Radtrasse in Wermelskirchen Waffelpause eröffnet die neue Saison

Wermelskirchen · Die erste Waffel ging am Sonntagmittag über die Theke: Die evangelische Kirchengemeinde Hilgen-Neuenhaus hat ihren Treffpunkt an der Balkantrasse wieder eröffnet – aus Überzeugung.

 Drei Generationen bei der Waffelpause (v. l.): Sandra Grüber mit Tochter Nia, Conner (Freund der Familie) und Mutter/Oma Gisela Grüber, alle aus Remscheid, waren zum ersten Mal bei der Waffelpause dabei.

Drei Generationen bei der Waffelpause (v. l.): Sandra Grüber mit Tochter Nia, Conner (Freund der Familie) und Mutter/Oma Gisela Grüber, alle aus Remscheid, waren zum ersten Mal bei der Waffelpause dabei.

Foto: Jürgen Moll

Es gibt keinen Sonntag im Sommer, an dem die Hütte wegen des bergischen Wetters geschlossen blieb. Nicht in all den Jahren. „Damit fangen wir jetzt auch nicht an“, versichert Dorothea Hoffrogge, Presbyteriumsvorsitzende in Hilgen-Neuenhaus. Die Ehrenamtlichen haben am Sonntag die neue Saison eröffnet – und knüpfen damit an eine lieb gewonnene Tradition an. Seit elf Jahren bietet die Gemeinde auf ihrem Grundstück direkt an der Balkantrasse an den Sonn- und Feiertagen im Sommer Waffeln, Brühwürstchen, Kaffee und kalte Getränke an.

„Uns ist die Verlässlichkeit wichtig“, erklärt Dorothea Hoffrogge. Deswegen kann jeder Fahrradfahrer oder Spaziergänger, jedes Gemeindemitglied und jeder Gast darauf zählen, sonntags an der Waffelpause offene Türen vorzufinden. „Bei richtig schlechtem Wetter verkaufen wir dann eben nur ein paar Waffeln in der Stunde“, sagt Dorothea Hoffrogge. „Aber wir machen das hier ja nicht wegen des wirtschaftlichen Erfolgs. Das würde sich bei all dem Aufwand nicht lohnen.“

Stattdessen hat die Gemeinde ihr Gelände an der Balkantrasse aus Überzeugung für die Waffelpause umgestaltet: „Wir möchten da sein für die Menschen“, sagt Dorothea Hoffrogge und erinnert an den biblischen Auftrag. Deswegen können Besucher ganz unverbindlich auf den Holzbänken Platz nehmen und eine kleine Pause einlegen.

Und deswegen bietet die Gemeinde gleichzeitig Pausengespräche an. Nach dem Tod von Pfarrer Friedhelm Krämer muss das Team neu aufgebaut werden. Dank Elisabeth Eggermann, die eine Seelsorgeausbildung mitbringt, sollen Menschen aber auch künftig an der Waffelpause die Möglichkeit haben, ins Gespräch zu kommen. „In Zeiten, in denen viele Menschen einsam sind und große Sorgen haben, hören wir zu“, sagt die Presbyteriumsvorsitzende. „Bei uns geht es nicht um besser, schneller, höher. Es geht um echte, gegenseitige Wertschätzung.“ Und gleichzeitig erreiche die Gemeinde auf diese Weise Menschen, die man sonst wohl nie erreicht hätte.

Das wissen viele Besucher zu schätzen. Inzwischen kommen viele „Stammkunden“ zur Waffelpause – bei einer Radtour, einem Spaziergang oder auch ganz gezielt auf dem Weg zum Kaffeetrinken. Es gebe auch immer wieder Menschen, die den Ort neu entdecken, erzählt Dorothea Hoffrogge.

Dafür sind viele Ehrenamtliche im Einsatz: Schon sonntagsmorgens um 6 Uhr tauchen die ersten Freiwilligen im Stephanus-Gemeindezentrum auf und rühren den Teig. „Die Bäckerei Kretzer unterstützt uns großzügig mit Zutaten“, erzählt Dorothea Hoffrogge. Beim übrigen Einkauf achten die Freiwilligen darauf, dass die Produkte aus der Region stammen oder zumindest fair gehandelt sind.

„Unterstützung können wir übrigens immer gut gebrauchen“, erinnert die Presbyteriumsvorsitzende. Wer sich engagieren wolle, sei willkommen und werde von den langjährig Engagierten eingearbeitet. „Wir legen großen Wert auf die Hygiene und Gesundheitsaspekte“, sagt Dorothea Hoffrogge. Die meisten der Ehrenamtlichen seien entsprechend geschult. Die speziell angeschaffte Spülmaschine erreicht hohe Temperaturen, inzwischen gibt es ständige Kühlmöglichkeiten für die Teigmassen. Und auch die Waffeleisen haben nichts mehr mit den Haushaltsgeräten der ersten Jahre zu tun. In den vergangenen Jahren ist zudem eine Toilette, ein barrierefreier Zugang und gemeinsam mit dem benachbarten Turn- und Sportverein (TuS) ein Bewegungsparcours für Kinder und Erwachsene gleich neben dem Rastplatz entstanden.

Auch der Gemeindekasse hilft der Einsatz der Ehrenamtlichen am Ende der Saison. Im vergangenen Jahr nahmen die Ehrenamtlichen 9000 Euro ein. Ein kleiner Verein zur Unterstützung der Gemeinde ist für die Waffelpause und die Einnahmen im Einsatz – und spendet das Geld schließlich für den Gemeindetopf. „Natürlich hilft uns das Geld, Gemeindeleben zu gestalten“, erzählt Dorothea Hoffrogge und denkt auch an die diakonische Arbeit der Gemeinde, „aber dafür allein würden wir diesen Aufwand nicht betreiben“.

In diesem Sommer hoffen die Ehrenamtlichen der Waffelpause nun auch auf manch einen neuen Besucher: Weil die Kasse für Weihnachtsgeschenke im vergangenen Jahr leer war, verschickte die Gemeinde mit der Weihnachtspost auch Gutscheine für die Waffelpause.

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