Wermelskirchen BEW will Billig-Markt erobern

Wermelskirchen · Mit fünf anderen Firmen will der regionale Energieversorger eine Gas-Vertriebsgesellschaft gründen und bundesweit übers Internet billig Gas verkaufen. Heimische Kunden sollen die Angebote nicht nutzen können.

Der Bergische Energie und Wasser GmbH (BEW) laufen die Kunden weg. Die Billiganbieter im Internet bekommen auch aus der bergischen Region immer mehr Zulauf. Die BEW spricht derzeit von einem Verlust von rund zehn Prozent der Kunden – "das können wir nicht ignorieren", so BEW-Geschäftsführer Wilhelm Heikamp. Deshalb plant die BEW eine Beteiligung an einer überregionalen Gas-Vertriebsgesellschaft, die von sechs Firmen gebildet wird. "Wir müssen als BEW unser Ergebnis zum Wohl unserer Anteilseigner sichern", so der Geschäftsführer.

Der Aufsichtsrat hat dem Konzept zugestimmt. Da die BEW zu 80 Prozent ein kommunaler Versorger ist, müssen auch die Räte diesen Schritt billigen. Wipperfürth und Hückeswagen haben zugestimmt. In Wermelskirchen steht das Votum noch aus. Auf Antrag der CDU kommt das Thema am Montag auf die Tagesordnung des Haupt- und Finanzausschusses. BEW-Aufsichtsratsvorsitzender Eric Weik ist gegen die Beteiligung.

Liberalisierung des Marktes

Seit der Liberalisierung des Energiemarktes haben die lokalen Versorger schwer zu kämpfen. Es gebe inzwischen in der Region 120 Strom- und 20 Gasanbieter, so Heikamp. Sie grasten wie Discounter den Markt ab, ohne Service, ohne Beratung, mit einfachsten Strukturen. Und sehr häufig als Ableger eines Konzerns, der oftmals auch die kleinen regionalen Versorger mit Energie belieferten: Hinter "E wie einfach" steckt EON, RWE hinter "e-primo" und hinter "Yellow Strom" die ENBW in Baden-Württemberg. "Die Konzerne pumpen viel Geld in ihre Töchter, so dass die Preise teilweise unter den Einkaufspreisen liegen", weiß Heikamp.

Dies könne, im Interesse der Anteilseigner und der Kunden, nicht länger hingenommen werden. Deshalb die Gründung einer Vertriebsgesellschaft, die bundesweit auftreten und billig Gas ausschließlich übers Internet verkaufen soll. "Denn mit dem Verlust von Kunden stehen wir auch als Einkäufer schlechter da. Diese Vertriebsgesellschaft bringt uns in eine bessere Position. Und davon profitiert auch der BEW-Kunden: Die Einkaufskraft wird gebündelt, die Preise werden günstiger."

Nicht für BEW-Kunden

Die BEW-Kunden – wie auch die der anderen regionalen Partner – werden nicht in den Genuss der Online-Billigpreise kommen. "Das Angebot ist zunächst nur außerhalb der Versorgungsgebiete geplant", so Heikamp. Man wolle vermeiden, dass Online-Billigpreiskunden den Service vor Ort in Anspruch nehmen. Bis 30. April 2010 sollen die Verträge unterschrieben sein – "sonst müssen wir aussteigen.".

Weik ist gegen die Vertriebsgesellschaft. "Es ist nicht Aufgabe der Stadt Wermelskirchen, in Hamburg Gas zu verkaufen." Er sieht einen Widerspruch darin, eine Vertriebsgesellschaft zu gründen, die bundesweit billiger das Gas verkauft, die regionalen Kunden aber mehr bezahlen müssen. "Nach meiner Auffassung verbietet die Gemeindeordnung dieses Engagement."

(RP)
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