Wermelskirchen Aster, das richtige Futter und die Milch

Wermelskirchen · Etwa 50 Liter Milch gibt jede Kuh am Tag. Und damit ist viel Arbeit verbunden. Die Qualität der Milch wird regelmäßig kontrolliert. Ein Besuch bei Familie Mühlinghaus und ihren Kühen - pünktlich zum "Tag der Milch" am Freitag, 1. Juni.

 Immer auf Euter-Höhe: Bei Ingrid Mühlinghaus sitzt im Melkstand jeder Handgriff. Im Tank wird die Milch dann auf vier Grad runtergekühlt und alle zwei Tage von der Molkerei abgeholt. Dort wird sie dann hoch erhitzt.

Immer auf Euter-Höhe: Bei Ingrid Mühlinghaus sitzt im Melkstand jeder Handgriff. Im Tank wird die Milch dann auf vier Grad runtergekühlt und alle zwei Tage von der Molkerei abgeholt. Dort wird sie dann hoch erhitzt.

Foto: theresa demski

Als nächstes ist Aster an der Reihe. Ein neugieriger Blick in den Melkstand, dann macht sich die Kuh auf den Weg. Vorneweg. Sie ist die Erste in der Reihe. "Das mag nicht jede Kuh", sagt Ingrid Mühlinghaus. Auch eine Kuh hat Charakter und Aster kein Problem mit der ersten Reihe. Fünf ihrer Artgenossinnen stehen hinter ihr. "Die sind froh, dass sie jetzt den Druck los werden", erklärt Ingrid Mühlinghaus und beginnt, mit einem Tuch den gröbsten Schmutz abzuwischen. Wenn Ingrid Mühlinghaus und Ehemann Torsten, Kinder und Mitarbeiter morgens um 5.30 Uhr und abends um 16.30 Uhr die drei Stufen hinab in den Melkstand steigen, um auf Sichthöhe mit den Eutern der Tiere zu sein, dann spüren sie im Stall schon die Erwartung. "Die Kühe kennen ihre Zeit", sagt Ingrid Mühlinghaus.

Und die Menschen auch. Jeden Tag, ohne Ausnahme: Der Wecker klingelt, die Kühe wollen gemolken werden. Gibt es einen Stromausfall, springt ein Notaggregat ein. Fällt Schnee und stürmt der Wind, ziehen sich die Landwirte dicke Jacken an und bahnen sich den Weg zum Stall. "Ich mag die Stimmung morgens beim Melken", sagt Ingrid Mühlinghaus, "dann ist der Tag noch so neu und die Stimmung so friedlich."

Und so ähnlich scheint es dann auch Aster zu gehen, die schon fünf Kälbchen zur Welt gebracht hat, den Besuch im Melkstand also bestens kennt. In aller Ruhe erwartet sie die Melkmaschine, die sich ansaugt und dann etwa 25 Liter Milch melkt. Der weißen Flüssigkeit kann man dann auf ihrem Weg zusehen. Von der Glocke im Melkstand fließt sie durch dünne Leitungen in den Nachbarraum. "Dort kommt sie mit etwa 35 Grad an", sagt Landwirt Torsten Mühlinghaus. Und dank des Plattenwärmetauschers wird die Milch auf 16 Grad runtergekühlt. Das warme Wasser, das der Prozess zurücklässt, landet im Kuhstall und ist begehrt. "Im Tank wird die Milch dann auf vier Grad runtergekühlt und alle zwei Tage von der Molkerei abgeholt", erklärt der Landwirt. Dort werde sie dann pasteurisiert, also hoch erhitzt, und in ihre Einzelteile zerlegt. Für die Herstellung der vielen verschiedenen Milchprodukte werde sie dann nach Belieben wieder zusammengesetzt, sagt Mühlinghaus.

Einen, manchmal auch zwei Tage später, erreicht den Hof in Mittelrautenbach dann eine E-Mail mit unzähligen Zahlen und Daten: Wie hoch waren Fett- und Eiweißwerte? Und was sagen die Zellen-Werte, die mit dem Alter der Kühe schlechter werden und über den Preis mitentscheiden, die der Landwirt für seine Milch bekommt? "Wir haben eine ständige Kontrolle über die Qualität der Milch" sagt Mühlinghaus. Und dazu kommen monatliche Tests, bei der die Prüfer Milch von jeder einzelnen Kuh mitnehmen. Dann nimmt Mühlinghaus auch Asters Werte genau unter die Lupe. "Gute Milch erreichen wir durch gutes Futter für die Kühe", sagt er. Das produziert die Familie auf ihren Feldern größtenteils selbst. Vor allem über das Kraftfutter können Landwirte die Milchmenge steuern, die Kühe geben.

Und dabei verlässt sich der Betrieb auf Hightech: Mühlinghaus gibt am Computer ein, welche Menge Kraftfutter Aster neben der Nahrung im Trog am Tag fressen darf. Besucht Aster dann die Kraftfutterstation kann der Computer über ihren Sensor und die Nummer 289 an ihrem Hals die richtige Futtermenge freigeben. Diät oder nicht: Darüber entscheiden die Milchwerte.

Inzwischen hat es Aster geschafft. Die Zitzen werden kurz "gedippt": Eine Flüssigkeit soll Keime fernhalten. Dann öffnet sich das Tor, die Kuh macht sich auf den Weg zurück in den Stall. Ingrid Mühlinghaus ist noch lange nicht fertig: 99 Kühe wollen heute gemolken werden. Das dauert etwa zwei Stunden.

(resa)
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