Wermelskirchen Als noch die Massen kamen

Wermelskirchen · Förderverein und Stadtverwaltung blicken bei einer Jubiläumsfeier auf die Entwicklung des Freibades Dabringhausen zurück: Die Zeiten haben sich gründlich geändert. Nach der Blüte kam der Existenzkampf.

Dabringhausen Ein Turnpferd und 1,40 Meter Schlauch gehörten einst zur Inventarliste des Wald- und Strandbades Dabringhausen. Vor 75 Jahren wurde es eröffnet, ein guter Grund zu feiern, meinen jetzt Freibad-Förderverein und Stadtverwaltung. Was im Bild bei einer Fotoausstellung, die Klaus Wokurka und Katja Bannier derzeit zusammenstellen, am Jubiläumstag präsentiert wird, das wurde zum 60-Jährigen des Bades auch bereits in eine Chronik gefasst.

Und darin findet sich auch eine Inventarliste von 1938, die heutzutage schmunzeln llässt. Denn der erste Freibad-Chef, Bademeister Erich von Tegelen, hatte auch 31 Herrenbadeanzüge und 18 Badeanzüge für Damen zu verleihen. Ihm selbst standen zwei Badetrikots, eine blaue und eine weiße Strandhose zum Dienst zur Verfügung. Und seine Rundhütte durfte er mit vier Fenstergardinen schmücken. Denn die ersten Wirtschaftsräume und Umkleidekabinen waren noch hölzerne Rundhütten.

100 000 Badegäste im Jahr

Weniger schmunzeln, als vielmehr grübeln macht heutzutage aber der Rückblick auf die Besucherzahlen der Vergangenheit. So besuchten im Jahr 1964 insgesamt sage und schreibe 100 000 Menschen das Freibad Dabringhausen. 1994 waren es 67 000, 1989 aber "nur" 47 000, immerhin noch 10 000 mehr Badegäste als Wermelskirchen heute Einwohner hat. Und heutzutage sind es, wenn es hochkommt wie im "Spitzenjahr" 2003, gerade mal 3000 Badegäste, die in Dabringhausen gezählt werden. Dazu kommen zwar noch Badegäste in Dhünn und im Hallenbad, allerdings nur außerhalb der Sommerschließung. Doch in der Summe werden heute kaum mehr als 10 000 zahlende Besucher pro Jahr in drei Bädern erreicht.

Weil die Zahlen inzwischen immer mehr zurückgehen, das bergische Wetter aber auch vor 75, 60, 50 und 30 Jahren nicht besser war als es heute ist, wurde vor neun Jahren in Dabringhausen die Notbremse gezogen: Um das Freibad vor der Schließung zu bewahren, gründete sich der Förderverein. Der kämpft sich nun mit viel Eigenarbeit und immer wieder neu verhandelten Finanzmitteln der Stadt von Saison zu Saison.

Das Jubiläum wird denn auch gefeiert, um das Freibad Dabringhausen wieder ins öffentliche Bewusstsein zu rücken. Denn im Gegensatz zu vor 75 Jahren konkurriert es heute mit einer Vielzahl von anderen Freizeitangeboten.

(RP)
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