Rückblick Das Politische Jahr 2014 Acht Fraktionen im Rat, drei Schuldörfer und Durcheinander beim Radverkehr

Wermelskirchen · In wenigen Stunden ist das Jahr 2014 Geschichte. Hier kurz die wichtigsten politischen Ereignisse im abgelaufenen Jahr.

 Die Marmorplatten der Rathausfassade werden demontiert.

Die Marmorplatten der Rathausfassade werden demontiert.

Foto: Moll, Hertgen, Teifel

Durchatmen aller Orten - das Jahr 2014 ist in wenigen Stunden Geschichte. Heute Nacht wird es mit lauter Knallerei verabschiedet. Und die meisten Mitbürger begrüßen das Jahr 2015 mit guten Vorsätzen. Was bleibt da politisch noch von 2014 in Erinnerung?

 Wird es noch mal einen gegenläufigen Radverkehr auf der Telegrafenstraße geben?

Wird es noch mal einen gegenläufigen Radverkehr auf der Telegrafenstraße geben?

Foto: Moll, Hertgen, Teifel

Wahl Die Kommunalwahl im Mai ordnete die politischen Mehrheiten neu. Die CDU legte nicht nur um knapp acht Prozent zu, sie ist damit weiterhin stärkste Fraktion. Und sie hat, im Gegensatz zu den vergangenen Jahren, diese Stärke umgesetzt in eine Mehrheit: Gemeinsam mit dem Bürgerforum und den Grünen bilden diese drei Fraktionen eine bürgerlich-grüne Verbindung. Als zusätzliche vierte Kraft steht ihnen die SPD nahe, ist aber keine Verbindung eingegangen. Dabei sind WNKUWG und FDP in die Opposition gedrängt worden. Als Fraktionen treten in dieser Legislaturperiode auch die Linken an - sie sitzen mit zwei Abgeordneten im Stadtrat. Auf der Welle des bundesweiten Erfolgs zog auch die AfD mit zwei Mitgliedern in den Stadtrat ein.

 Schlüsselübergabe vor dem Schuldorf Realschule (v.l.): Bernd Bonsch, Schulleiterin Birgit Sköries und Bürgermeister Eric Weik.

Schlüsselübergabe vor dem Schuldorf Realschule (v.l.): Bernd Bonsch, Schulleiterin Birgit Sköries und Bürgermeister Eric Weik.

Foto: Moll, Hertgen, Teifel

Mehrheiten Die neue Mehrheit zeichnete sich schon vor der Kommunalwahl ab, als es SPD, CDU, Bürgerforum und Grüne einem Lebensmittel-Vollsortimenter auf der Rhombus-Brache eine Absage erteilten. Diesen Plan hatte der Solinger Investor Kleinpoppen am Jahresanfang den Politikern vorgestellt. Die Mehrheit will jedoch den Loches-Platz entwickeln - und dort als Magneten einen großen Lebensmittelmarkt ansiedeln. Ob dies gelingt, ist derzeit offen. Es gibt Interessenten, die so etwas gern verwirklichen möchten.

Doch nach wie vor ist der Loches-Platz ein zentraler Park- und Kirmesplatz; ob mit einem Vollsortimenter auf dem unteren Loches-Platz dann auch noch freies Parken im jetzigen Umfang möglich wird, soll ein neues Verkehrsgutachten beantworten. Das jedenfalls wurde in Auftrag gegeben. Geklärt werden soll, ob die vorhandenen Straßen wie zum Beispiel (obere) Eich die Verkehrsströme zu einem Vollsortimenter auf dem Loches-Platz aufnehmen können. Offen ist auch, ob bei zunehmender Verkehrsbelastung der Radverkehr in der jetzigen Form noch möglich sein wird.

Gutachten Für einen Verbrauchermarkt auf dem Loches-Platz sprach sich die lang erwartete Fortschreibung des Einzelhandelsgutachtens aus. Der Platz müsse gut entwickelt werden - er sei zu schade als Parkplatz und für einen Discounter. Der Gutachter machte den Wermelskirchenern aber auch klar: Die Stadt müsse als Wohlfühlstadt positioniert werden. Schuldörfer Wermelskirchen hat nun drei Schuldörfer - und die Entscheidung zum Bau der neuen Waldschule ist ebenfalls gefallen. An der Realschule war das Schuldorf notwendig geworden, weil die PCB-Belastung unerträglich wurde - sie war auch durch Sanierungsmaßnahmen nicht in den Griff zu bekommen. Zuletzt war auch die Turnhalle gesperrt worden. Sie wurde abgerissen, an dieser Stelle wuchs das neue Schuldorf. Es wird solange dort stehen, bis die Realschule ausläuft. Die Nutzungszeit des Schuldorfs ist vertraglich auf 49 Monate ausgelegt.

Mit der Neugründung der Sekundarschule steuert auch die Hauptschule auf ihr Ende zu. Beide Schulen sind in einem Gebäudekomplex untergebracht - da ist es eng. Deshalb wurden dort weitere Klassenräume in einem kleinen Schuldorf gebaut. Da der belgische Hersteller erhebliche Probleme hatte, verzögerte sich die Fertigstellung um Monate. Das gilt auch fürs dritte "Schuldorf" an der Schwanenschule. Dort hat die Ogata neue Räumlichkeiten bekommen. Die Grundschule Ost, zurzeit im Erweiterungsbau der Hauptschule untergebracht, soll 2015 in ihr neues Domizil ziehen - der zu bauenden Waldschule am Vogelsang.

Polizeiwache Hiobsbotschaft für Wermelskirchen: Die Kreispolizeibehörde gab im August bekannt, dass Wermelskirchen seine Polizeiwache doch verlieren wird. Sie wird in Hilgen gebaut. Der zweitgrößten Stadt im Kreis bleibt lediglich eine Bezirksdienststelle. Der Vertrag ist unterzeichnet, zum Jahreswechsel 2015/2016 soll sie bezogen werden. Bürgermeister Eric Weik hält dies für eine große Fehlentscheidung. "Die heutige Wache wurde mit Steuergeldern für die Polizei gebaut und geplant und an die Bedürfnisse angepasst. Jetzt wird acht Kilometer entfernt für viel Geld ein neues Gebäude gebaut. Für die Mietkosten muss das Land aufkommen. Dabei ist es doch pleite." Rathaus-Fassade Eigentlich haben wir uns seit Juli 2005 an das Bild gewöhnt: Das Bürgerzentrum ist eingerüstet. Es sieht nicht schön aus, und man hat mit seinen Besuchern immer ein Gesprächsthema. Im Herbst nun wurde mit der Sanierung begonnen - eine Alublech-Fassade wird künftig das Bürgerzentrum zieren.

Radeln in der Innenstadt Der Radverkehr und kein Ende. Eine Ratsmehrheit zwang den Bürgermeister 2013 dazu, den 2012 eingeführten gegenläufigen Radverkehr auf der Telegrafenstraße zu beenden. ADFC-Mitglied Frank Schopphoff klagte gegen diese Entscheidung - und erlitt vor wenigen Wochen eine Niederlage vor dem Verwaltungsgericht. Aufgrund eines Formfehlers wurde die Klage gar nicht erst angenommen. Für diese Aussage brauchte das Verwaltungsgericht aber einige Monate. Und dann, knapp zwei Wochen später, die Überraschung: Petitionsausschuss und Landesverkehrsministerium sehen kein Problem darin, auf der Telegrafenstraße einen gegenläufigen Radverkehr einzurichten. Nun soll's wohl das Verkehrsgutachten richten, das 2015 erwartet wird.

Haushalt Mit einem Defizit von 9,5 Millionen Euro geht Wermelskirchen ins Jahr 2015. Damit lässt sich kein Staat gewinnen - und wenn eine Stadt in der Haushaltssicherung ist, regiert der Rotstift. Denn eine neue Feuerwache muss gebaut und auch die Kosten für die Schulbauten müssen finanziert werden. Gleichzeitig ist da ein sanierungsbedürftiges Hallenbad, das angesichts der Energiebilanz ein Eurograb ist. Und dann wollen die Fußballvereine am liebsten noch mehrere Kunstrasenplätze haben. Wie's finanziert werden soll, weiß nur ein Verein - der DTV. Der bringt eigenes Kapital ein. Die Entscheidung über den Standort und Bau soll aber in 2015 getroffen werden.

(RP)
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