Wermelskirchen 2009: Das Wahlkampfjahr

Wermelskirchen · Einen unerbittlichen Kommunalwahlkampf führen CDU und SPD, die sich schon als Sieger fühlen. Am Ende fallen sie in Schock-Starre, als Eric Weik haushoch wiedergewählt wird. Mit ihrem Wahlkampfschwerpunkt Loches-Platz haben CDU/SPD der Stadt einen Bärendienst erwiesen.

Der Kommunalwahlkampf bestimmt fast das gesamte Jahr 2009 in Wermelskirchen. CDU und SPD schließen sich zusammen und stellen den parteilosen Remscheider Polizeibeamten Hans-Dieter Husfeldt als ihren Bürgermeisterkandidaten auf. Überraschend meldet sich Ulrich Kowalewski seinerseits für eine unabhängige Kandidatur an. Die CDU hat ihn als "altes" Parteimitglied nicht aufgestellt, weil die SPD Kowalewski nicht mitgetragen hätte. Einen prominenten Unterstützer findet Kowalewski in dem Mitbegründer der CDU Wermelskirchen und ehemaligen Bundestagsabgeordneten Gerhard Braun.

Der amtierende Bürgermeister Eric Weik hat zwar schon bei seiner "Geburtstags-Kundgebung" im November 2008 durchblicken lassen, dass er wieder kandidieren wird. Er erklärt sich aber erst kurz vor Ablauf der Frist, "damit er noch möglichst lange arbeiten kann", wie er sagt. Inzwischen tobt ein ungewöhnlich harter Wahlkampf, in dem sich CDU und SPD schon als Sieger fühlen. Der Schock sitzt umso tiefer, als Weik furios mit 62,5 Prozent wiedergewählt wird. Damit verschieben sich im Stadtrat, der mit 62 Mitgliedern nun noch größer wird, die Mehrheitsverhältnisse. Das "Regenbogen-Bündnis", das sich aus BüFo, WNKUWG, FDP und Grünen zusammenfindet, hat einen Ratssitz mehr als CDU und SPD. Die beiden ehemals großen Parteien verharren nach der Kommunalwahl zunächst lange in Schockstarre. Doch dann beginnt das Umdenken und Einlenken, erstmals werden Fehler zugegeben.

Das den Wahlkampf bestimmende Thema ist der Loches-Platz. Der Bochumer Investor Gerhard Uhle steht zwar vor dem Wahlkampf schon startbereit, sowohl den Loches-Platz zu bebauen, als auch das Ring-Kaufhaus wieder "flott zu machen". Aber CDU/SPD und ihr Kandidat Hans-Dieter Husfeldt setzen sich mit ihrer Forderung nach einer EU-Ausschreibung für den Loches-Platz durch. Die fünf Bewerber, inklusive Gerhard Uhle, die sich daraufhin einstellen, können aber allesamt die Hürden nicht nehmen. Denn die vom SPD-Fraktionsvorsitzenden Jochen Bilstein und dem Dezernenten Jürgen Graef formulierte Ausschreibung stellt sich als juristisch fehlerhaft und inhaltlich nicht erfüllbar heraus.

Der Rat muss nach der Kommunalwahl die EU-Ausschreibung wieder aufheben. Ob es eine neue gibt, steht noch aus. Gewartet wird auf die Entscheidung des Europäischen Gerichtshofes. CDU/SPD haben ihr Wahlkampfziel einer möglichst schnellen Bebauung des Loches-Platzes damit nicht erreicht. Im Gegenteil: Der Zeitpunkt einer Bebauung ist in unabsehbare Ferne gerückt. Doch Uhle kauft das ehemalige Ring-Kaufhaus nun auch ohne den Loches-Platz, wie er kurz vor Weihnachten bekannt gibt.

Plötzlich Außengastronomie

Erfreuliches tut sich indes auf der Eich: Trotz heftiger Debatten über die Aufhebung des provisorischen Kreisverkehrs sind die Wermelskirchener begeistert, als der Bereich im Sommer fertiggestellt wird. Außengastronomie wird plötzlich mitten in der Stadt möglich. Die Bürger erfreuen sich an einem beinahe schon mediterranen Flair. Einzig die Verkehrssituation stellt sich immer noch als nicht optimal heraus.

Rundherum zufrieden sind nach fast zehnjähriger Wartezeit jetzt endlich die Lehrer der Pestalozzischule. Sie können nun in den modernsten Schulbau der Stadt einziehen. 10,5 Millionen Euro hat der Neubau gekostet, der mit einer Vielzahl von Pannen behaftet war.

(RP)
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