Vorbereitung auf einen Katastrophenfall Beim Blackout strahlen 14 „Leuchttürme“ in Wermelskirchen

Wermelskirchen · Auf die 14 im Stadtgebiet von Wermelskirchen verteilten Notfall-Info-Punkte (NIP) sattelt die Stadt für den Katastrophen-Fall „Herbergen“ auf, in denen sich Menschen beispielsweise aufwärmen können.

Im Treffpunkt Hoffnung präsentieren (vl.) Georg Marschollek (Stadt), Stefan Riedesel, Alex Groß, Marion Lück und Holger Stubenrauch das NIP-Prinzip mit „Leuchtturm“.

Im Treffpunkt Hoffnung präsentieren (vl.) Georg Marschollek (Stadt), Stefan Riedesel, Alex Groß, Marion Lück und Holger Stubenrauch das NIP-Prinzip mit „Leuchtturm“.

Foto: Stephan Singer

Zur Vorbereitung auf einen Katastrophenfall, eine sogenannte Lage, zündet die Stadt Wermelskirchen am bundesweiten Warntag die zweite Stufe. Zusätzlich zur Präsentation der 14 auf dem Stadtgebiet verteilten Notfall-Info-Punkte (NIP) sowie dem städtischen Informationsmaterial mit Schwerpunkt Blackout (längerfristiger und großflächiger Stromausfall) präsentieren Bürgermeisterin Marion Lück, Stadtbrandmeister Holger Stubenrauch und Alex Groß, Sachgebietsleiter Gefahrenabwehr, Strategie und Taktik bei der Feuerwehr Wermelskirchen, die sogenannten „Leuchttürme“. Damit gemeint ist eine zweistufige Notfallhilfe im Katastrophenfall, bei der die NIP die Basis bilden, auf der sich die „Leuchttürme“ aufbauen.

„Die Aufgabe der NIP umfasst, eine Anlaufstelle zu sein, an der schnellstmöglich das Informationsbedürfnis der Menschen befriedigt wird, und eine Stelle zu sein, an der ein Notruf abgesetzt werden kann“, skizziert Alex Groß. Letzteres geschehe mittels eines Funknetzes in Wermelskirchen, über das die NIP mit der Feuerwache Am Bahndamm in Kontakt treten kann, die wiederum die Leitstelle in Bergisch Gladbach informiert.

Die Funktion der „Leuchtürme“ bietet dazu „Aufenthaltsqualität“ im Katastrophenfall: Beheizte und zumindest in gewissem Maße beleuchtete Räumlichkeiten, in denen sich die Menschen bei einem denkbaren Gas- oder Strom-Ausfall wärmen können, wo es ein Heißgetränk oder Mahlzeit geben kann und beispielsweise Kinder-Spielecken für Ablenkung sorgen.

„Die dafür notwendige Infrastruktur haben wir bei der Auswahl der NIP abgeglichen“, beschreibt Alex Groß. Sowohl das Bürgerzentrum oder auch viele Gemeindehäuser gehören zu den NIP. Am Beispiel des Evangelisch-Freikirchlichen „Treffpunkts Hoffnung“ an der Dabringhauser Straße präsentieren die Verantwortlichen ein „Leuchtturm“-Muster. Dort brummt am Eingang ein benzingetriebenes Notstrom-Aggregat, im Eingangsbereich ist der NIP aufgebaut mit Schreibtisch und Funk aufgebaut. Im Obergeschoss, das via Lastenaufzug auch barrierefrei zu erreichen ist, fungiert der Gemeindesaal, wo sonst Gottesdienste und Feste stattfinden, als „Herberge“.

Vom Begriff der „Jugendherbergs-Eltern“ abgeleitet, nennen sich die NIP-Verantwortlichen vor Ort auch „Leuchtturm-Eltern“. Zu denen zählt im „Teffpunkt Hoffnung“ Stefan Riedesel: „Wir wollen eine Kirche nicht nur für uns, sondern auch für andere sein. Deshalb engagieren wir uns gerne für die Stadt und die Menschen.“ Riedesel gesteht ein: „Solche Lagen, die NIP und Leuchttürme nötig machen, zu denken, fällt schwer. Weil wir es nie erlebt haben. Aber spätestens der Blick auf die Lage der Menschen in der nahen Ukraine sorgt für ein mulmiges Gefühl im Bauch.“

Alex Groß erklärt, was in den Boxen enthalten ist.

Alex Groß erklärt, was in den Boxen enthalten ist.

Foto: Stephan Singer

Jeweils zwei Verantwortliche an den NIP/„Leuchttürmen“ werden im Ernstfall von einem Mitarbeiter der Stadt ergänzt, beschreibt Alex Groß: „Katastrophenschutz ist Aufgabe des Kreises. Die örtliche Umsetzung treiben wir voran. Und klar muss immer sein, dass die NIP eine städtische Angelegenheit sind, weil dort ja beispielsweise durchaus mit sensiblen Daten agiert wird.“ Aber gerade die Kombination aus offiziellem und bürgerlichem Einsatz sichere die gewünschte Niederschwelligkeit. „Derartige Lagen, auf die wir uns seit der Hochwasserkatastrophe vorbereiten, sind nur gemeinsam zu bewältigen“, betont der Brandoberinspektor.

Bürgermeisterin Marion Lück lobt ausdrücklich die Bereitschaft der Gemeinden zur Mitarbeit. Kritisch hingegen sieht sie die Kooperation mit dem Kreis, der ebenfalls am Warntag NIP vorstellte: „Wir sind in Wermelskirchen ein Pilotprojekt, wir sind Vorreiter. Das Vorankommen des Kreises bei diesem Thema geht mir nicht schnell genug.“

Um die NIP auszustatten, hat der Wermelskirchener Stab für außergewöhnliche Ereignisse (SAE) ein Quartett aus vier Boxen geschnürt, die mobil und flexibel einsetzbar sind und mit denen jeder NIP ausgerüstet wird. Eine Transportbox enthält Verwaltungsmaterial und Erste-Hilfe-Utensilien. Wichtig ist eine Checkliste für den Notruf, anhand derer auch ungeübte Einsatzkräfte einen Notruf entgegennehmen und weiterleiten können.

Ganz im Zeichen der Kommunikationstechnik steht eine weitere Box: Mit dem Funkgerät kann auch bei einem Stromausfall der Kontakt zur Leitstelle erhalten bleiben. Ebenfalls in der Kiste sind ein Radio mit Batterie- oder Kurbelbetrieb, sowie ein Megaphon mit Ersatzbatterien für eventuelle Durchsagen. Kiste Nummer drei enthält Elektro-Zubehör wie zwei Taschenlampen, zwei Akku-Stativleuchten, Mehrfachsteckdosen und eine Kabeltrommel.

Verpflegung, gedacht in erster Linie für das an den NIP im Einsatz befindliche Personal, wie Wasserflaschen, Powerriegel und Konserven enthält die vierte Box. „Der Inhalt dieser Boxen wird natürlich fortlaufend geprüft und aktualisiert – dazu entwickeln wir gerade ein System mit Erinnerungsfunktion“, erläutert Alex Groß.

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