Wermelskirchen Arbeit des Hospizvereins immer wichtiger
Wermelskirchen · Etwa 50 Sterbende betreut der Verein in Wermelskirchen in diesem Jahr. Die Anfragen nehmen zu, denn immer mehr Menschen möchten zu Hause sterben. 25 Mitarbeiterinnen begleiten die Menschen und erleben bewegende Momente.
Unter dem Motto "Gemeinsam auf dem Weg, begleitet Abschied nehmen" arbeitet der Hospizverein Wermelskirchen seit 1998. "Die Menschen möchten mehrheitlich zu Hause sterben. Wir wollen Familie, Nachbarn und Freunde ermutigen, den Tod zu Hause wieder zuzulassen - dafür stehen wir", sagte Koordinatorin Annette Gennat beim Wermelskirchener Hospiztag, bei dem der Verein über seine Arbeit informierte. Die Vereinsvorsitzende Annegret Engels appellierte an die Wermelskirchener: "Wenn der Hospiz-Alltag bei Ihnen ankommt, trauen Sie sich, uns anzurufen."
25 ehrenamtliche Mitarbeiterinnen sind es inzwischen, die den ambulanten Hospizdienst dorthin bringen, wo "die Sterbenden gerade sind - zu Hause, im Krankenhaus oder Pflegeheim". Dieses Team koordinieren die beiden hauptamtlichen Kräfte Annette Gennat und Anke Stolz. Etwas über 100 Mitglieder sowie Spenden tragen den Verein finanziell. In diesem Jahr betreut oder betreute der Hospizverein etwa 50 Sterbende, in der Regel ältere Menschen. Tendenz steigend, die Zahl der Anfragen nimmt zu.
Einig sind sich die Aktiven des ambulanten Dienstes, dass das geplante, stationäre Hospiz (Bergisches Hospiz), das 2016 realisiert wird, die ambulante Vereinsarbeit entlasten wird. "Das stationäre Hospiz wird für Erleichterung sorgen, es wird prekäre Situationen entspannen", sagte Thomas Schwitalla, Facharzt für Innere Medizin, der in Wermelskirchen auch als Palliativmediziner mit dem Hospizverein kooperiert. Denn schwierig wird es für Mediziner und die Engagierten des Hospizvereins immer dann, wenn kaum Angehörige vor Ort sind oder diese keine Zeit haben - ein ambulanter Dienst kann schließlich keine Rund-um-die-Uhr-Betreuung gewährleisten. Dann bleibt oft kein anderer Weg, als der ins Krankenhaus, obwohl ein Hospiz die bessere Wahl wäre. Annette Gennat ist gelernte Intensiv- und Palliativ-Krankenschwester. Seit 2009 arbeitet sie ehrenamtlich für den Hospizverein, seit 2012 als hauptamtliche Koordinatorin. "Ausschlagend war für mich die Frage, ob die Ausschöpfung aller medizinischer Möglichkeiten immer im Sinne des Patienten ist. Außerdem rückt unsere Arbeit die spirituelle und psychosoziale Begleitung des Sterbenden in den Fokus." Basis sei der Grundgedanke der Nächstenliebe und die christliche Auffassung, die aktive Sterbehilfe ausschließt.
Der Erstkontakt mit dem Hospizverein erfolgt im Büro - in der Regel durch Angehörige. In einem Gespräch findet dann eine der Koordinatorinnen möglichst viel über die Biografie, Vorlieben und die prägenden Lebensereignisse des Sterbenden heraus. Auf dieser Basis wählt die Koordinatorin dann eine der 25 ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen möglichst passend aus. "Manchmal gilt es nur, die Situation mit auszuhalten. Es gibt viele bewegende Momente, etwa wenn ein sterbender Mensch, der nicht mehr sprechen kann, bei einem Lied oder einem Psalm die Lippen bewegt", erzählte Annette Gennat.
"Ich kriege beim ersten Treffen ein Gefühl für die Situation und die Menschen, mit denen ich zu tun habe. Von diesem Gefühl lasse ich mich leiten, daraus ergibt sich dann in der Regel von selbst, wie die Begleitung und die Gespräche verlaufen", sagte Jasmin vom Hoff, die seit vier Jahren ehrenamtlich für den Hospizverein tätig ist. Es wird klar, wie individuell die Arbeit des Hospizvereins ist, dessen Mitarbeiter sich immer wieder neu einstellen müssen: "Jede Begleitung ist so unterschiedlich wie unser Leben", sagte Annette Gennat. Gemeinsam ist allen Begleitungen, dass es um Menschlichkeit und Miteinander am Ende des Lebens, um Lebensqualität bis zuletzt und um Sterben in Würde geht.