Wermelskirchen 140.000 Radler auf der Balkantrasse

Wermelskirchen · Immer mehr Bürger steigen in ihrer Freizeit aufs Rad um und scheinen die Trasse zu genießen. Es ist ein Geschäft für Gastronomie und Handel, das langsam aber stetig wächst. Das spüren inzwischen auch Restaurants und Hotels.

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Spätestens seit der Eröffnung der Radtrasse ist in Wermelskirchen ein Radfahrboom spürbar, denn Drahtesel haben sich in den vergangenen Jahren mehr und mehr ins Stadtbild gefügt. Diesen Trend bestätigen Wermelskirchener Hoteliers und Gastronomen - belastbare Zahlen nennt aber niemand. Die Befragten freuen sich aber alle über diese Welle und hoffen, dass sie nicht abebbt. "Es gibt im Bereich des Radfahrtourismus einen extremen Anstieg, es ist auffällig mehr geworden", beobachtet Christian Warnke, Betreiber des Hotels "Zum Schwanen" und Sprecher des Gastronomie-Arbeitskreises beim Marketingverein "Wir in Wermelskirchen" (WiW). Fakten indes liefert die Stadt: Seit Juni 2015 waren rund 140.000 Radfahrer in beiden Richtungen unterwegs.

Klar ist für Warnke: "Diese Entwicklung gibt es seit etwa vier Jahren. Dazu schreibt sich bisher noch keiner bewusst Zahlen auf. Noch ist der Bereich der Radfahrer zu klein, um eine Säule des Betriebs zu sein. Ein richtiges Resümee werden wir erst in vier oder fünf Jahren ziehen können." Der Hotelbetreiber ist froh, dass er sein Hotel als Radfahrbetrieb durch den Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC) hat zertifizieren lassen - eine Maßnahme, die Kunden bringt. "Das war ein richtiger Schritt. Das hat Zukunft, Urlaub in Deutschland sowieso. Davon können wir profitieren", ist Warnke überzeugt. Es gehe hierbei in erster Linie um Übernachtungen mit Frühstück, eventuell mit Abendessen - im Restaurant sei es weniger spürbar.

Ebenso sieht es Tina Jörgens vom Hotel "Zur Eich": "Wir merken das vor allem bei den Übernachtungen sehr häufig. Gerade größere Gruppen wollen natürlich ihre Fahrräder über Nacht gut einstellen können. Erst am vergangenen Wochenende hatten wir noch eine Fahrradfahrergruppe im Haus." Allerdings: Nicht immer wüssten die Hoteliers von den Radfahrern. "Nicht jeder kündigt sich bei der Reservierung als Radfahrer an. Wieder andere halten spontan in Wermelskirchen und bleiben über Nacht", sagt Tina Jörgens, die nicht allein die Radtrasse als Grund für den Radelboom sieht: "Die E-Bikes haben es sehr erleichtert, das Bergische Land mit dem Fahrrad zu erkunden. Das macht es älteren Menschen ebenso möglich. Für viele zählt ja der Freizeit- und weniger der Sportaspekt." Es kämen genauso Fahrrad- wie Motorradfahrer als auch Pilger. "Diese Entwicklung darf gerne so weiter gehen und gerne mehr werden", hofft Jörgens.

Ins Café Wild kommt regelmäßig ein junges Paar mit dem Fahrrad aus Köln, um eine Tasse Kaffee und ein Stück Kuchen zu genießen. "Seit der Eröffnung der Radtrasse schlägt sich eine Zunahme an Kundschaft aus den Radfahrerkreisen auf jeden Fall nieder. Das ist ganz toll", lobt Thomas Wild. Für den Konditormeister steht diese Entwicklung ganz klar mit der Radtrasse in Verbindung: "Mit der Trasse kamen die Radler!" Radfahrfreunde aus Hückeswagen, Lennep oder Marienheide kämen regelmäßig ins Café Wild, wenn auch wetterabhängig. Wild beobachtet Ausbaufähiges: "Manch einer kommt das erste Mal bei einer Fahrradtour durch Wermelskirchen und dann später ganz ohne Fahrrad gerne wieder."

In dieser möglichen Wiederkehr sieht ebenso der WiW-Vorsitzende Dankmar Stolz eine Chance: "Die Radtrasse führt glücklicherweise durch die Stadt. Das erhöht die Wahrnehmung." Gastronomen und Einzelhändler müssen sich mehr und mehr auf Radfahr- und Ausflugstourismus einstellen", gibt der WiW-Vorsitzende Stolz eine klare Empfehlung aus.

(sng)