Kulturstätten Hier werden die Melodien lebendig

Wermelskirchen · Erste Rhythmen für die Jüngsten, Unterricht für große Talente und die Möglichkeit zum gemeinsamen Musizieren: Das bietet die Musikschule.

 Musikschulleiter Michael Hecker mit Violine im Eingangsbereich der Musikschule in den Bürgerhäusern auf der Eich.

Musikschulleiter Michael Hecker mit Violine im Eingangsbereich der Musikschule in den Bürgerhäusern auf der Eich.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Durch das alte Treppenhaus klingen die vorsichtigen Töne einer Geige. Sie mischen sich mit dem Knarzen der Stufen, als David Hecker eine kleine Führung durch die alten Bürgerhäuser beginnt. Der Musikschulleiter lacht leise. „Das Gebäude und die Musikschule: Wir passen zueinander“, sagt er dann. Das gilt für die Momente, in denen geübte Finger auf den Tasten Mozarts Melodien lebendig werden lassen. Aber auch für jene, wenn Musikschüler ihre ersten Versuche an der E-Gitarre erklingen lassen. Hier ist Kultur Zuhause. „Und zugegebenermaßen ist es hier auch einfach praktisch“, sagt Hecker, „wir sind mittendrin, die Menschen kommen einfach mal rein, und wir sind im Kopf der Leute.“

Hecker spaziert an dem großen, prachtvollen Flügel vorbei, führt den kleinen, verschachtelten Raum vor, in dem die Instrumente gelagert werden und nimmt dann seine Geige zur Hand. „Musikmachen ist den Menschen einfach eigen“, sagt er und streicht mit geübten Musikerhänden über die Saiten. Rhythmus und Bewegung, ein Grundverständnis für Musik seien im Menschen angelegt. Und dann erzählt Hecker, wie Wissenschaftler entdeckten, dass Menschen schon vor tausenden Jahren musizierten. Er kennt selber diese Macht der Melodien. Und die Musikschule wolle ein Ort sein, der Menschen den Zugang zu dieser Kultur ermögliche. Jeder soll hier ein musikalisches Angebot für sich finden können. Das gelte für Kinder und Jugendliche, für Menschen mit und ohne Behinderung, für Erwachsene und Senioren. Früher habe man den Namen „Jugendmusikschule“ getragen, heute sei man offen für alle Generationen. „Und das hat auch nichts Elitäres an sich“, sagt er. Wer nicht genug Geld hat, kann Unterstützung beantragten. Es gibt Programme, die allen Interessierten den Zugang zu Musik und Instrument ermöglichen sollen.

Insgesamt 25 Fächer unterrichten die Fachleute an der Musikschule – vom Elementarbereich über Streicher und Bläser, bis zu Zupfinstrumenten und Tasteninstrumenten, Popularmusik, Gesang und Musiktheorie, Ensembles und die Yoga-Klang-Meditation. Klavier und Gitarre seien sehr beliebt, Klarinette und Geige. Währenddessen werden Fagott und Akkordeon nicht mehr nachgefragt und auch nicht mehr angeboten.

Kinder, Jugendliche und Erwachsene lernen in den Bürgerhäusern auf der Eich Instrumente kennen und spielen, hier werden Talente entdeckt, zuweilen auch Motivationshürden genommen. Aber längst nicht mehr jede Unterrichtsstunde findet unter dem ehrwürdigen Dach des alten Gebäudes statt. „Wir sind auch rausgegangen“, sagt Hecker und meint die fruchtbare Zusammenarbeit mit Kindergärten und Schulen, mit Pflegeeinrichtung und dem Jugendbereich der Katt. Und: „Zum Musikmachen gehört auch gemeinsames Musizieren“, sagt Hecker. Und deswegen sei die Arbeit der Ensembles und Bands so wichtig. Hier lernen Kinder und Erwachsene den gemeinsamen Klang der Instrumente kennen, werden Teil eines Ganzen.

Inzwischen hat eine Flöte die Geigentöne abgelöst. David Hecker ist in dem reich verzierten Flur des Gebäudes angekommen. Wie es weitergeht? „Wir haben alle Hände voll damit zu tun, zu erhalten, was wir haben“, sagt er. Das hat mit finanziellen Möglichkeiten zu tun, aber auch mit der Personallage. Nicht für jedes Instrument sind leicht Honorarkräfte zu finden.

Und dann gibt es da auch noch die ungeklärte Frage nach dem künftigen Standort. „Natürlich machen wir uns da Sorgen“, sagt er. Das Integrierte Entwicklungs- und Handlungskonzept hat einen Umzug ins Spiel gebracht: Auf dem Gelände der alten Ostschule soll ein soziokulturelles Zentrum entstehen, unter dessen Dach auch Volkshochschule und Musikschule einen Platz finden könnten. Gleichzeitig werden Pläne für die Bürgerhäuser geschmiedet. Einem Umzug steht Hecker offen gegenüber. Schließlich berge er auch Chancen – auf große Räume für Ensembleproben, auf Barrierefreiheit. „Ich verlasse mich nun darauf, dass man uns bei der Stadt auch weiterhin auf dem Schirm hat“, sagt er – die Kinder und Jugendlichen, die Melodien und Rhythmen.

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