Leverkusener Kreuz Spediteure sehen "Verzögerungs-Katastrophe" bei A1

Radevormwald · Die Ankündigung des Landes, bei der geplanten A1-Schnellspur gebe es personalbedingt Verzögerungen, alarmiert die Wirtschaft. Man habe sich bei der A1 "ans Staatsversagen schon fast gewöhnt", kritisiert ein Verbands-Geschäftsführer.

 Und täglich grüßt der Stau auf der A1 aus Richtung Burscheid vor und im Leverkusener Kreuz - eine Zusatzspur soll die Sache entschärfen, lässt aber noch auf sich warten.

Und täglich grüßt der Stau auf der A1 aus Richtung Burscheid vor und im Leverkusener Kreuz - eine Zusatzspur soll die Sache entschärfen, lässt aber noch auf sich warten.

Foto: Uwe Miserius (Archiv)

Sie war als Schnellspur angekündigt, doch die durchgehende A1-Fahrspur durchs Leverkusener Kreuz, die helfen soll, sich nicht im Stau des Verkehrsknotenpunktes zu verfangen, lässt nun auf sich warten. Nicht einmal die Ausschreibung für das Projekt ist bisher auf den Weg gebracht. Ein Sprecher der Autobahnbehörde Straßen.NRW nannte als Grund unter anderem Personalknappheit. Die Idee klingt eigentlich gut: Fahrzeuge aus Richtung Burscheid sollen auf der A 1 vor dem Autobahnkreuz auf eine eigene Spur auf der Gegenfahrbahn geleitet werden. Die führt dann "einmündungsfrei" bis hinter die Abfahrt zur A 3. Die Planer hoffen, dass der Verkehr schneller fließt, da es keinen Einfädelstau durch die A 3 mehr gibt.

Doch bis dahin vergeht noch Zeit - und Roman Suthold wird auf der Fahrt nach Köln noch öfter ab Burscheid im Stau stehen und beobachten, "wie Lkw-Fahrer auf dem Standstreifen anhalten, weil sie Ruhezeiten sonst nicht einhalten können". Der Leiter des Bereiches Verkehr und Umwelt beim ADAC Nordrhein kann nicht nachvollziehen, "dass diese Spur nicht höchste Priorität genießt". Denn die Dauerstaus schadeten nicht nur der Wirtschaft, sie erhöhten auch das Unfallrisiko.

Schaden für die Wirtschaft? Legt man diesen Maßstab an, kommen Rüdiger Ostrowski beinahe die Tränen. Der Geschäftsführer des Verbandes Spedition und Logistik NRW nimmt kein Blatt vor den Mund: "Bei der Thematik rund um die A 1 und die Leverkusener Rheinbrücke hat man sich ans Staatsversagen doch schon fast gewöhnt", kritisiert der Verbandsfunktionär.

Demo gegen A1-Stelze in Leverkusen
10 Bilder

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Foto: Miserius, Uwe

Schon die Konstruktion der alten Brücke sei ein Desaster gewesen, bemängelt Ostrowski. Die funktioniere wie ein umgekehrter Regenschirm - mit den größten Vibrationsstellen an den Außenseiten: "Und dort fahren nun einmal die Lkw." Da weitere Brücken in ähnlich schlechtem Zustand seien, stehe man nun vor der paradoxen Situation, "dass 40-Tonner nur noch über die Kölner Südbrücke fahren dürfen - und das an einem der größten Verkehrsknotenpunkte". Beim Bundesverband Verkehrswirtschaft und Logistik fürchtet man eine "Verzögerungskatastrophe". Sprecher Marcus Hover warnt: "Die Zusatzspur ist nur ein Element, aber solche Verzögerungen dürfen nicht dazu führen, dass der avisierte Baubeginn für die Brücke im Jahr 2017 am Ende auch noch verschoben wird. Das wäre das Schlimmste."

Das Land sprach mit seinem Landesbetrieb und befand: Alles in Ordnung. So könnte man, stark verkürzt, die Reaktion des NRW-Verkehrsministeriums auf Vorwürfe von Spediteurs-Verbänden beschreiben, die die verspätete Ausschreibung für die geplante A1-Schnellspur kritisiert hatten.

Ein Sprecher des Verkehrsministeriums in Düsseldorf antwortete schriftlich, man habe "den Landesbetrieb um Berichterstattung gebeten. Der Bericht liegt jetzt vor". Ergebnis: "Eine ,Verzögerungskatastrophe' ist hier nicht erkennbar." Die Maßnahme stehe unmittelbar vor der Ausschreibung und werde bis Juni realisiert. "Personalengpässe können wir von hier aus nicht bestätigen" heißt es weiter: "Alle Maßnahmen rund um den Hotspot Köln werden mit höchster Priorität betrieben." Für die neue Schnellspur muss laut Ministerium "der Standstreifen ertüchtigt werden", über den der schwere Lkw-Verkehr in Richtung Dortmund fließen soll.

Das habe eine Untersuchung (Bohrkernanalyse, Begutachtung, Identifizierung von Gefahrenstellen) gezeigt: "Belastbare Ergebnisse liegen Straßen.NRW seit November vor. Die Arbeiten werden zusammen mit der Gesamtmaßnahme ausgeschrieben", betont der Ministeriumssprecher.

Weiterer Zeitplan: "Die Ausschreibung aller Maßnahmen sowie die Abstimmung mit der Bezirksregierung werden zeitnah abgeschlossen, so dass das Vergabeverfahren für eine bundesweite Ausschreibung am 25. Februar mit einer sehr knappen Zuschlagsfrist begonnen werden kann."

(RP)
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