dann anfangs eine Leistung von 400 Kilowatt. Wir wollen als BEW den Fotovoltaik-Ausbau forcieren.“ Dazu habe die Landesregierung in Aussicht gestellt, die gesetzlichen Rahmenbedingungen dafür zu verbessern.

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