Wermelskirchen "500 Kinder, das sind doch keine Restschüler"
Wermelskirchen · Der Schultyp Hauptschule wird in Wermelskirchen auslaufen: Da ist sich der jetzige Leiter der Hauptschule, Gebhard Lehr, sicher. Ob die "Abwicklung" bereits mit dem neuen Schuljahr ansetzt, indem nur noch eine Klasse gebildet werden kann, oder durch Nachmeldungen etwas aufgeschoben werden kann: "Unsere Hauptschule hat auf Dauer keine Existenz mehr", sagte der Schulleiter, wie wir berichteten, in dieser Woche. Aber der Direktor des Kreisschulamtes, Herbert Schiffmann, appelliert: "Es geht jetzt um die Psychologie. Die Schüler dürfen nicht wie Restschüler abgetan werden. Immerhin besuchen noch 500 Jugendliche diese Schule, das sind 20 Prozent der Jugendlichen in Wermelskirchen. Und 500 Kinder sind keine Restschüler," betont Schiffmann.
Stolz, ein Hauptschüler zu sein
Er hat die Hauptschule Wermelskirchen elf Jahre lang geleitet, bevor er nach Bergisch Gladbach ins Kreisschulamt wechselte. In Wermelskirchen hat er mit den Lehrern das Schulprogramm aufgebaut, das bis heute gilt und weiterentwickelt wurde. Schiffmann sagt: Den Hauptschülern dürfe jetzt nicht der Eindruck vermittelt werden, sie seien "das Letzte", etwas, das nur noch abgewickelt werde. Die Wermelskirchener Hauptschüler hätten ein Recht darauf, selbstbewusste, stolze Menschen zu sein und dürften jetzt nicht als ein Problem betrachtet werden, das es zu lösen gilt. "Nicht die Hauptschpüler sind das Problem. Wermelskirchen hat jetzt durch die aktuelle Entwicklung ein Problem mit allen Schulen und Schülern", sagt Schiffmann, der sich aus alter Verbundenheit zu Wermelskirchen immer noch ganz besonders über die Entwicklungen vor Ort auf dem Laufenden hält. Er macht den Hauptschülern Mut: "Sie sollen alle mit erhobenem Kopf durch die Stadt gehen können." Niemand habe das Recht, ihre Schule vorzeitig für tot zu erklären.
Auch der ehemalige Hauptschulleiter Helmut Fuchs hofft, dass die Hauptschüler jetzt nicht psychologisch noch mehr ins Abseits gedrängt werden, als es ohnehin schon immer wieder in der Gesellschaft der Fall sei. "Wir haben immer besonderen Wert darauf gelegt, das Selbstvertrauen unserer Schüler zu stärken. Denn viele kamen zu uns und hatten jedes Selbstwertgefühl verloren", erinnert sich Helmut Fuchs. Gerade jetzt sei es daher umso wichtiger, die Hauptschüler zu bestärken und zu bestätigen, sagt der Pädagoge.