Wermelskirchen Bergung legt Verkehr lahm

Wermelskirchen · Ein Tankwagen mit flüssigem Sauerstoff als Ladung kippt kurz vor Dreibäumen um. Ein Haus wird vorsichtshalber evakuiert. Aufgerissener Seitenstreifen als Gefahrenstelle: Vollsperrung wurde am Montagabend nicht mehr aufgehoben.

Verunglückter Lkw sorgt für Vollsperrung der L 101
6 Bilder

Verunglückter Lkw sorgt für Vollsperrung der L 101

6 Bilder

Joachim Walter und Rainer Wysotzki beobachteten aus der Distanz das Umfüllen des hoch brennbaren Materials. Die beiden leitenden Mitarbeiter der Düsseldorfer Firma "Praxair" waren zu einer unfreiwilligen Stippvisite im Bergischen Land: 100 Meter vor dem ersten Wohnhaus in Dreibäumen war ein 30 Tonnen schwerer Sattelzug von "Praxair" umgekippt und lag auf einem Feld neben der Landstraße 101. Inhalt des Tanks: verflüssigter Sauerstoff. Feuerwehr-Einsatzleiter Ingo Mueller: "Ein Funken genügt. Der Sauerstoff ist brandfördernd."

Gegen 8.50 Uhr, so die Polizei, meldeten Zeugen über den Notruf den umgekippten, fahrerlosen Tankwagen. Der 34-jährige Kölner war offensichtlich in Richtung Dreibäumen unterwegs gewesen. Wie er später gegenüber der Polizei mitteilte, war ihm aus Richtung Hückeswagen ein Fahrzeug entgegen gekommen. Diesem Fahrzeug "musste er plötzlich" auf der engen Fahrbahn ausweichen. Der 30 Tonnen schwere Sattelzug geriet auf den unbefestigten Seitenstreifen und kippte um. Der Fahrer blieb unverletzt, stand aber unter Schock und wurde zur Beobachtung ins Krankenhaus eingeliefert.

Zwölf Tonnen Sauerstoff geladen

Geladen hatte der Tank-Auflieger technischen Sauerstoff. Die Spedition hatte den Auflieger von einer Luftzerlegeanlage in Hürth geholt und war auf dem Weg zu einem Kunden. Dort wird Sauerstoff benötigt, um den Verbrennungsprozess zu verbessen. "Praxair" stellt aber auch medizinischen Sauerstoff für Krankenhäuser her.

Der bis auf minus 180 Grad Celsius abgekühlte Sauerstoff — die Ladung wog etwa zwölf Tonnen — wurde am Montag ohne Pumpe umgeladen: "Der Sauerstoff strömt quasi von einem Behälter in den anderen", so Joachim Walter, der Logistik-Manager von "Praxair". Das dauerte einige Stunden. Gegen 16 Uhr hatte ein Leverkusener Bergungsunternehmen den Sattelzug mit zwei Kränen wieder auf die Räder gestellt — dann mussten weitere fünf Tonnen Sauerstoff umgefüllt werden.

Der Tankbehälter war durch den Unfall nicht beschädigt worden. "Es ist ein doppelwandiger Behälter, quasi wie eine Thermoskanne", beschrieb Rainer Wysotzki, der technische Flottenmanager. Die äußere Schutzhülle blieb unversehrt. Das Bergungsunternehmen schleppte gegen 18 Uhr den Sattelzug Richtung Niederrhein ab — einer Straßenöffnung stand nichts mehr im Wege.

Doch die Landstraße 101 blieb dicht: Von der Straßenmeisterei in Gummersbach war niemand erreichbar, so die Polizei, der die zerstörte Bankette, die eine erhebliche Gefahrenstelle bedeutet, absichert: Es gebe dort keine Rufbereitschaft, so die Polizei. Erst am Dienstagmorgen nach 9 Uhr konnte die Polizei die Landstraße nach Nachbesserungsarbeiten der Straßenmeisterei Gummersbach wieder freigeben.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort