Wermelskirchen Andächtige Entspannung in der Kirche
Wermelskirchen · Kirchweihmusik der anderen, ja besonderen Art: Die Stadtkirche hatte zum Zwölf-Stunden-Konzert geladen.
Ein Zwölf-Stunden-Konzert am Kirmessamstag in der Stadtkirche Wermelskirchen - das klingt nach Rekordversuch im Dauerorgeln. Weit gefehlt. In diesem Konzert zeigen befreundete Chöre, Ensembles, Bands und Musikvereine ein Spektrum ihres Könnens von 11 bis 23 Uhr. Der Sinn: Zum einen möchten die Akteure zum Mitmachen interessieren, zum anderen ist es für die Evangelische Kirchengemeinde Wermelskirchen (EKWK) eine gute Gelegenheit, ihr neues Onlineportal vorzustellen, um so für zukünftige Projekte der Gemeinde "tatkräftige Hilfe, helfende Hände oder finanzielle Unterstützung" (Zitat EKWK) zu interessieren.
Ein angenehmer Nebeneffekt: Angesichts des sengenden Kirmes-Sommerwetters mag so mancher Kirmesbesucher vor dem heißen, lauten Trubel draußen für eine Zeit lang drinnen ins kühle Kirchenschiff fliehen und dabei noch andächtiger Kirchweihmusik lauschen. Immerhin entstammt das Wort "Kirmes" dem Begriff "Kirchweihmesse".
Ob es wirklich so wirkt? Der Selbsttest am Samstag um 12.30 Uhr. Noch läuft's auf der Wermelskirchener Herbstkirmes beschaulich. Das Thermometer einer Apothekenanzeige in der Stadt zeigt kompromisslose 30 Grad, die Leute suchen schattige Plätze. An Bratfisch- und Bratwurstständen langweilen sich die Verkäufer und auch den leckeren Flammlachs kredenzt die Verkäuferin ohne Wartezeit. Gemächlichen Schrittes geht's danach zur Evangelischen Stadtkirche. Auch hier noch kein Kindertrubel in der aufgestellten Hüpfburg. Doch wie schön: Ein langer, roter Teppich, garniert mit Noten, lockt die Besucher in die Kirche. Ein Hauch von Hollywood in Wermelskirchen.
"Nur für die Besucher", sagt Stefanie Schüller vom Organisationsteam und lächelt. Mit ähnlichem Lächeln auf den Lippen betreten die Besucher die Kirche. Darunter auch die Wermelskirchener Sopranistin Veronika Madler mit ihrem Töchterchen. "Ich möchte die Musik hören und meiner Tochter alles hier zeigen", sagt sie. Soeben hat das Konzert "Orgel und Trompete" mit Kantor Andreas Pumpa (Orgel) und Dr. Martin Weidner (Trompete) begonnen. Der Trompete entgleiten helle, klare Töne, die freudig die Melodien bestimmen und von oben herabfallen. Die Orgel liefert dazu das tragende, göttliche Fundament. Die beiden spielen Werke von Telemann, Bach und einem zeitgenössischen, amerikanischen Komponisten. Jutta Benedix, Presbyterin, leitet sachkundig ein.
Über 30 Personen (geschätzt) haben auf den angenehm kühlen Kirchenbänken Platz genommen. Auch sie sind, ihren konzentrierten Gesichtern nach zu urteilen, der Musik wegen gekommen. Ein Wermelskirchener Jazzer sitzt in Gedanken versunken ganz vorne. Behutsame Bewegungen beherrschen die Reihen: Einige gehen, andere kommen. Draußen auf dem Platz neben Kirche sind Bänke aufgebaut, ein Stand bietet kühle Getränke. Zwei junge Männer aus Syrien sitzen an einer Bank und lauschen der Musik. Diese "Kirchweih" tut augenscheinlich jedem gut.
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