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Was macht eigentlich ...Anna-Maria Gradante Von der Matte in den Kreißsaal

Wermelskirchen · Die ehemalige Judoka Anna-Maria Gradante gewann 2000 in Sydney die Olympische Bronzemedaille. Heute hilft sie als Hebamme werdenden Mütter dabei, im Krankenhaus ihr Kind zur Welt zu bringen.

 Anna-Maria Gradante arbeitet heute als Hebamme. Hier steht sie mit ihrer Kollegin Anna Verbert (r.) am Monitor.

Anna-Maria Gradante arbeitet heute als Hebamme. Hier steht sie mit ihrer Kollegin Anna Verbert (r.) am Monitor.

Foto: Krankenhaus Porz am Rhein/Christopher Martin

Fast 20 Jahre ist es inzwischen her, dass die Wermelskirchenerin Anna-Maria Gradante bei den Olympischen Spielen in Sydney die Bronzemedaille im Superleichtgewicht gewann und damit die einzige Medaille für das deutsche Judo-Team bei diesem Wettkampf holte. Damals war der Sport, der Wettkampf auf der Matte, alles für die junge Frau. Judo, das lag bei ihr in der Familie.

Heute allerdings spielt der Sport im Leben der 43-Jährigen nur noch eine untergeordnete Rolle. Zwar schaut sie sich auch ab und an Wettkämpfe von EM, WM oder Olympia im Fernsehen oder im Internet an – zusammen mit ihrem Lebensgefährten Siggi Pranke, ebenfalls ehemaliger Judoka, und der gemeinsamen Tochter Jasmin (6). Doch eine Hauptrolle spielt diese Sportart nicht mehr bei ihr, betont sie.

Lebensmittelpunkt ist neben ihrer Familie jetzt vor allem ihr Beruf. Als Hebamme arbeitet sie in ihrer Wahlheimat Köln. 2006 fing sie die Hebammen-Ausbildung an. Damit begann auch die Abnabelung vom Judo. Zunächst arbeitete sie in Wuppertal, später in Gummersbach und St. Augustin. Stellenweise war sie auch selbstständig. Nun arbeitet sie im Krankenhaus Porz am Rhein in Köln im Kreißsaal und der Wochenbettstation – ihre neue Wettkampfhalle, sozusagen.

Nachdem sie ihre Profisportlerkarriere aufgebeben hatte, fand sie im Hebammendasein eine neue Berufung. „Wie viele Kinder ich inzwischen auf die Welt gebracht habe, weiß ich nicht. Aber es macht immer noch Spaß“, sagt die sympathische Geburtshelferin. Jede Geburt sei spannend und anders, da jede Frau eine individuelle Begleitung brauche. Die Disziplin, die sie damals für den Sport benötigte, helfe ihr auch noch heute im Berufsalltag weiter.

Und es gibt noch einige andere Parallelen: „Die Fingernägel bleiben kurz, die Haare zusammengebunden und man ist in stickigen Räumen mit vielen Leuten gleichzeitig“, zieht sie lachend den Vergleich. Statt sich für einen Kampf zu motivieren und von anderen angefeuert zu werden, motiviert sie nun und feuert die werdenden Eltern an.

Sportlich fit hält sie sich mit Laufen und Klettern. Vor allem aber ihre Tochter hält sie auf Trab. Die Begeisterung für Judo nehme bei ihr schon zu. Das ein oder andere Mal sei Gradante mit ihr zur Probe auf der Matte gewesen. Noch sei sie aber zu jung für ein dauerhaftes Training. Zu dem Sport drängen wolle sie Jasmin auf keinen Fall. „Hauptsache sie hat Spaß bei dem, was sie macht“, sagt Gradante. Über die Vergangenheit frage ihre Tochter aber viel und schaue sich auch gerne die Bilder von damals an, ergänzt die Mutter. Auf der Arbeit weiß allerdings kaum jemand von Gradantes Vergangenheit als Olympia-Medaillengewinnerin, da sie das Thema nicht an die große Glocke hängt.

Ab und zu ist die ehemalige Bergische zu Besuch in der Heimat – etwa um die Familie zu besuchen. Ihr Bruder Corrado Gradante, durch den sie überhaupt erst mit drei Jahren zum Judo kam, ist nach wie vor beim Remscheider TV aktiv, in dem sich auch Anna-Maria Gradante als Judoka verdient machte. Zu Veranstaltungen des RTV, etwa zu Karneval oder im Advent, komme sie immer gerne wieder. „Es ist schön, Ankedötchen zu erzählen.“

Darauf wird sie vermutlich, bedingt durch die Ausbreitung der Corona-Pandemie, in diesem Jahr verzichten müssen. Einen Lagerkoller hatte die ehemalige Judoka während des Shutdowns übrigens nicht: Die Situation sei ähnlich den Trainingslagern von früher gewesen, merkt sie lachend an. Dadurch habe sie gelernt, sich schnell auf neue Situation einzustellen und flexibel zu bleiben.

Davon profitiert sie nun – ob im Privatleben oder im Kreißsaal bei der kurzen Begleitung von Paaren auf dem Weg zu neuem Leben. Sie ist übrigens froh, so eine außergewöhnliche Situation wie aktuell nicht in ihrer aktiven Zeit miterlebt haben zu müssen. Sie fühlt mit den Sportlern, die sich auf die Wettkämpfe vorbereitet haben, die abgesagt wurden.

Irgendwann einmal, verrät sie, will sie noch einmal zurück nach Sydney in das Olympische Dorf, in dem sie damals während der Wettkampftage wohnte.

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