Freizeit-Tipp fürs Bergische Land Panarbora-Park – Lernen im Durchgehen
Waldbröl · Der Panarbora-Naturerlebnispark ist einzigartig in Deutschland. Er bietet eine lehrreiche Wanderung durch die Welt der Pflanzen und Tiere. Doch die größte Lehre über die Natur hat unser Reporter Timo Sieg erst kurz vor seiner Abreise gefunden – ohne danach zu suchen.
Es sind die ersten ehrlichen Sonnenstrahlen des Jahres, die den Panarbora-Park in Waldbröl über das Pfingstwochenende aufblühen lassen – mehr als 20 Grad über mehrere Tage. Das Panarbora-Markenzeichen ragt direkt neben der Straße 40 Meter in die Höhe. Bevor ich dem Spiralweg zur Spitze des Aussichtsturmes folge, biege ich links ab. Hier verläuft eine Brücke mit zwei Ebenen über die Straße, die untere führt in den Wald hinein und die obere wieder heraus, zurück zum Turm. Der Baumwipfelpfad ist insgesamt über 1635 Meter lang.
Ich streife meinen Pullover über, im Schatten der Baumkronen ist es am Vormittag noch recht kühl. Die Blätter hängen von oben nur am Rande in den Weg hinein – genug für die verschiedenen Baumarten, um sich zu präsentieren.
An den interaktiven Infotafeln sammeln sich Familien und Wanderer, die den größten Teil der Besucher ausmachen. An den einzelnen Stationen lernen sie verschiedene Waldtypen kennen, die Industrie, die am Rohstoff Holz hängt oder die Tiere, die den Wald bewohnen. Die Artenvielfalt reicht von Eichenzipfelfaltern und Baumpiepern über Haselmäuse und Haselhühner bis hin zu Keulenschrecken und Dachsen.
Kilometerweiter Blick
Der Weg steigt nur leicht auf und ab; erst nach meinem Besuch werde ich lesen, wie groß der Unterschied ist zwischen dem niedrigsten Punkt (vier Meter) und dem höchsten Punkt (24 Meter). Allerdings habe ich auch keinen Grund dafür, nach unten zu schauen, denn ungefähr nach der Hälfte des Weges tun sich die Baumkronen auf und plötzlich reicht der Blick kilometerweit Richtung Osten.
Auf der oberen Ebene geht es durch den Wald zurück zum Aussichtsturm am Eingang des Panarbora-Parks. Oben angekommen bietet die Aussichtsplattform auf 34 Metern Höhe einen Rundumblick auf das Bergische Land. In der Mitte steht ein abgeschnittener Baumstamm. Die Jahresringe sind mit silbernen, nummerierten Plaketten verziert. Rundherum klären Schilder über die Geschichte des Bergischen Landes auf. Neben den Ereignissen stehen die entsprechenden Nummern der Plaketten. Ein Besucher neben mir fasst den Effekt zusammen; den die Gestalter wohl erzeugen wollten: „Verrückt, was dieser Baum alles erlebt hat.“
Es kann auch übernachtet werden
Die Plattform bietet außerdem einen Überblick des gesamten Parks. Unter all dem Grün stechen der Beachvolleyball-Platz und das Gebäude daneben hervor. Panarbora ist kein reiner Naturpark: „Ich würde sagen es sind rund 95 Prozent Natur und fünf Prozent Sport“, schätzt Patrick Mielke. Er ist Leiter der Abteilung Natur und Umwelt, findet aber den Begriff „Waldhüter“ schöner. Auf einer Tour durch den Park wird der Zweck des Gebäudes klar – es ist ein Gästehaus.
Denn der Park bietet auch Übernachtungen an. Vor der Corona-Zeit seien sie jährlich auf rund 80.000 Tagesgäste und 20.000 Übernachtungsgäste gekommen, so Mielke. Während der Pandemie seien die Zahlen etwas eingebrochen, würden aber inzwischen wieder aufwärts gehen.
Das Gästehaus ähnelt am ehesten einer klassischen Jugendherberge. Wer es ausgefallener mag, kann ein Baumhaus oder eines der Erlebnisdörfer (Afrika, Asien und Südamerika) beziehen. „Das Wort ‚Erlebnisdorf‘ ist vielleicht etwas irreführend“, gibt Mielke zu. Schließlich seien die Unterkünfte für die Tagesbesucher nicht zugänglich. Sie können sich auf einem Schild am Eingangstor über das Dorf informieren. „Bandiagra“ ist der Name des Erlebnisdorfes Afrika. Das ist ein Landkreis in der Region Mopti im westafrikanischen Mali. Er bildet das Zentrum der Dogon-Volksgruppe; die Häuser im Park sind ihren typischen Bauten aus Lehm nachempfunden.
Viele Orte zum Verweilen
Am Erlebnisdorf Afrika vorbei führt ein kleiner Pfad bergab an den Rand des Parks, den ich später alleine erkunde. Links hält ein Zaun und dahinter ein Waldstück die Straße fern, rechts verlauft eine Buschreihe. In der Mitte steht eine Konstruktion aus Seilen und Bambus auf dem Weg, die ich wie Vorhänge zur Seite schiebe.
Dahinter steht eine Holzbank in der Sonne. Hier hört die Buschreihe auf der rechten Seite auf, stattdessen plätschert ein kleiner Bach den Hang herunter. In der Ferne ertönen Klangschalen. Der „Sinnesrundweg“ ist außerdem mit Balancierseilen und einem Barfußpfad ausgestattet. Er endet am Kräutergarten, wo Spaziergänger zwischen Rhabarber, Eisenkraut, Fenchel, Pfefferminze und vielen anderen Pflanzen eine Pause einlegen können.
„Wir haben bewusst an vielen Stellen Verweil-Orte eingebaut“, erklärt Mielke, als die Tour zum Gehege von „Yoshi“ führt. Das Therapieschwein sei der „kleine Star“ für die Park-Besucher. Mielke erzählt, derzeit laufe die Suche nach einem Ferkel, das dem Eber Gesellschaft leistet. Während er spricht, knien sich der kleine Lukas und seine Mutter Andrea vor das Gehege. „Wow, die Borsten sind ja voll hart!“, staunt Lukas.
Neben Yoshis Gehege wuchert eine große Wiese. Mielke sagt, er werde oft gefragt, warum sie nicht gemäht werde. Das geschehe bewusst nur zweimal im Jahr, um Lebensraum für Kräuter, Insekten und damit auch Vögel zu schaffen. Mielke mag diese Gelegenheiten, den Besuchern ohne erhobenen Zeigefinger praktisches Wissen über die Natur zu vermitteln. Er fasst seine Ansicht mit zwei Beispielen zusammen. „Leute können sich nicht über fehlende Vögel beschweren, wenn sie einen Schottergarten haben. Andererseits empfehle ich bei meinen Führungen auch keine Bienenhotels für 800 Euro. Ein Haufen Stöcke macht da schon viel!“
Der Park entwickle sich ständig, wie Mielke mir erklärt. Vor einiger Zeit habe das Team eine externe Kraft engagiert, um Eselreiten anzubieten. Das sei bei den Besuchern super angekommen und finde deshalb jetzt regelmäßig statt. Er fügt hinzu: „Wir sortieren dann auch Ideen aus, die anfangs gut geklungen, aber nicht viel Gefallen gefunden haben.“ Das war nicht nötig bei der jährlichen Valentinstags-Aktion, wo Paare ihren eigenen Baum inklusive Namenstafel bekommen. In diesem Jahr war es die Elsbeere. Mielke ist es wichtig, hier immer Baumsorten zu wählen, die weniger bekannt sind, um den Leuten etwas Neues näher zu bringen.
Einfach die Natur genießen
Der Panarbora-Park hat eine eigene Haltestelle, der Bus kommt in der Regel nur stündlich. Ich schaue auf die Uhr und sehe, dass ich die gesamte Anlage gesehen, aber noch eine halbe Stunde zu vertreiben habe. Ich pflanze mich auf eine Hängematte mit Blick Richtung Ausgang und Aussichtsturm.
Ich ziehe meine Schuhe aus, schaukle im Liegen von links nach rechts und schließe die Augen. Der Geruch von frisch gemähtem Grad zieht meine Nase hoch. Die Vögel trällern genauso verspielt, wie die Kinder auf dem Abenteuerspielplatz herumtollen. Der Wind kühlt meine heiß gelaufenen Füße ab. Alles, was ich in den letzten Stunden an Natur gesehen habe, füllt in diesem Moment meine Seele. Ich lerne aufs Neue, was Entspannung bedeutet.