Kindheit in Wermelskirchen Bei der Märchenfee werden Geschichten lebendig

Wermelskirchen · Alexandra Miotk erzählt jeden Donnerstagabend Märchen am Stephanus-Gemeindezentrum im Kirchweg. Die gelernte Erzieherin schlüpft dabei in viele Rollen.

 Alexandra Miotk in Aktion: Sie ist in die Rolle des bösen Wolfs geschlüpft und tigert durch den Garten am Stephanus-Gemeindezentrum. 
  Foto: Theresa Demski

Alexandra Miotk in Aktion: Sie ist in die Rolle des bösen Wolfs geschlüpft und tigert durch den Garten am Stephanus-Gemeindezentrum. Foto: Theresa Demski

Foto: Theresa Demski

Ihr Stimme wird ganz tief. Sie blickt böse in die Runde und tigert dann langsam durch den Garten. Gerade ist Alexandra Miotk in die Rolle des bösen Wolfs geschlüpft. Die Kinder blicken ihr mit großen Augen nach. Ein Junge klettert auf den Schoß der Oma. Plötzlich verändert sich der Blick, die Stimme wird freundlich und hell. Alexandra Miotk hüpft fröhlich über die Wiese. Die Anspannung der Kinder scheint für einen Augenblick abzufallen als sie entdecken, dass jetzt Rotkäppchen das Kommando übernommen hat.

Innerhalb von einer halben Stunde schlüpft Alexandra Miotk in viele Rollen – sie ist Rotkäppchen und der böse Wolf, sie ist die Großmutter und der Jäger. Das gelingt ihr so eindrucksvoll, dass die Kinder an ihren Lippen kleben. Jeden Donnerstag ist die gelernte Erzieherin im Garten hinter dem Stephanus-Gemeindezentrum in Neuenhaus zu Gast. Unter einem Baum lässt sie dann vertraute Märchen lebendig werden. Die Resonanz ist riesig. Bis zu 30 Kinder kamen vor den Sommerferien. Inzwischen ist die Gruppe kleiner geworden, Alexandra Miotk erzählt aber auch in den Ferien weiter. Sie braucht dazu kein Buch und keine Erinnerungsstütze. Sie  spielt und erzählt und sie sucht den Kontakt mit den Kindern.

„Während des Lockdowns habe ich angefangen, im Internet als Märchenfee aufzutreten“, erzählt Alexandra Miotk. Sie veröffentlichte kleine Videos auf Youtube und war überrascht über die große Resonanz. Einmal sei sie im Urlaub angesprochen worden, ob sie nicht die Märchenfee sei. Inzwischen hat sie das Format in die analoge Welt übertragen – und erzählt die Märchen nicht mehr vor der Kamera, sondern vor den Kindern. „Vor allem möchte ich, dass die Kinder eine gute Zeit haben“, sagt sie. Und sie sei davon überzeugt, dass die alten Märchen wichtige Botschaften im Gepäck haben.

An diesem Donnerstagabend in den Ferien hat sie sich also für Rotkäppchen entschieden. Nicht trödeln, immer auf den Wegen bleiben und nicht mit Fremden sprechen: Im Grunde seien das doch die Lehren des Märchens. Alexandra Miotk lässt die Kinder diese Einsichten selbst gewinnen. „Oh nein, Rotkäppchen trödelt“, stellt ein Junge dann besorgt fest, als Alexandra Miotk mal wieder besonders ausschweifend über die Wiese hüpft. Als sie schließlich auf den Wolf trifft, erreicht die Spannung ihren Höhepunkt. „Aber Großmutter, warum hast du so ein großes Maul?“, fragt die Märchenfee mit heller Stimme und lässt nur Sekunden später den Wolf  rufen: „Damit ich dich besser fressen kann.“ Die Kinder zucken kurz zusammen und verfolgen dann genüsslich, wie der Jäger die Großmutter und Rotkäppchen rettet.

Nach einer halben Stunde machen sich die Kinder mit ihren Eltern hüpfend auf den Heimweg – nicht, ohne sich vorher zu bedanken.

Die Märchenfee ist jeden Donnerstag von 17.30 bis 18 Uhr am Stephanus-Gemeindezentrum zu Gast.

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