Worte zur Woche Anreize zur Müllvermeidung schaffen

Wegberg · Die Stadt Wegberg hat in dieser Woche die Weichen für das Thema Abfallentsorgung ab 1. Januar 2021 gestellt.

 Das Wiegesystem beim Restabfall bleibt in Wegberg bestehen. Darüber wird in der Mühlenstadt seit Jahren heftig gestritten.

Das Wiegesystem beim Restabfall bleibt in Wegberg bestehen. Darüber wird in der Mühlenstadt seit Jahren heftig gestritten.

Foto: Mags

Für die Bürger der Mühlenstadt gibt es drei wesentliche Erkenntnisse: Erstens: Die Biotonne kommt auf freiwilliger Basis. Zweitens: Die Stadt richtet eine eigene kommunale Grünannahmestelle ein. Und drittens: Das Wiegesystem beim Restabfall bleibt bestehen.

Über letzteren Punkt wird in der Mühlenstadt seit Jahren heftig gestritten. 2013 sammelten die Freien Wähler Wegberg (FWW) mehr als 3000 Unterschriften gegen das Verwiegesystem. Das Hauptargument von FWW-Chef Thomas Nelsbach und seinen Mitstreitern: Das Wiegesystem benachteiligt Familien und Pflegebedürftige, da Windeln über die Restabfalltonne entsorgt werden müssen und ein hohes Gewicht haben. Das Wiegesystem führt nach Ansicht der Freien Wähler auch dazu, dass vieles, was eigentlich über die graue Restmülltonne zu entsorgen ist, aus Kostengründen in der gelben oder grünen Tonne landet und manche ihren Restmüll in benachbarten Städten oder sogar illegal als wilden Müll in der Landschaft entsorgen.

Die Argumente der Freien Wähler sollte man ernst nehmen. Sie sind jedoch nicht dazu geeignet, die Vorteile des Wiegesystems grundsätzlich in Frage zu stellen. Die Wegberger Stadtverwaltung vermeldet keinen signifikant höheren Anteil von wildem Müll im Vergleich zu den Nachbarstädten. Auch die Frage, ob die Fehlbefüllungsquote in der Mühlenstadt tatsächlich höher ist als dort, wo sich die Gebühr für den Restmüll nach Volumen berechnet, bleibt offen – weder von der Stadt noch vom Entsorger wird darüber Statistik geführt.

 RP-Redakteur Michael Heckers.

RP-Redakteur Michael Heckers.

Foto: Laaser, Jürgen (jl)

Vor diesem Hintergrund und unter Berücksichtigung der Erkenntnisse aus dem Fachgutachten hat sich der Ausschuss für die bessere Variante entschieden. Hätte sich der Ausschuss für eine volumenabhängige Gebühr ausgesprochen, wären alleine durch die Systemumstellung Kosten entstanden, die dem Bürger nicht zu vermitteln sind. Aus dem Gutachten des Düsseldorfer Fachbüros geht hervor, dass die Abschaffung der Verwiegung Mehrkosten von rund 13 Prozent nach sich gezogen hätten.

Das wichtigste Argument für das Wiegesystem ist jedoch, dass es einen höheren Anreiz zur Müllvermeidung bietet als das volumenabhängige System. Die Ausschussmitglieder haben außerdem signalisiert, dass sie bereit sind, die offenkundigen Schwächen des Wiegesystems abzustellen. So soll geprüft werden, ob die Stadt Wegberg in Zukunft Familien mit Kleinkindern unter zwei Jahren eine Rolle mit beispielsweise zehn Windelsäcken gebührenfrei zur Verfügung stellen könnte. Die Kosten dafür müssten über den allgemeinen Haushalt finanziert werden. Möglich ist dieser Schritt aber erst dann, wenn die Stadt Wegberg das Haushaltssicherungskonzept in voraussichtlich zwei Jahren erfolgreich hinter sich gelassen hat und wieder freiwillige Leistungen beschließen darf.

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