Wermelskirchen Bekanntschaft mit der Säge

Wermelskirchen · Seit 20 Jahren gibt es die Probierwerkstatt im BZI. Sie soll Schüler an Metallberufe heranführen und vermittelt praktische Erfahrungen, um die die Schulen dankbar sind.

Mit flinken Bewegungen bearbeitet Viktor ein glänzendes Stück Metall. Einen Handtuchhalter will er anfertigen. Dazu muss er ein Loch in die zwei Millimeter dicke Platte hineinsägen. „Das macht Spaß“, berichtet der 15-Jährige. So viel Spaß, dass er es auch mal beruflich machen würde? „Klar“, antwortet der Schüler ohne zu überlegen.

Damit hat die Probierwerkstatt des Berufsbildungszentrums der Industrie (BZI) schon viel erreicht. Jugendliche für die Metallberufe zu interessieren, das war die Idee, die der Gründung der Werkstatt vorausging. 20 Jahre ist das her. Der sich nullende Geburtstag bildete gestern den Anlass für ein Pressegespräch, zu dem BZI-Geschäftsführer Markus von Dreusche eingeladen hatte.

Image aufpolieren

Die Werkstatt wurde unter dem damaligen Geschäftsführer Ber-tram Gentges in Zeiten gegründet, als von Lehrstellenmangel noch keine Rede war. Im Gegenteil: Die Unternehmen standen um den Nachwuchs im Wettbewerb, „und immer weniger Schüler entschieden sich dazu, in die Metallberufe reinzugehen“, erläutert von Dreusche. Das schlechte Image sollte die Probierwerkstatt aufpolieren. Ein freiwilliges Angebot, das die Schulen der Umgebung bis heute gerne nutzen: 13 Remscheider Einrichtungen sowie drei Schulen aus Wermelskirchen und Radevormwald bitten ihre achten Klassen zu einwöchigen Praktika ins BZI, wo sich die Jungen und Mädchen an Feilen und Sägen ausprobieren können. Damit ist die Werkstatt ausgelastet, berichtet von Dreusche erfreut. 70 000 Euro kostet der Betrieb der Werkstatt jährlich. Der Großteil wird vom BZI aufgebracht, dessen Gesellschafter der Arbeitgeberverband sowie die Industrie- und Handelskammer sind. Ein Drittel des Betrages, also 25 000 Euro, kommen als Zuschuss von der Stadt Remscheid. Ob und in welcher Höhe dieses Geld angesichts geplanter Etat-Einsparungen auch in Zukunft gezahlt wird, vermag von Dreusche, zugleich FDP-Ratsmitglied, noch nicht zu sagen. „Ich fände das schon bedauerlich, weil wir den öffentlichen Auftrag der Schulen mit bedienen.“ Die Unterhaltung der Werkstatt würde ohne den Zuschuss zwar schwerer, „aber das Angebot ist einfach sinnvoll“, sagt der BZI-Chef.

Mädchen interessieren

Das ist ein klares Bekenntnis für die Werkstatt, deren Inhalte ab dem kommenden Jahr überarbeitet und modernisiert werden sollen. Ein weiteres Ziel ist, auch Mädchen für die Metallberufe zu interessieren. So wie die 15-jährige Sonay, die an einem Kerzenständer feilt. Einen Metallberuf würde sie wohl eher nicht ergreifen, sagt sie. „Ich will lieber in einem Kindergarten arbeiten.“ Es gibt noch viel zu tun für die Probierwerkstatt . . .

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort