Wermelskirchen "Auf das Bauchgefühl hören"

Wermelskirchen · Hebamme Stefanie Wirths steht kurz vor der Geburt ihres eigenen ersten Kindes, das sie zu Hause zur Welt bringen möchte. Sie setzt sich für die natürliche Geburt ein, trifft aber beruflich oft auf verunsicherte Frauen.

Stefanie Wirths ist stolz auf ihren dicken Bauch: In drei Wochen bekommt die Hebamme ihr erstes eigenes Kind. Eine große gelbe Sonne spannt sich auf ihrem Bauchtuch, und mit dieser Sonne strahlt die 25-jährige, werdende Mutter um die Wette. Angst vor der Geburt? "Nein, ich höre auf mein Bauchgefühl. Und das ist ein Gutes", sagt die schwangere Hebamme selbstbewusst. Kurz vor der Geburt ihres eigenen Kindes liest und hört sie aber, wie jede andere Mutter auch, ganz besonders aufmerksam alles, was mit Schwangerschaft und Geburt zu tun hat.

So freut sich Stefanie Wirths, die in vier Berufsjahren schon rund 600 Geburten betreut hat, über das Plädoyer für eine natürliche Geburtvon Oberarzt Dr. Athanasios Giogezas aus dem Wermelskirchener Krankenhaus. Wie die BM in der vergangenen Woche berichtete, gibt es nämlich am örtlichen Krankenhaus relativ wenig Kaiserschnitt-Geburten und noch weniger Wunsch-Kaiserschnitte. Ärzte und Hebammen unterstützen dort, zum Wohle der Kinder und der Mütter die natürliche Geburt in allen Fällen, wo dies medizinisch möglich ist.

Mütter sind verunsichert

Doch Stefanie Wirths weiß aus ihrer Berufserfahrung und nunmehr auch aus persönlicher Sicht, dass dies nicht immer und überall so ist. "Ich freue mich, dass sich der Wermelskirchener Arzt so geäußert hat, aber die Realität sieht meist anders aus", sagt die Hebamme. Sie habe immer wieder erfahren, dass die werdenden Mütter enorm verunsichert und verängstigt seien durch ein Zuviel an technisierter Medizin : "In meinem Bekanntenkreis sind gerade neun Frauen schwanger oder haben soeben entbunden. Und alle sind total verunsichert und fragen mich dauernd: Warum willst du dein Kind denn zu Hause bekommen?", berichtet die 25-Jährige, die sich in ihrer Schwangerschaft von Anfang an von ihrer Hebamme Lilly Braun aus Kürten betreuen lässt. "Wenn Hebammen und Ärzte gut zusammenarbeiten, dann kann es auch wieder mehr natürliche Geburten geben", ist sich Stefanie Wirths sicher. Da Hebammen weniger "Patientinnen" als Ärzte betreuen, hätten diese automatisch mehr Zeit für die Schwangeren. Bei Kaiserschnittgeburten hat Stefanie Wirths als fest angestellte Hebamme im Wipperfürther St. Josephs-Krankenhaus allerdings auch schon mehrfach assistiert und das Neugeborene anschließend versorgt.

Kaiserschnitte nur im Notfall

Aus dieser Erfahrung heraus weiß sie aber auch: "Die Kaiserschnitt-Babys sind viel schlapper und kommen völlig überrumpelt auf die Welt." Natürlich gebe es medizinisch indizierte Kaiserschnittgeburten, gegen die sie, wenn es denn sein müsste, auch selbst nichts einzuwenden hätte. Aber die Hebamme und werdende Mutter appelliert an die Frauen: "Wir müssen wieder lernen, auf unseren Körper und unseren Instinkt zu hören", sagt sie und blickt erwartungsfroh auf ihren eigenen Babybauch.

(RP)
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