Wermelskirchen Als Rentner im Ehrenamt aktiv: "Eine doppelte Freude"

Wermelskirchen · Der Spruch "Wer rastet, der rostet" ist ein oft bemühter Satz. Dennoch hat Peter Kirchertz diese Lebensweisheit zu seiner Maxime erkoren.

 Haben als Rentner im Ehrenamt eine Erfüllung gefunden (v.l.): Peter Kirchertz und Karl Vöhringer.

Haben als Rentner im Ehrenamt eine Erfüllung gefunden (v.l.): Peter Kirchertz und Karl Vöhringer.

Foto: Singer

Gemeinsam mit Karl Vöhringer (64 Jahre) ist der 66-Jährige ein Beispiel für die engagierten Rentner, die die neu gewonnene Zeit im Ruhestand als ehrenamtlich Aktive in den Dienst der Gesellschaft stellen. Über den Kontakt zur Wermelskirchener Freiwilligenbörse wirkten Kirchertz und Vöhringer anfangs erst im Reparaturcafé mit. Daraus entwickelten sich weitere Gespräche und Anfragen: Inzwischen schraubt das Duo nicht nur im Reparaturcafé, sondern auch in der Fahrradwerkstatt an der Luisenstraße und packt im Möbellager der Tafel sowie der Flüchtlingsinitiative "Willkommen in Wermelskirchen" mit an.

Beim Treffen in der Fahrradwerkstatt, wo gespendete Drahtesel für Bedürftige - insbesondere geflüchtete Menschen, um deren Mobilität zu sichern - wieder fit gemacht werden, können Karl Vöhringer und Peter Kirchertz die "Füße nicht still" halten: Schnell schnappen sie sich ein in die Jahre gekommenes, aber nicht vergammeltes Hercules-Fahrrad. Sie stellen die Bremsen ein und prüfen die Funktion der Beleuchtung. "Alle Räder, die die Fahrradwerkstatt verlassen, sind wieder verkehrssicher", sagen die beiden Rentner voller Inbrunst, Tatendrang und nicht ohne ein wenig Stolz.

"Ich wollte wieder gerne etwas handwerklich tun", erzählt Karl Vöhringer, der vor einem Jahr in Rente ging. Der Maschinenbau-Diplom-Ingenieur verbrachte die letzten Jahre seines 40-jährigen Berufslebens mit der Entwicklung von Software für Maschinen - hatte also naturgemäß weniger Schraubenschlüssel oder -dreher in den Händen: "Wenn wir ein Teil wieder in Gang bringen, etwas repariert haben, ist das ein Erfolgserlebnis für uns und denjenigen, der es nutzen kann." Das sei doppelte Freude. Dazu brächte der ehrenamtliche Einsatz soziale Kontakte mit sich. "Das tut gut", freut sich Karl Vöhringer. Dabei käme die Zeit für die Familie nicht zu kurz, beschreibt der verheiratete Vater dreier Kinder und Großvater zweier Enkelkinder.

Peter Kirchertz ist ebenso verheiratet, hat zwei Söhne und ein Enkelkind: "Die Termine meines ehrenamtlichen Einsatzes kriege ich gut hin." Und weiter sagt der Maschinenbau-Techniker, der im September 2016 in den Ruhestand ging: "Mir war schon vor der Rente klar, dass ich mich nach dem Berufsleben für eine gute Sache einsetzen will. Einfach den Hebel umlegen - das geht ja nicht." Kirchertz, der Sport treibt und begeisterter Motorradfahrer ist, sieht im Ehrenamt nicht nur Vorteile für andere, sondern ebenso für sich: "Ich bleibe körperlich und im Kopf fit."Beide genießen es, ihre Freizeit damit zu verbringen, mit Gleichgesinnten an Fahrrädern zu schrauben, Nähmaschinen oder Elektrogeräte zu reparieren oder Möbel zu transportieren sowie auf und ab zu bauen: "Die Mischung aus Leuten aus verschiedenen Berufszweigen ist klasse. Wir können uns gegenseitig helfen und lernen dabei etwas."

Vöhringer und Kirchertz sind sich einig: "Wo Lücken sind, wo man gebraucht wird, erfährt man oft erst durch den persönlichen Kontakt im ehrenamtlichen Einsatz selbst." Beide können sich sogar vorstellen, ihren Einsatz noch zu verstärken. Karl Vöhringer macht es konkret: "Für mich wäre Bildung von Kindern und Jugendlichen ein Thema. Im Moment habe ich dafür noch nicht richtig einen Ansprechpartner gefunden." Es dürfe nicht nur bei Vorsätzen bleiben, ist Peter Kirchertz überzeugt: "Es muss Spaß machen, man muss es wollen und man muss es tun. Das gilt auch für Rentner: Hauptsache man macht etwas!"

(sng)
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