Wermelskirchen Angst und Depressionen
Wermelskirchen · Die Psychologische Beratungsstelle hilft immer mehr Kindern und Jugendlichen, die unter Angstsymptomen und Depressionen leiden. Auch aggressives Verhalten und Beziehungsprobleme nehmen laut der Jahresbilanz 2010 zu.
Unvermindert groß ist die Nachfrage nach den Beratungsangeboten und therapeutischen Hilfen der Psychologischen Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche. So hat die auch als Erziehungsberatung (EB) bekannte Stelle an der Jahnstraße im vergangenen Jahr 405 Neuanmeldungen verzeichnet, wie Leiter Matthias Fink jetzt im Jahresbericht 2010 aufführt. Von den Neuzugängen kommen alleine 61 Elterngesuche aus den Kindertagesstätten, mit denen die EB kooperiert.
Immer mehr Alleinerziehende
Das niederschwellige Angebot der Eltern- und Erziehersprechstunden wird laut Fink in mittlerweile sieben Kitas rege genutzt. 150 Elternkontakte gab es im vergangenen Jahr während der insgesamt 54 Sprechstunden in den Kitas.
Fink führt die Tatsache, dass mittlerweile 20 Prozent der Ratsuchenden von sozialer Unterstützung leben, auch auf dieses niederschwellige Angebot zurück, da in den Kitas auch die weniger begüterten Familien erreicht werden. Dasselbe gilt auch für Familien ausländischen Ursprungs. Ihr Anteil machte 21 Prozent der Ratsuchenden im vergangenen Jahr aus.
Zum ersten Mal haben die Psychologen, Pädagogen und Therapeuten der EB im vergangenen Jahr mehr Kinder und Jugendliche aus Familien betreut, deren Eltern nicht zusammenleben. So lag der Anteil der Kinder, die bei beiden Elternteilen leben, erstmalig unter 50 Prozent.
Besonders auffällig ist die Zunahme an aggressivem Verhalten, aber auch an Ängsten und Depressionen bei Kindern und Jugendlichen, wie der Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut Matthias Fink in seinem Bericht aufzeigt. 77 Kinder waren durch aggressives Verhalten, 30 durch grenzüberschreitende Regelverletzungen, 24 durch ihr Isolieren aufgefallen. 86 Kinder und Jugendliche hatten Beziehungsprobleme in der Familie.
Über Angstsymptome klagten 52 Kinder und Jugendliche, immerhin 41 wiesen Zeichen von Depressionen auf. Bauchschmerzen, Schlafstörungen gehörten zu den Symptomen. Es gab aber auch 14 Heranwachsende, die Suizidgedanken äußerten oder bei denen das Umfeld befürchtete, sie könnten selbstmordgefährdet sein. 13 junge Menschen brachten sich selbst Verletzungen, etwa durch Ritzen, bei.
Sexueller Missbrauch
Außerdem fielen den Psychologen und Pädagogen bei neun Kindern und Jugendlichen Anzeichen für sexuellen Missbrauch und bei vier Kindern Anzeichen für Misshandlung auf. Verdoppelt hat sich im vergangenen Jahr auch die Zahl der Beratungsfälle zum Kindeswohl.
30 Mal wurde die EB eingeschaltet, um eine Gefährdung des Kindeswohles abzuwenden. Diese Zunahme an Fällen führt die EB darauf zurück, dass die Gesellschaft inzwischen sensibler auf Anzeichen reagiere.