„Neu denken, neu handeln, sich neu positionieren“ Obi-Zentrale entlässt 150 Mitarbeiter

Exklusiv | Wermelskirchen · Der Baumarkt-Riese mit seiner Systemzentrale in Wermelskirchen hat 150 Mitarbeitern ein „Angebot zum freiwilligen Ausscheiden“ unterbreitet. Während das Unternehmen den technischen Bereich ausbauen will, sollen andere Stellen massiv reduziert werden.

 Die OBI-Zentrale am Standort Wermelskirchen.

Die OBI-Zentrale am Standort Wermelskirchen.

Foto: Hogekamp, Lena (hoge)

Obi trennt sich von 150 Mitarbeitern. Das bestätigt Firmensprecherin Valentina Wehr auf Nachfrage unserer Redaktion: „Wir haben eine klare Zukunftsstrategie. Das bedeutet, dass einige Fachbereiche – insbesondere im Bereich Technologie – ausgebaut werden und wir hier neue Mitarbeitende einstellen. Andere Fachbereiche müssen wir fokussierter aufstellen, und damit gehen auch organisatorische Veränderungen einher.“

Konkret bedeute dies, dass an den zentralen Verwaltungs- und Logistikstandorten, wovon Wermelskirchen mit der Obi-Systemzentrale der bedeutendste ist, Stellen gestrichen werden müssten. „Wir haben deswegen rund 150 Mitarbeitenden Angebote zum freiwilligen Ausscheiden unterbreitet, um unserer Verantwortung gerecht zu werden und diese notwendige unternehmerische Entscheidung sozialverträglich zu gestalten“, erläutert Valentina Wehr. An den zentralen Standorten von Obi in Deutschland arbeiten demnach insgesamt rund 3000 Beschäftigte.

Ein Mitarbeiter der Baumarktkette, der aus „Angst um seinen Job“ namentlich nicht genannt werden will, stellt die Entlassungswelle bei Obi drastischer dar: „Die Kollegen in Probezeit werden sofort entlassen. Diese müssen unverzüglich das Obi-Gebäude verlassen.“ In anderen Fällen werde aus seiner Sicht die Kündigung mit dem Begriff Aufhebungsvertrag „schön verpackt“. Der Mitarbeiter will beobachtet haben, dass Kollegen unter Druck gesetzt würden, diese Angebote zu unterschreiben. Betroffen seien demnach alle Abteilungen und sowohl junge als auch erfahrene Kollegen, die bereits 20 oder 30 Jahre im Unternehmen arbeiteten. Der Obi-Mitarbeiter stellt weiter fest: „Das Ziel ist es, Angst unter den Mitarbeitern zu streuen, um diese bis zum Geht-nicht-mehr auszuquetschen – da diese ja die fehlenden Ressourcen mit sehr viel Mehrarbeit kompensieren müssen.“ Das Arbeitsklima bei Obi sei aktuell durch diese Umstände sehr vergiftet.“

Dem hält Valentina Wehr für Obi entgegen: „Uns ist eine offene und wertschätzende Kommunikation wichtig – und doch bleibt vollkommen klar, dass aus Sicht der Mitarbeitenden nicht jede einzelne Entscheidung voll und ganz nachvollziehbar erscheinen muss.“ Aber, so Valentina Wehr weiter: „Vor dem Hintergrund aktueller wirtschaftlicher Herausforderungen sowie einem stark veränderten Konsumentenverhalten und technologischen Möglichkeiten müssen wir unser Unternehmen zukunftsfähig aufstellen.“

Die nun getroffenen Entscheidungen habe Obi „unter Abwägung aller Faktoren für alle Beteiligten und im Dialog mit den diversen Betriebsräten mit maximaler gesellschaftlicher, sozialer und wirtschaftlicher Verantwortung“ getroffen. „Wir möchten betonen, dass jede unserer Entscheidungen heute darauf abzielt, auch in Zukunft ein starker und verantwortungsbewusster Arbeitgeber sein zu können“, unterstreicht die Unternehmenssprecherin: „Für die Herausforderungen von heute und die Herausforderungen von morgen und übermorgen muss jeder von uns neu denken, neu handeln, sich neu positionieren – das gilt erst recht für einen Wirtschaftsbetrieb von der Größe Obis.“

 Sebastian Gundel ist seit wenigen Wochen neuer Geschäftsführer der OBI Group Holding.

Sebastian Gundel ist seit wenigen Wochen neuer Geschäftsführer der OBI Group Holding.

Foto: obs/OBI Group Holding

Erst vor wenigen Wochen hatte der 44-jährige Dr. Sebastian Gundel als neuer Chief Executive Officer (CEO) bei der Obi Group das Zepter übernommen. Der bisherige Chief Customer, Digital Officer sowie Country Manager Österreich übernahm am 23. September die Geschäftsführung von Sergio Giroldi, der nach fast 20 Jahren an der Obi-Spitze in den Ruhestand ging.

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