Wermelskirchen Achtung Wildwechsel!

Wermelskirchen · 49 Wildunfälle wurden in Wermelskirchen von Januar bis September registriert. In der dunklen Jahreszeit steigt die Gefahr von Zusammenstößen. Jäger sichern Straßen mit Reflektoren. Autofahrer sollten besonders aufmerksam sein.

Es passiert morgens gegen 8 Uhr. Ein mehr als 100 Kilogramm schwerer Hirsch wird in der vergangenen Woche auf einer Landstraße bei Bensberg von einem Kleintransporter erfasst, er wird über die Fahrbahn geschleudert und prallt gegen ein entgegenkommendes Auto. Der Kopf des Tieres durchschlägt die Windschutzscheibe, das Geweih des Achtenders verfängt sich im Lenkrad. Die Fahrerin wird schwer verletzt in ein Krankenhaus eingeliefert, das Tier verendet.

Nicht nur im Südkreis, auch in Wermelskirchen steigt jetzt in der dunklen Jahreszeit die Gefahr von Wildunfällen enorm. In den ersten neun Monaten des Jahres wurden 49 Unfälle registriert, berichtet Norbert Drekopf, Leiter des Hegerings Wermelskirchen, auf Anfrage. Verletzt wurde zum Glück niemand. Ein signifikanter Anstieg der Unfallzahlen sei nicht zu erkennen. Zum Vergleich: Im gesamten Jahr 2011 wurden 63 Zusammenstöße mit Wild bekannt. In 80 Prozent der Fälle würden Rehe angefahren. Aber auch Wildschweine oder Hirsche — wie eben im Südkreis zuletzt passiert — sind gefährdet.

Aufpassen in der Dämmerung

"Die meisten Unfälle passieren in der Dämmerung. Besonders jetzt, wenn es abends früher dunkel wird, ist die Gefahr besonders groß", betont Drekopf. Der Berufsverkehr verlagert sich durch die Zeitumstellung, Wildtiere befinden sich zum Beispiel auf Futtersuche und können jederzeit auf die Straße laufen. Besonders gefährlich seien neue Straßen, die durch Waldgebiete führen. "Wild behält die gewohnten Wechsel bei. Rehe, Hirsche und Wildschweine kennen keine Verkehrsregeln", sagt Drekopf. Er rät Autofahrern, in den kommenden Wochen besonders aufmerksam und vorsichtig zu fahren. Vor allem Schilder, die auf Wildwechsel hinweisen, sollten unbedingt beachtet werden, Autofahrer sollten in solchen Bereichen nicht schneller als 60 Stundenkilometer fahren.

Und wenn es zum Zusammenprall kommt? Drekopf rät: Lenkrad unbedingt festhalten, geradeaus lenken und abbremsen, hupen. Ganz wichtig: "Man sollte nicht versuchen, dem Tier auszuweichen. Solche Manöver enden oft am nächsten Baum." Zudem müsse man immer mit "Nachzüglern" rechnen, "ein Tier läuft selten allein über die Straße", weiß der Jäger. Autofahrer sollten nach einem Zusammenstoß mit einem Tier die Unfallstelle absichern und umgehend die Polizei verständigen.

Die Jäger in Wermelskirchen und im Kreis bemühen sich, die Zahl der Wildunfälle so gering wie möglich zu halten und somit die Gefahr zu reduzieren. Gefährdete Straßen werden regelmäßig kontrolliert, "wir versuchen, mit Blinklichtern, Reflektoren oder Duftkissen das Wild von den Straßen fernzuhalten", erzählt Drekopf. In manchen Bereichen werde auch verstärkt gejagt, um die Wilddichte zu reduzieren.

(RP/ac)
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