„7 Fakten“ zur ehemaligen Bahnstrecke zwischen Lennep und Opladen Wo früher im Bergischen Land der „Balkanexpress“ bummelte

Wermelskirchen / Leverkusen / Remscheid · Mehr als 100 Jahre lang verkehrte zwischen ­Opladen und Lennep der „Balkanexpress“, bis der Personenverkehr im Jahr 1993 komplett eingestellt wurde. Ein Blick in die Bahn-­Geschichte der Region.

Erinnerungen an den Balkanexpress
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Erinnerungen an den Balkanexpress

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Foto: W. Feigenbaum/W. Feigenbaum/Repro: Ludmilla Hauser

In der Bevölkerung wurde die ehemalige Bahnlinie von Remscheid-Lennep über Wermelskirchen nach Opladen liebevoll als „Balkanexpress“ bezeichnet. Die Geschichte der rund 28 Kilometer langen Strecke ist nicht nur eng mit der Region verbunden, sondern steht mit ihrem Niedergang auch stellvertretend für viele anderen Nebenstrecken .

Die Anfänge

Zwischen Lennep und Wermelskirchen bestand bereits seit Mai 1876 eine Schienenverbindung. Erst am 15. Oktober 1881 wurde die durchgehende Verbindung bis Opladen in Betrieb genommen. Der Güterverkehr entwickelte sich zunächst recht beachtlich. Das Beförderungsaufkommen im Personenverkehr war jedoch nie so groß, dass es den zwischen 1908 und 1910 erfolgten zweigleisigen Ausbau der Strecke rechtfertigt hätte.

Der Name

76 Minuten dauerte im Durchschnitt die Fahrt mit dem „Balkanexpress“ zwischen Opladen und Lennep. „Der Zug war bergauf damals so langsam, dass die Leute in Höhe Pattscheid bequem auf- und abspringen konnten“, erzählt ein Anwohner. Auf dem kurzen Abschnitt zwischen Leverkusen-Romberg und Pattscheid soll die Bahnlinie auch ihren Namen erhalten haben: Den damaligen Gerüchten zufolge, „sollen die Züge auf dem Balkan ebenso langsam unterwegs gewesen sein, dass die Leute während der Fahrt zu- und aussteigen konnten“.

Am Drosselweg wurde im Juni 1958 der Bedarfshalt „Wermelskirchen-West“ eingerichtet.

Foto: Hans Dörner

Haltestellen

Zwischen Lennep und Opladen gab es in der Zeit vor dem zweiten Weltkrieg die Bahnhöfe und Haltepunkte Bergisch Born, Wermelskirchen, Tente, Hilgen, Burscheid, Kuckenberg, Pattscheid und Bergisch Neukirchen. Nach 1952 wurde weitere Bedarfshalte an der Unterstraße und am Drosselweg in Wermelskirchen, in Grund sowie am Dünweg und Rathaus in Burscheid eingerichtet.

Die Züge

Im Personenverkehr waren die Uerdinger Schienenbusse der Baureigen VT 95 und 98 über Jahrzehnte präsent. Die roten Triebwagenzüge galten als „Retter der Nebenbahnen“, weil sie kostengünstig betrieben werden konnten. In den letzten Jahren verkehrten aber auch blau-weiße Triebwagenzüge der Baureihe ETA 150 sowie von Dieselloks gezogene „n-Wagen“, die umggangssprachlich als „Silberlinge“ bekannt wurden.

Stilllegung

Am 28. Mai 1983 verkehrte der letzte Zug zwischen Wermelskirchen und Hilgen. Acht Jahre später wurde der Betrieb auf dem weiteren Teilstück nach Opladen eingestellt. Anlass war ein Sturm, der die Fernsprechverbindung auf der Strecke zum Erliegen gebracht hatte und nicht mehr instandgesetzt wurde. 1997 kam auch das Aus auf dem Abschnitt Wermelskirchen – Lennep.

Die Balkantrasse (hier der Startpukt am Bahnhof) Lennep ist seit 2012 ein kombinierter Rad- und Gehweg.

Foto: Guido Radtke

Panorama-Radweg

Die stillgelegte und zurückgebaute Bahnstrecke wurde ab 2010 sukzessive zur „Balkantrasse“ umgebaut und ist seitdem bei Radfahrern, Spaziergängern oder Inlineskatern sehr beliebt. Im September 2019 erfolgte der Lückenschluss auf dem letzten 840 Meter langen Teilstück mit direkter Anbindung an den Bahnhof Opladen.

Zukunft

Es wird mit einer Machbarkeitsstudie geprüft, ob der Schienenverkehr nach dem „Karlsruher Modell“ reaktiviert werden kann. Die Vision: Eine Straßenbahn könnte eingleisig mit parallel geführtem Rad- und Fußverkehr auf der Balkantrasse verkehren.